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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Flicker‹, ihren Retter und sonst was nicht alles und lassen mich halb verdurstet auf dem Trockenen sitzen!« Die Smarties gaben Pinero nur eine Flasche am Tag. Genug, damit der Arzt weiter funktionieren konnte, zu wenig, um sich damit um Leib und Leben zu saufen.
    »Sie meinen es gut mit dir«, sagte Melvin. »Sie verehren dich.«
    Pinero wollte nichts davon hören. »Schöne Verehrung. Alkohol ist nicht gut für mich, sagen sie, auf lange Sicht bringt er mich um. Sie erschaffen eine neue, bessere Welt, und sie wollen, dass ich sie erlebe. Aber, zum Teufel, wer hat schon den Luxus, sich um die lange Sicht zu scheren? Ich muss jetzt überleben!«
    »Du lebst. Ich bezweifle, dass das der Fall sein würde, wären wir auf der Sea Power 68 geblieben. Bettie hätte irgendwann genug von dir bekommen und dich ausgeknipst.« Bettie Reeve war die Leiterin der Station gewesen. Pinero hatte ein Verhältnis mit ihr gehabt, das ihn vor ihrer Willkür geschützt hatte. Aber irgendwann wäre er Bettie lästig geworden und sie hätte ihn beseitigt - wenn Pinero sich nicht vorher zu Tode gesoffen hätte.
    Der Arzt zuckte die Achseln. »In Ordnung, ich lebe. Aber sag mir: wozu?«
    »Die Smarties brauchen dich.«
    »Das bilden sie sich nur ein. Ich bin alleine, ein Häuflein Mensch. Ich kann operieren, so viel ich will, neun von zehn der Schwerverletzten muss ich direkt in die Stasis durchwinken. Auf den Friedhof.« Er zeigte über die Schulter, wo man durch ein Bullauge auf das Feld der Schiffswracks blickte, das
sich bis an den Horizont von Feuerland erstreckte. Es wuchs mit jedem Tag. Und mit jedem Tag wuchs Feuerland, rückte der Horizont weiter in die Ferne.
    »Das ist billige Symbolik, Eric. Das hier ist ein Schiffs friedhof, mehr nicht. Ein Schrottplatz, von dem sich Seelenspringer und Smarties bedienen. Und den sie benutzen, um Verletzte in der Stasis zwischenzulagern, für deren Behandlung wir im Augenblick nicht über die Mittel verfügen. Das ist alles. Und du stellst sicher, dass alle Smarties in die Stasis gehen, die es nötig haben. Du kennst sie - du kennst sie besser als jeder andere. Die Smarties neigen dazu, sich zu überschätzen. Sie wollen dabei sein, wenn die neue Welt kommt. Und sie glauben nicht, dass es irgendetwas gibt, das ihnen was anhaben kann. Du holst sie runter auf den Boden der Tatsachen, du rettest Leben, Eric.«
    Melvin fragte sich, was er eigentlich tat. Er hatte den Arzt aufgesucht, um ihm von dem Überfall zu erzählen. Von der Atombombe. Um das, was er gesehen hatte, mit einer Menschenseele zu teilen. Um sich auszukotzen, vielleicht etwas Trost zu finden. Jetzt tröstete er stattdessen Pinero.
    »Unsinn. Ich zögere ihren Tod nur hinaus.«
    »Wieso siehst du es so schwarz? Eines Tages wird man die Smarties aus der Stasis holen und …«
    Eric Pinero nahm Melvins leeres Glas und warf es mit aller Kraft gegen die Wand. Es zersplitterte zwischen zwei Kruzifixen mit einem Schlag, der sich durch den gesamten Rumpf des Schiffs fortsetzte.
    »Erklär mir eins: Wie kann der Sohn eines Hühnerzüchters aus Kansas nur so verflucht naiv sein!« Der Arzt stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und funkelte ihn an. Er war immer noch ein kleines, dürres Männchen, aber nicht bloß ein unendlich müdes, sondern auch ein unendlich wütendes. Melvin kannte diesen Eric Pinero von früher. Er war der sensible, gutherzige Mann, der daran zerbrach, dass die Welt ein grausamer Ort war. Doch es gab auch den Mann, der aus Wut darüber um sich schlug. Der wütende Eric Pinero kam immer
dann zum Vorschein, wenn er getrunken hatte. Wenn das kurze Hoch des Rauschs abflaute und er spürte, wie er unweigerlich zurück in diese Welt sank, die er gleichzeitig so sehr liebte und verabscheute. Melvin hatte gehofft, dass der wütende Eric Pinero auf der Sea Power 68 zurückgeblieben wäre. Eine Flasche am Tag genügte nicht, um ihn zu enthemmen, und in Feuerland hatte der Arzt eine Aufgabe gefunden, die seinem Dasein einen Sinn gab.
    Dieselbe Aufgabe, an der er jetzt verzweifelte.
    »Melvin«, flüsterte Pinero. Er packte ein Handgelenk Melvins und hielt es fest. »Melvin, du kennst das Leben. Du weißt, wie wenig es wert ist. In Kansas habt ihre eure Hühner zu zehntausend pro Stall eingesperrt und vier Wochen nach dem Schlüpfen zum Schlachthof fahren lassen. Unsere Regierung hat deine Familie und dich und Millionen andere Menschen in der Great Desert eingesperrt und hat gespannt abgewartet, wie viele von ihnen die

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