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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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winselte beinahe. Seine gro ßen Augen flehten in einer Weise, die Melvin noch aus den Tagen bekannt war, die er als Smartie-Hirte am Meeresgrund
vor Oregon verbracht hatte. In der Krise blickten die nicht totzukriegenden Smarties zu den schwächlichen Menschen auf, als handele es sich um Götter, in deren Macht es stand, jedes Übel der Welt zu bannen. Aus Gewohnheit? Oder weil ein letzter Rest ihrer Prägung auf Menschen verblieben war? Melvin wusste es nicht.
    »Verdammt!« Pinero wandte sich ab, hetzte zwischen den Verwundeten hin und her. »Verdammt! Verdammt! Verdammt!«
    Smartie-Gehilfen hatten sich um die Verwundeten versammelt, bildeten einen unregelmäßigen Kreis. Sie warteten darauf, dass der Arzt die unvermeidliche Entscheidung traf. Pinero zögerte sie hinaus, so lange es nur möglich war. Er rannte auf und ab, beugte sich über Smarties, glotzte ihre aufgerissenen Leiber an, hob sogar einen abgerissenen Arm hoch und studierte ihn von allen Seiten, als überlege er, wie er das Glied am besten wieder an den Smartie flicken sollte. Als wäre ihm nicht klar, dass das, was hier zu leisten war, unmöglich von ihm zu schaffen war. Nicht in diesem Moment, nicht in einer Woche oder einem Monat. Niemals. Und dass, selbst wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, nicht ein Verstümmelter auf ihn wartete, nicht ein Sterbender, sondern Dutzende.
    Schließlich legte der kleine Mann den abgetrennten Arm sanft neben dem GenMod ab und erhob sich. »Bringt sie weg«, flüsterte er. »In die Stasis mit ihnen.«
    Es klang, als schicke er sie in den Tod.
     
    Sie zogen sich in Eric Pineros Kabine zurück, um ungestört zu sein. Die Kabine war groß und stank nach kaltem Pfeifenrauch, und sie hatte bis zum Untergang des Schiffs dem Kapitän gehört. Melvin hatte ein Bild von ihm mit seiner Familie gesehen: ein Bär von einem Mann mit angegrautem Bart und einer perfekt sitzenden Uniform der US Merchant Marine. Ein Menschenfresser, hatte Melvin mit einem Blick erkannt, dem zu viele von seiner Art begegnet waren. Ein Mann, der im
Glauben, für die wahre Sache zu kämpfen, seine eigenen Kinder an Homeworld Security übergeben hätte. Und ein Alien-Fresser: Die Wände der Kabine waren mit Nachrichtenausdrucken übersät gewesen. Meldungen von Alien-Gräueltaten und Triumphen der US Alien Force gegen die außerirdischen Teufel und ihre widerwärtigen menschlichen Helfer. Das Ganze garniert mit einer Sammlung von Alienbändern mit dunklen Flecken, bei denen es sich um Blut zu handeln schien.
    Pinero hatte den Krempel abgerissen, auf das Deck geworfen, mit Schiffsdiesel übergossen und verbrannt. Dann hatte er die Wände nach seinem Geschmack dekoriert. Drei Tage hatte der Arzt damit verbracht, den Schiffsfriedhof, der einen Großteil von Feuerland ausmachte, nach allem zu durchwühlen, was als christliches Symbol durchging: Kreuze, Kruzifixe, Marienbilder, Ikonen, ein digitaler Bilderrahmen, der in einer Endlosschleife die Kreuzigung Jesu zeigte. Melvin kam es vor, als betreibe Pinero seinen persönlichen Exorzismus. Er trieb den Alien-Hass des - aller Wahrscheinlichkeit nach ertrunkenen - Kapitäns mit seinem Glauben an den gütigen Gott aus, den es geben musste. Die Smarties, die Gott vermittels der Menschen, die ebenfalls sein Werk waren, erschaffen hatte, waren der handfeste Beweis.
    »Setz dich«, forderte ihn Pinero auf.
    Melvin nahm an dem einzigen Tisch der Kabine Platz, der Arzt holte zwei Gläser aus einem Schrank, stellte sie auf dem Tisch ab. »Hast du in England etwas zu trinken für mich aufgetrieben?«, fragte er.
    Melvin schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Dazu blieb keine Zeit. Die Wachen haben uns bemerkt und …«
    Der Arzt wandte sich fluchend ab. Dann beugte er sich vor, neigte den Kopf, zog die Schultern hoch, küsste das Kreuz an seiner Brust und entschuldigte sich bei der Heiligen Jungfrau Maria für seine wüste Sprache. Er zitterte. Die endlos langen Schichten, die Metzgerarbeit an den Smarties und der Entzug setzten ihm zu. Pinero ging zum Schrank, holte eine Flasche klaren Schnaps hervor. Seine Tagesration. Die Flasche war
noch etwa zur Hälfte gefüllt. Der Arzt setzte sich wieder und schenkte sich ein. Melvins Glas ignorierte er. Melvin war mit leeren Händen gekommen, Pinero konnte es sich nicht leisten, auch nur einen Tropfen seiner wertvollen Ration auf ihn zu vergeuden. Er trank das Glas aus, füllte es erneut, trank es aus. Sein Zittern flaute ab.
    »Verdammte Smarties! Nennen mich den ›großen

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