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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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ließ nach, blendete Paul nicht länger. Ghi ließ Paul los. Er barg den Kopf in den Händen, stützte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. Ihm war schwindlig. Er fror, die Gänsehaut auf seinen Armen sagte es ihm, aber er spürte keine Kälte. Der Raum, die Schwere der Erde, Ghi, ja, sein eigener Körper waren ihm merkwürdig fremd. Die Welt, wie er sie kannte, mutete ihn unbedeutend an, gemessen an dem, was er durch den Seelensplitter Pasongs durchlebt hatte. »Schon möglich«, brachte er heraus. »Es ist anstrengend, mit euch zu sein.«
    Er sah zum Fenster hinaus. Der Morgen dämmerte. Schnee lag über dem Garten, bedeckte den Hügel, auf dem die Villa stand. Schnee lag auf der Golden Gate Bridge, deren Südende im Nebel verschwand, dort, wo San Francisco lag. Es war merkwürdig still. Paul erinnerte sich an die Ballerei der Gotteskrieger, die Pasong mit neuen Waffen ausgestattet hatte.
    »Es hat geschneit?«, fragte er.
    Es war eine dumme Frage, aber er musste Ghi von seiner Benommenheit ablenken. Sie durfte nicht erfahren, was er erlebt hatte. Außerdem war er aufrichtig überrascht. Gestern, der Tag, an dem Pasong seine Rede im Golden Gate Park gehalten hatte, war beinahe frühlingshaft warm gewesen.
    »Ja. Mehrmals.«
    »Wie meinst du das? Habe ich lange geschlafen?«
    »Sagen wir so: Du warst lange weg.«
    Paul schlug die Decke enger um sich. Am liebsten hätte er sich unter ihr verkrochen. »Was willst du damit sagen?«
    »Dass du mich nicht anlügen musst. Du hast nicht geschlafen.« Ghi lächelte. Es war das Lächeln, bei dem Paul immer an sich halten musste, Ghi nicht in seine Arme zu nehmen, sie
fest an sich zu drücken und nie wieder loszulassen. Woher wusste Ghi so genau, was er in Ekin vermisst hatte? »Pasong hat dir einen Splitter seiner Seele zukommen lassen.«
    Es hatte keinen Zweck es zu leugnen. »Ja.«
    »Jetzt verstehst du uns, wie noch kein Mensch uns verstanden hat. Jetzt gehörst du beinahe zu uns.«
    Eine Ahnung beschlich Paul. Der Schnee. Das konnte nur bedeuten … »Wie lange bin ich … weg … gewesen?«
    »Einige Wochen.«
    »Was für ein Tag ist heute?«
    »Der 5. Januar 2067.«
    Das bedeutete beinahe sechs Wochen! Wie hatte er so lange überleben können, ohne zu essen oder zu trinken?
    Ghi ging vor Paul in die Knie, stützte sich auf seine Knie. Paul schienen Ghis Hände glühend heiß. »Du musst mir erzählen, was du erlebt hast. Ich blicke auf einige Dutzend Leben zurück, aber Pasong … er kann nicht mehr zählen, wie viele. Erzähl mir davon! Später, wenn wir Zeit haben. Aber jetzt komm!«
    Sie nahm Pauls Hände, um ihn mit sich zu ziehen.
    Er rührte sich nicht.
    »Wohin?«
    »Lass dich überraschen.« Sie grinste spitzbübisch.
    »Das ist ein schlechter, abgedroschener Witz. Selbst unter Menschen.«
    »Ja? Gut, dann lass es mich so sagen: Unser neues Zuhause wartet. Gefällt es dir so besser?«
    »Etwas.« Aber nur ein winzig kleines Etwas. Nicht genug. Doch Paul ließ es auf sich beruhen. Er kannte Ghi inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie es liebte, mit ihm in Rätseln zu sprechen. Hakte er nach, würde er nur weitere rätselhafte Bemerkungen zu hören bekommen.
    »Gut. Dann komm endlich!«
    »Fünf Minuten. In Ordnung?«
    »In Ordnung.« Es war ihr anzusehen, dass es ihr schwerfiel zu warten. Weshalb? Ghi benahm sich wie ein Kind, das vor
Freude darüber platzte, seinem besten Freund eine Überraschung vorzuführen. Aber die Seelenspringerin war kein Kind, auch wenn sie sich manchmal wie eines benahm. Sie war viele Leben alt. Ghi wandte sich ab, um vor der Tür zu warten.
    Paul stand auf und reckte sich, um die Steifheit und die Kälte aus den Gliedern zu vertreiben. Sechs Wochen … es war unmöglich, aber er bezweifelte nicht, dass Ghi die Wahrheit gesagt hatte. Sie meinte es gut mit ihm. Und verglichen mit dem, was er durch Pasongs Seelensplitter erlebt hatte, erschienen ihm sechs Wochen in einer Art natürlicher Stasis als ein geringes Wunder, nicht weiter der Erwähnung wert. Er pinkelte und versuchte, den schlechten Geschmack aus dem Mund zu bürsten. Die Kälte verflüchtigte sich aus seinen Gliedern, bald darauf legte sich auch das Zittern.
    Er ging noch einmal an das Fenster, blickte über den Schnee und atmete tief durch. Die Hose und das Hemd, mit dem er in das Bett gefallen war, ließ er an. Die Aliens gaben ebenso wenig auf Äußerlichkeiten wie er selbst. Schließlich fühlte er sich stark genug, Ghi zu folgen.
    Es gelang ihm nicht.
    Eine Frau

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