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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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besaß, postete sie im AlienNet. Wilbur wurde bekniet, um Gottes/der Menschen/der Kinder dieser Welt willen dem Ultimatum nachzugeben. Er wurde bekniet, um Gottes/der Menschen/der Kinder dieser Welt willen dem Ultimatum zu trotzen.
    Wilbur blieb nichts davon verborgen. Und Wilbur, der alle Macht der Welt besaß, war machtlos. Er und Rudi hatten keine Minute geschlafen, seit Pasong das Ultimatum ausgesprochen hatte. Sie waren jede Möglichkeit durchgegangen, die ihnen eingefallen war. Ein Hilferuf an die Seelenbewahrer? Sinnlos. Hunderttausende Hilferufe waren in den letzten Wochen an sie gegangen, keiner war beantwortet worden. Rodrigo und Hero? Sie sandten ihnen eine Nachricht. Es kam keine Antwort. Mit Pasong verhandeln? Keine Antwort. Ein Appell an die Regierungen der Atommächte? Keine Antwort. Die Seelenspringer angreifen? Unmöglich. Ihre Stadt lag elf Kilometer unter dem Meer. Selbst wenn Wilbur alle 60 000 Patronenschiffe auf sie hätte stürzen lassen, hätte er nicht einmal an ihrem Dach gekratzt.
    Es gab keinen Ausweg. Wilbur blieb nichts, als zuzusehen und zu warten. Was immer nach Ablauf des Ultimatums geschah, Wilbur würde es aus sicherer Warte verfolgen. Hero hatte gut vorgesorgt. Als hätte er geahnt, was geschehen würde. Die Superhero bot Wilbur und dem Jungen auf Jahre hinaus Wasser, Essen, Wärme und Luft. Sie …
    »Wilbur?«
    Der Junge schwebte neben ihm. In einer Hand hielt er einen Becher mit Saugverschluss, in der anderen eine Tube mit püriertem Essen.
    »Nimm schon, Wilbur!« Der Junge streckte ihm seine Gaben entgegen.
    »Ich habe keinen Hunger«, brummte Wilbur, verärgert darüber, aus seinen Gedanken gerissen worden zu sein - und dankbar dafür, ohne dass er es sich oder dem Jungen hätte eingestehen können.

    »Dann trink wenigstens etwas.«
    Wilbur nahm den Becher und saugte daran. Das Wasser tat gut. Er bemerkte erst jetzt, wie ausgetrocknet sein Mund gewesen war. Er saugte weiter. Während er trank, besah er den Jungen. Er war hart zu ihm gewesen, von Anfang an. Wieso eigentlich? Weil er nicht gewusst hatte, wie er mit dem Jüngeren umzugehen hatte und in seiner Unerfahrenheit auf das Vorbild seines Vaters verfallen war? Oder weil er ihn vom ersten Moment an gemocht und deshalb nichts unversucht gelassen hatte, ihn zu verscheuchen? Wilbur wusste seit langer Zeit, dass es mit ihm kein gutes Ende nehmen würde. Dass es kein gutes Ende mit ihm nehmen konnte . Er war keine gute Gesellschaft. Wer sich mit ihm einließ, würde früher oder später dafür bezahlen. Es gab keinen Ort mehr auf dieser Erde, an dem Wilbur in Ruhe würde leben können. Die Human Company hatte ihm für eine Zeit lang Unterschlupf gewährt, aber die Company war Vergangenheit, zerschlagen von der Militärmacht der USAA.
    »Was wirst du tun?«, fragte der Junge.
    »Ich weiß es nicht. Hast du einen Vorschlag?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. Die beiden schwiegen. Unter ihnen hing die Erde. Es war Tag über dem Ostteil Nordund Südamerikas, dem Atlantik, sowie Europa und Afrika. Seit mehreren Tagen war kein Trümmerstück nennenswerter Größe mehr auf der Erde eingeschlagen. Die ersten Staubwolken hatten begonnen sich zu legen, hatten sich in schwer greifbare Schleier verwandelt, Unschärfen. Doch dafür hatten sich neue Wolken erhoben, unheilvoll schwarz. Sie markierten New York, São Paulo, Kairo und die Agglomeration Rhein-Ruhr - vom Orbit aus gesehen ganz in der Nähe des Ortes, wo der Junge herkam.
    »Machst du dir keine Sorgen um deine Leute?«, fragte Wilbur.
    »Wen meinst du?«, entgegnete der Junge.
    »Diese Kommune. Himmels… wie heißt sie noch mal?«
    »Himmelsberg.«

    »Himmelsberg, ja. Machst du dir keine Sorgen um deine Leute dort?«
    »Es sind nicht meine Leute, schon lange nicht mehr. Aber um sie brauche ich mir sowieso keine Sorgen zu machen. Sie sind in Süddeutschland, weit genug weg von Rhein-Ruhr. Und außerdem tanzen sie wahrscheinlich gerade vor Glück. Wenn die Ältesten es ihnen erlauben.«
    »Wieso das?«
    »Weil endlich der Moment kommt, auf den sie gewartet haben: der Weltuntergang.«
    »Sind sie lebensmüde?«
    Der Junge überlegte. »Nein«, sagte er dann, »eigentlich im Gegenteil. Sie wollen leben. Aber nicht dieses Leben. Sie glauben, dass das Ende nahe ist. Deshalb vermehren sie sich, so schnell sie können.«
    »Das verstehe ich nicht. Wenn das Ende kommt, müssen nur umso mehr Menschen sterben. Wie grausam.«
    »Nicht aus ihrer Sicht. Diejenigen, die sterben, haben es gut.

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