Alien Earth - Phase 3
Ihre Seelen werden vom irdischen Elend erlöst und kommen in den Himmel. Und was die Übrigen angeht … je größer die Gemeinschaft, desto besser die Aussichten, dass einige überleben.«
»Du klingst, als würdest du das auch glauben.«
»Nein. Wäre ich sonst hier?«
»Das stimmt. Du wolltest etwas anderes. Du wolltest zu den Aliens.«
»Ja.«
»Was sagt deine Gemeinschaft zu den Aliens?«
Der Junge zuckte die Achseln. »Nichts. Die Aliens sind ihnen egal. Sie glauben an den Weltuntergang. Ob Aliens ihn bringen oder Menschen - was macht es schon für einen Unterschied?«
Was für ein elender Haufen von Spinnern!, wollte Wilbur entgegnen, aber er schluckte die Bemerkung herunter. Er wollte den Jungen nicht verletzen, nicht mit ihm streiten. Nicht so kurz vor dem Ende.
Die Aliens sind ihnen egal.
Blanker Unsinn. Seit das Schiff der Seelenspringer seine Position im Orbit bezogen hatte, war nichts auf der Erde geschehen, was nicht mit den Aliens zu tun gehabt hätte. Absolut nichts. Und doch … Wilbur stellte sich vor, die Aliens - Springer und Bewahrer, alle - würden in diesem Augenblick so abrupt verschwinden, wie sie gekommen waren. Die Seelenspringer würden in neue Körper auf einem anderen Planeten fliehen, und die Seelenbewahrer würden abziehen, weil es nichts mehr auf der Erde gab, was ihr Interesse geweckt hätte. Was dann?
Was wäre anders?
Was, wenn die Seelenspringer niemals zur Erde gekommen wären? Wenn Pasong und seine Gefährten sich einen anderen Planeten als die Erde, andere Wesen als Fluchtpunkte für ihre Seelen ausgesucht hätten?
Was wäre geschehen?
Wilbur glaubte, die Frage für sich selbst beantworten zu können. Er wäre weitergedriftet, von Werkstatt zu Werkstatt. Er hätte seine Wut auf diese Welt und ihre Menschen weggesoffen, weil es nur diese eine Welt mit ihren Menschen gab - und Wilbur so sehr er unter diesem Leben litt und gleichzeitig zu sehr an ihm hing, als dass er den Mut gehabt hätte, ihm ein Ende zu machen. Wilbur wäre weitergedriftet, bis man ihn weggesperrt oder der Alkohol seine Leber aufgefressen hätte - oder ihm irgendwann der Faden gerissen wäre. Und Wilbur wäre mit der Waffe in der Hand auf die Straße gerannt, um es der Welt heimzuzahlen und sich anschließend selbst zu richten, wenn er denn endlich den Mut dazu gefunden hätte. Wie auch immer er geendet wäre: Wilbur wäre mit Wut im Bauch gestorben und in dem Wissen, dass sein Leben ohne Bedeutung gewesen war, verschwendet.
Wilbur sah zur Erde. Der Anblick zerriss ihn. Die Staub- und Rauchwolken waren klaffende Wunden, Wunden in seinem eigenen Fleisch. Seine neuen Sinne ließen sich nicht ablenken. Jeder neue Mord, jedes weitere verlorene Leben nahm
Wilbur mit, ließ ihn tiefer verzweifeln. Ganz gleich, was er tat, er trug einen Teil der Schuld für das Sterben. Verweigerte er sich Pasong, würden Menschen sterben. Viele Menschen. Weigerte er sich dann immer noch, würden viele weitere sterben. Und so würde es weitergehen, bis niemand mehr zum Sterben übrig war. Und wenn er nachgab? Pasong wäre tatsächlich allmächtig. Der Alien würde Herr über das Atompotenzial der Erde und das Abwehrnetz sein. Er würde den Kampf gegen die Seelenbewahrer weiterführen, im Orbit und auf der Erde. Er würde Welle und Welle von Angreifern abwehren, und diejenigen, die durch das Abwehrnetz schlüpften, würde er von seinen Kriegern des Armageddons und von GenMods jagen lassen, sie im Atomfeuer verbrennen. Er besaß es zehntausendfach. Pasong würde so lange kämpfen, bis die Erde eine sterile Wüste war.
Wilbur hatte genug davon. Von allem. Er wollte weg. Einfach nur weg. Aber vorher, vorher …
Er sah zu dem Jungen. »Rudi«, sagte er, »kennst du dieses Gefühl, die Schnauze von dem Wahnsinn dort unten gestrichen voll zu haben? Es diesen Idioten, Menschen, Aliens, GenMods und was weiß ich wem endlich zu zeigen, ihnen die Waffen und Spielzeuge aus den Händen zu schlagen? Ein Zeichen zu setzen, wie es die Welt noch nicht gesehen hat - und dann einfach abzuhauen und nie mehr zurückzublicken?«
Der Junge sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Dann weiteten sich seine Augen, und er nickte.
Rudi hatte verstanden.
»Gut«, sagte Wilbur. »Worauf warten wir eigentlich noch?«
Jesusjetztwillichesaberwissen. ( Profil ) 4. 1. 2067, 20 Uhr 31 (GMT)
Da haben wir den Sch… ich meine, den Salat! Keine 24 Stunden, und Pasong bläst uns alle in die Luft!
Der Alienator. ( Profil ) 4. 1. 2067,
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