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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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sich seine Schuld in Taten manifestierte.
    Der Mensch ist gut, man muss ihm nur Gelegenheit dazu geben.
    Wilbur glaubte daran. Er war wahr. Doch es war nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil lautete: Der Mensch ist schlecht, man muss ihm nur Gelegenheit dazu geben. Wilbur
hatte lange genug in den USAA gelebt, um es jemals zu vergessen. Und es war töricht, in der Welt, wie sie war, darauf zu verzichten, sich zu wehren. Er schmuggelte ein Geschütz auf die Strawberry Bitch . Melvin wollte es nicht haben, aber Diane fuhr ihm über den Mund, und von diesem Zeitpunkt an ging die Bitch als einziges Flugzeug der Human Company bewaffnet auf Patrouille …
    Und hatte Wilbur nicht recht behalten? Die US Alien Force hätte die Bitch vom Himmel geholt, hätten sie nicht sein Geschütz gehabt. Rudi, der Junge, wäre längst tot, erschlagen von aufgebrachten Boat People, wäre Wilbur nicht mit dem Gewehr im Anschlag zu seiner Rettung erschienen.
    Dann stieg die Alien-Insel aus dem Pazifik. Die Aliens erwarteten sie. Eine erste Begegnung mit den Seelenspringern. Ein neuer Anfang. Wilbur sprengte das Geschütz ab, um ihnen mit unbefleckten Händen gegenüberzutreten.
    Die Seelenspringer mussten anders sein, vielleicht besser als die Menschen, hatte er geglaubt. Ersteres hatte sich bewahrheitet, Letzteres hatte sich als Irrtum herausgestellt.
    Und jetzt saß er hier oben im Orbit um die Erde, Herr über Leben und Tod, in einer Absolutheit wie noch nie ein Mensch zuvor. Nichts entging seinen unzähligen Augen und Ohren, die ihm der Helm verlieh, der mit seinem Kopf verwachsen war. Bis zum Ablauf von Pasongs Ultimatum blieben nur mehr wenige Stunden, und Wilbur fragte sich, ob der Alien sich am Ende dieser Zeitspanne überhaupt noch die Mühe machen musste, Atomraketen zu starten.
    Über 250 Millionen Menschen waren auf der Flucht, die Bewohner der zehn größten Städte der Erde: Tokio-Yokohama, Mexiko-Stadt, New York, Seoul, Mumbay, São Paulo, Manila, Kairo, Moskau, Agglomeration Rhein-Ruhr und Peking. Niemand wollte an den Orten bleiben, die Pasong zu vernichten drohte - und kaum jemand wollte ihnen die Flucht gestatten. In Seoul, Kairo und Peking, wo es noch funktionierende Staaten gab, versuchte das Militär, die Flüchtlinge zurückzuhalten. Es wurde überrannt. An den übrigen Orten stemmten sich
die Bewohner des Umlandes selbst gegen den Flüchtlingsstrom. TAR-21 gab es genug - für beide Seiten. Der Rest, den Wilbur sah, waren Leid und Tod.
    Nordamerika brannte. Die Krieger Armageddons waren auf der Suche nach Bewahrer-Robots über das Land ausgeschwärmt, um sie mit dem Feuer, das Pasong ihnen in die Hände gegeben hatte, zu verbrennen. Das Ultimatum hatte sie in einen Rausch versetzt. Das Ende der Welt, dem sie sich mit Leib und Seele verschrieben hatten, stand nun unmittelbar bevor. Die Krieger feuerten drauflos, sie verbrannten Menschen, die nicht genug Vorfreude über das Ende der Welt an den Tag legten. Sie zerstörten Autos und Häuser, kappten Leitungen und sprengten Brücken. Kurz: Sie vernichteten Menschenwerk, damit sie unbeschwert von der sündigen Vergangenheit in das neue Zeitalter eintreten könnten.
    In Europa erhoben sich die Alienisten. Sie stürmten die Lager und Gefängnisse, befreiten die Häftlinge, holten die Überschussmenschen aus ihren Zügen, umarmten sie und lynchten jeden Hunter und Polizisten, den sie in die Finger bekamen. Dann riefen sie die Kapitulation aus. Blickte Wilbur auf den Kontinent hinab, sah er weiße Leintücher auf den Dächern. Ob die Menschen damit den Seelenbewahrern zu verstehen gaben, dass sie kapitulierten, oder ihn, Wilbur, damit aufforderten, sich Pasongs Ultimatum zu beugen, blieb ihm verschlossen.
    Menschen brachten sich selbst um. Im AlienNet nahmen sie Abschied, dokumentierten ihren Tod. Wilbur verfolgte die Geschehnisse zurück auf ein dreizehnjähriges Mädchen aus Fukuoka in Japan. Zehn Minuten, nachdem Pasong sein Ultimatum gestellt hatte, war sie in ihr Zimmer gegangen und hatte das TAR-21 hervorgeholt, das sie unter dem Bett versteckt hielt. Sie hatte gefasst in die Kamera geblickt und in ruhigem Ton mitgeteilt, dass sie keinen Wert darauf lege, in einer Welt wie dieser zu leben, und nicht an eine Besserung glaube. Dann hatte sie sich den Lauf des Gewehrs in den Mund gesteckt und abgedrückt. Millionen weltweit eiferten ihr nach, und mit jeder Minute stieg ihre Zahl.

    Wer ein Funkgerät besaß, sandte seine flehentlichen Bitten in den Orbit. Wer keines

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