Alien Earth - Phase 3
lagen bereit und warteten darauf, in die richtigen Positionen gebracht zu werden.
Ekin machte sich an den zweiten, weit schwierigeren Teil ihrer Vorbereitungen. Sie kehrte zurück an die Oberfläche und präparierte die Pillen. Es waren Kopfschmerztabletten, von Carmels ehemaligen Gefolgsleuten in den Wohncontainern zurückgelassen, als sie in die Unterwelt abgestiegen waren. Ekin hatte Carmel das Labor in dem Haupthaus abgequatscht. Lebensnotwendig, damit ihr Plan gelang, hatte sie ihm gesagt. Was zutraf und auch wieder nicht. Was sie dort tat, war lebensnotwendig, aber sie hätte es an einem beliebigen anderen Ort tun können. Das Labor war lediglich eine Fassade. Es diente dazu, es dem nüchternen Wissenschaftler Carmel zu ermöglichen, sich Ekins Verhalten so zurechtzulegen, dass es seiner Denkweise entsprach.
Hier plante sie ihren Mord. Alle mussten sterben. Die Wissenschaftler, die die Smarties erschufen. Die Smarties. Die Seelenspringer, die die Smarties für ihre Zwecke testeten. Nur so konnte sie den Geist wieder in die Flasche bekommen, verhindern, dass die Seelenspringer sich der Smarties bemächtigten.
Jede Nacht schloss sich Ekin im Labor ein und hieb Splitter von ihrer Seele ab. Sie öffnete ein Plastikglas mit Kopfschmerztabletten, schüttete sie vor sich auf dem Boden aus und konzentrierte sich. Sie schloss die Augen und … lebte … und starb.
Sie war wieder achtzehn, rannte wieder einmal von zu Hause weg. Ein Bekannter gewährte ihr Unterschlupf. Er trank zu viel, machte ihr zu viele schlüpfrige Witze, die keine Witze waren, aber Ekin hatte keine große Wahl. Sie musste irgendwo schlafen, und morgen würde sie weitersehen. In der Nacht kam der Bekannte zu ihr auf das Sofa. Sie wollte ihn wegstoßen, aber er war stärker. Er nahm sie mit Gewalt und erwürgte sie.
Sie war wieder ein Hunter. Sie jagte einen Alien durch die Stadt. Er war schnell, aber nicht schnell genug. Schließlich hatte sie ihn mit dem Rücken zur Wand und im Visier ihres G5. Der Alien grinste, und im nächsten Moment schmetterte eine Eisenstange gegen ihre Knie, fällte sie. Dann fielen die Alienisten über sie her, ein Dutzend, und schlugen sie zu Brei. »Paul!«, brüllte Ekin in ihr Funkgerät. »Paul, Hilfe!« Aber Paul kam nicht. Das Letzte, was sie sah, war die Stiefelsohle, die ihr die Augen zertrat.
Sie war eine Heldin der Menschheit. Ein Orden bestätigte es ihr für den Fall, dass sie in Gefahr geriet, es zu vergessen. Ekin hatte den Menschheitsverräter Paul Skudera aufgehalten, den Seelentransfer in Frankfurt verhindert. Sie wurde Kronzeugin. Endlich würde Paul für die vielen Demütigungen bezahlen, die er ihr beigebracht hatte. Als sie ihn im Gerichtssaal sah, musste sie heulen. Sie erkannte, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht hatte. Abends, im Hotel, schluckte sie eine Schachtel Schlaftabletten, um dem Albtraum, den sie angerichtet hatte, zu entfliehen.
Morgens erwachte sie stets auf dem kalten Boden, durchfroren, mit einem Schädel, der sich anfühlte, als wäre er in einen Schraubstock geklemmt, und einem nicht greifbaren, aber ebenso wenig abzuschüttelnden Gefühl, einen Teil ihrer selbst verloren zu haben. Das Gefühl trog nicht, nur dass es sich nicht um einen Teil, sondern um viele handelte. Sie verlor in jeder Nacht Splitter ihrer Seele, hundertfach. Sie waren in den Tabletten aufgegangen.
Ekin schleppte sich von dem kalten Boden in das Feldbett, das ihr Carmel aufgestellt hatte, schlief einige Stunden und aß
dann eine Mahlzeit, die für vier Davids ausgereicht hätte. Während sie kaute, verfluchte sie sich dafür, zur Erde zurückgekehrt zu sein, wo es wieder einmal an ihr war, eine Pflicht zu erfüllen. Sie hatte Tausende von Leben gelebt, war mit einem Mädchen verschmolzen, das nur sein eigenes Überleben und Wohlergehen im Sinn hatte, und trotzdem gelang es ihr nicht, ihr Pflichtgefühl abzuschütteln.
Eine Woche lang präparierte Ekin Pillen. Sie vergaß darüber den Jahreswechsel, und ihre Umwelt verwandelte sich in eine Kulisse, etwas, über das sie sich nicht den Kopf zerbrechen musste. Perlmann, Mordechai, die übrigen Gen-Modulatoren - sie alle würden die Rollen spielen, die Ekin ihnen zugewiesen hatte. Sie hatte sie in der Hand. Ihre Lüge vom Mars und dem Human Korps war zu verlockend, als dass sie ihr hätten widerstehen können. Menschen, die zurückschlugen! Menschen, die den Aliens zeigten, wer hier der Herr im Haus war!
Wolf konnte das kaum beeindrucken. Aber Wolf
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