Alien Earth - Phase 3
Felder übergingen.
Mordechai drehte sich langsam im Kreis, atmete tief ein und sagte: »Der Mars ist viel schöner, als ich dachte. Und seine Luft! Sie ist köstlich. Das ist ein guter Ort für einen neuen Anfang.« Das TAR-21 glitt aus seinen Fingern und fiel polternd auf die Piste. Er griff nach Ekins Hand und umklammerte sie.
Mordechai befand sich in seiner eigenen Welt, geschaffen aus dem Seelensplitter Ekins und seinen Träumen und Wünschen. Er sollte diese Welt nicht mehr verlassen. Ekin machte ihre Hand los. Mordechai bemerkte es nicht. Die Ekin, deren Hand er zu halten glaubte, existierte in seiner Vorstellungswelt weiter.
Ekin sah sich um. Die Pillen wirkten jetzt auch bei den Übrigen. Die Wissenschaftler ließen die Waffen, an die sie sich eben noch wie an Rettungsringe geklammert hatten, achtlos
fallen. Einige folgten einen Augenblick später ihren Waffen, blieben wie tot auf dem Beton liegen. Doch ihre Augen waren geöffnet und blickten glasig in die Ferne. Andere brüllten laut, führten Gespräche mit Menschen, die nur in ihrer Vorstellung existierten. Zwei Männer hoben ihre Waffen, zielten auf den Himmel und leerten ihre Magazine. Auch die Smarties reagierten jetzt auf Ekins Pillen: Sie drängten sich eng aneinander, blökten zufrieden vor sich hin und genossen die Nähe ihrer Artgenossen.
Ekin löste sich aus der Gruppe. Sie wollte nicht dabei sein, wenn das Sterben begann. Perlmanns Roboterkopf folgte ihrer Bewegung, aber das Gehirn unternahm nichts. Sie rannte schneller. Als Ekin die Menschen und Smarties fast hinter sich gelassen hatte, rief jemand: »Da ist es! Unser Schiff kommt!«
Ekin sah nicht hin. Es war nur ein Fantasieschiff.
Da stimmten weitere Wissenschaftler in das Gebrüll ein. Köpfe ruckten herum, Menschen schrien verzückt auf. Ekin hielt an und sah in den Himmel. Und da war es: ein Alien-Luftfisch.
Er setzte zur Landung an.
Ekins Knie wurden weich. Sie zwang sich, den Blick abzuwenden, und sprintete los, als verfolge sie Pasong persönlich.
»Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.«
- Martin Luther (1483-1546), End/Neuzeitbringer
»So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen: Es ist so weit.«
- Hoimar von Ditfurth (1921-1989), Endzeittheoretiker
»Bis auf Weiteres kein Verkauf von Apfelbäumchen. Wir bitten um Verständnis.«
- Handgemaltes Schild an der Ruine des Haupthauses von Gut Barenbeck, der größten Baumschule Europas. Die Baumschule wurde in einem drei tägigen Gefecht zwischen Hunter-Korps und Alienisten verwüstet.
Foto gepostet im AlienNet-Forum »Happy New Last Year!« am 1. 1. 2067 von User »Mad Mäxle, Endzeitpraktiker«
KAPITEL 35
»Paul!«
Die Stimme kam von weit weg, aber sie war kraftvoll. Sie zog Paul mit einer Macht an, der er nichts entgegenzusetzen hatte. Sie riss ihn weg von Pasongs Seelensplitter, mit dem er verwachsen war.
»Paul, wach auf!«
Sie riss ihn los. Er stöhnte vor Schmerz. Es fühlte sich an, als werde er in der Mitte entzweigeteilt. Seine andere Hälfte, Pasongs Seelensplitter, glühte auf. Dann schrumpfte er und erlosch. Paul glaubte mit ihm zu schrumpfen. Was war sein Leben schon mehr als das kurze Aufflackern einer Kerze im Vergleich zu dem, was Pasong durchlebt hatte? Sein Leben lang hatte Paul einen Glauben niemals aufgegeben: jenen, dass er besonders war. Dass zählte, was er tat. Er hatte auf seine Kraft und auf seinen Verstand gezählt, hatte geglaubt, den Aliens sein Spiel aufzwingen zu können, sie auszutricksen. Jetzt … Ekin hatte recht gehabt. Er hätte auf sie hören sollen, als sie noch seine Hunter-Partnerin gewesen war. Er war grö ßenwahnsinnig. Verrückt. Er konnte nicht bestehen. Er …
»Paul? Hörst du mich?«
Paul spürte Hände auf den Schultern. Sie packten ihn, zogen ihn hoch. Paul schlug die Augen auf und kniff sie wieder zusammen. Das Licht war grell, viel zu grell. Er sah einen dunklen Umriss vor sich. Eine Frau. Sie erinnerte ihn an einen Scherenschnitt.
»Marita?«, flüsterte er den Namen der Frau, die an sein Bett zu kommen pflegte.
»Nein.«
Nicht Marita. Aber er kannte diese Stimme. War es …? »Ekin?«, flüsterte er.
»Tut mir leid. Ich bin es nur. Ghi.«
Ghi, der Alien, der jetzt in Ekins Körper lebte. Ihre Stimme hatte ihn getäuscht. Sie war wie die Ekins, aber Ghi sprach schneller, lebendiger.
»Du schläfst tief für einen Menschen. Ich habe geschrien.«
Das Licht
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