Alien Earth - Phase 3
Perlmann rieb nervös die Greifer seiner Arme. Er wirkte plötzlich wie ein alter Mann, der aus seinem langweiligen, aber sicheren Dasein gerissen wird und sich am liebsten in einer Ecke verkriechen würde. Sein Robotkörper, der um ein Vielfaches stärker, ausdauernder und beweglicher war als der eines Menschen, änderte daran nichts.
Sie hielt ihm eine Pille hin. Perlmann steckte im Körper eines Roboters, aber was ihn ausmachte, war ein menschliches Gehirn. Es musste einen Weg geben, auf dem das Gehirn Nahrung oder Medikamente zu sich nehmen konnte.
»Was ist das?« Perlmann wich zurück, als bedrohe Ekin ihn mit einer Waffe.
»Alien-Tech«, sagte sie. »Es hilft uns, die Beschleunigung des Luftfischs zu überstehen.«
»Ich brauche keine Pille. Ich habe genug Pillen in meinem Leben geschluckt.«
»Aber die Beschleunigung ist …«
»Sehen Sie mich an, ich bin kein Mensch. Was soll die Beschleunigung mir ausmachen?«
»Ihr Körper ist aus Metall, aber Ihr Gehirn ist das eines Menschen.«
»Nein, ich will nicht.« Perlmann verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wie Sie wollen. Wenn Sie lieber einen unnötigen Tod sterben und Ihre Genialität wegwerfen wollen, als auf dem Mars eine neue Gesellschaft aufzubauen, ist das Ihre Sache.« Sie wandte sich demonstrativ ab. »Ich …«
»Schon gut. Ich nehme sie.« Perlmann streckte einen Arm aus, griff sich die Pille aus Ekins Hand und schob sie in einen Schlitz am Halsansatz. Ekin sah, dass sich in dem Schlitz eine Klappe öffnete, und ein Strahl Flüssigkeit die Pille tiefer in den Robotkörper beförderte. »Zufrieden?«
Ekin nickte. Sie marschierten durch die Unterwelt zum Lastenfahrstuhl. Die Labors und Käfige, die sie passierten, waren verlassen.
In der Halle des Lastenfahrstuhls drängten sich Menschen und Smarties. Ekin sah viele vor Aufregung gerötete Gesichter und hastige Blicke bei den Menschen. Die Hoffnung hielt ihre Furcht in Schach. Die Smarties dagegen zitterten. Sie hatten nur Angst. Sie wussten, dass es nichts Gutes bedeutete, von einem Menschen aus dem Käfig geholt zu werden. Hätte die Prägung sie nicht gezwungen, den Menschen zu gehorchen, hätten sie die Hindernisse längst beiseitegestoßen und wären weggerannt.
Hinter ihnen, aus der Unterwelt, kam ein Donnern. Wände und der Boden unter den Füßen erzitterten. Mordechai hatte den nächsten Schritt ihrer Flucht eingeleitet: Er hatte die Halle der Aliens gesprengt. Sie waren tot oder warteten in winzigen, von herabstürzendem Gestein geschaffenen Öffnungen darauf zu ersticken. Was auch immer: Die Aliens waren aus dem Weg. Sie konnte sich auf Mordechai verlassen.
»Sind die Sprengladungen angebracht?«, fragte sie ihn.
»Ja. Sie detonieren in einer Stunde. Homeworld Security wird nur noch einen Haufen eingestürzter Schächte finden.«
Ekin wollte ihm einen kameradschaftlichen Klaps auf den Rücken geben, als sie sich besann, in welchem Körper sie steckte. »Gut«, sagte sie nur. »Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen!«
Der Fahrstuhl fuhr an. Die Decke der Höhle öffnete sich, ließ Tageslicht herein. Es blendete. Ekin verfolgte, wie der Lift langsam nach oben fuhr. Er erinnerte sie an die Fahrstühle, wie man sie auf Flugzeugträgern verwendete, nur dass er noch weit größer war: Er verschluckte komplette Frachtmaschinen,
die kamen, um Vorräte in die Unterwelt von New Providence zu bringen und besonders gelungene Smarties für Feldtests abzuholen.
Sieben Fuhren genügten, um fast alle Wissenschaftler und Smarties nach oben zu befördern. Als der Lift von seinem siebten Aufstieg zurückkehrte, betrat Mordechai mit einer Handvoll Begleiter die Fahrstuhlhalle. Er war bleich, über und über mit Gesteinsstaub bedeckt, blutete aus einer Wunde am Oberschenkel und strahlte ein Glücksgefühl aus, das nicht so recht zu dem Anlass passen wollte. Mordechai war ganz in seinem Element - oder die Pille hatte bei ihm, der sie als Erster genommen hatte, bereits zu wirken begonnen.
Ekin fand heraus, was zutraf, als die Plattform des Lifts mit einem Ruck an der Oberfläche von New Providence anhielt. Es war ein schöner, wolkenloser Morgen. Wie immer flimmerte die Wiese am Boden des Tals, als herrsche dort große Hitze, doch Ekin wusste inzwischen, dass es sich dabei um den Tarnmodus der Piste handelte, über die Homeworld Security den Verkehr des Stützpunkts abwickelte. Der Tarnmodus erstreckte sich bis zu den Rändern des Tals, wo die Hänge in mit Obstbäumen gesäumte Wiesen und
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