Alien Earth - Phase 3
Quarantäne überleben würden. Homeworld Security hat 30 Millionen Menschen in sein Lager-Archipel eingesperrt und nimmt in Kauf, dass jedes Jahr eine Million davon verreckt, damit die Planzahlen erfüllt sind und ihnen ja kein potenzieller Menschheitsverräter durch das Netz schlüpft. Menschen - Gen-Modulierer, Lebensforscher - haben die Smarties erschaffen. Sie haben ihnen Gefühle, Verstand und Kadavergehorsam gegenüber den Menschen mitgegeben und haben sie dann in die Tiefsee geschickt, damit sie dort schürfen, bis sie sich so sehr für uns geschunden haben, dass sie nur noch als Schlachtvieh taugen. So viel Leid, so viel Schmerz, so viel Tod - von Menschen gemacht. Wie kann das sein?, frage ich dich. Wie nur? Wir sind doch alle Gottes Geschöpfe. Wie kann Gott das zulassen? Wie können Menschen nur so etwas tun. Wie nur?«
Melvin sagte nichts. Er wusste keine Antwort darauf. Und Melvin spürte, dass der Arzt sich sowieso niemals mit irgendeinem Trost von seiner Seite zufrieden gäbe. Was Menschen den Smarties angetan hatten, war jenseits von Trost.
»Ich sage es dir«, fuhr Pinero fort. »Es gibt keine Menschenrechte. Das ist nur Gefasel. Die Wahrheit ist: Für das, was Menschen einander und anderen Wesen antun, existieren keine Grenzen. Vorausgesetzt, sie haben die Gelegenheit dazu. Und deshalb wird sich niemand jemals die Mühe machen, diese Smarties aus der Stasis zu holen und zu operieren. Ebenso wenig wie die verstümmelten Menschen, die die Aliens aus dem Meer ziehen und hier einlagern. Sie können sich nicht wehren. Sie sind tot. Tot, tot, tot! Und ich, der Arzt, der große Flicker, kann nichts dagegen tun. Nichts!«
Der Arzt sackte zurück auf den Stuhl. Er atmete schwer, sein Blick, der eben noch Melvin fixiert hatte, war in sich gekehrt.
Melvin massierte das Handgelenk, das der Arzt umklammert hatte. Es tat weh. »Eric, ich wünschte, ich könnte dem widersprechen, was du über die Menschen sagst. Ich weiß nicht, ob ich es kann. Aber du übersiehst etwas Entscheidendes.«
»Ja?«
»Die Seelenspringer. Wir haben es nicht mit Menschen zu tun. Sie sind nicht wie wir.«
»Tatsächlich?«
»Tatsächlich. Sie retten diese Menschen, die von Homeworld Security misshandelt werden und vor der Küste Oregons aus Flugzeugen geworfen werden. Sie retten die Smarties. Die Seelenspringer waren es, die Feuerland erschaffen haben.«
»Wozu? Damit die Smarties von hier aus für sie die Drecksarbeit erledigen?«
»Die Smarties tun es freiwillig. Sie wollen kämpfen, um eine bessere Welt zu erschaffen. Die Seelenspringer geben ihnen die Gelegenheit. Und sie tun alles für die Smarties, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen. Vergiss nicht: Es waren die Seelenspringer, die die Smarties von ihrer Prägung auf Menschen befreit haben. Es waren die Aliens, die den Smarties beigebracht haben, ihre eingebaute Neurobeschleunigung zu nutzen.«
Pinero schwieg einen Augenblick. Sein Atem wurde flacher. In seine Augen kehrte Leben zurück. Und Tränen. »Melvin, das ist es. Genau das ist es.«
»Was willst du damit sagen?«
»Es gibt da eine alte Hypothese aus dem letzten Jahrhundert, über die maximale Anzahl der Herzschläge. Biologen haben damals festgestellt, dass die Lebensspanne der meisten Tiere an ihrem Puls abzulesen ist. Das Herz einer Maus rast, deshalb ist sie nach zwei, drei Jahren tot. Das Herz eines Elefanten schlägt gemächlich, er hat sechzig Jahre. Beides entspricht ungefähr achthundert Millionen Herzschlägen. So simpel, dass selbst der Dümmste es kapiert hat - und nicht aufzuklären, wie sich herausstellte. Also gab man es auf. Aber jetzt …«
»Was - jetzt?«
»Die Smarties. Sie haben große, starke Herzen. Sie schlagen extrem langsam. So langsam, dass es manchmal schwerfällt, ihren Puls überhaupt festzustellen. Wenn du mich fragst, könnten Smarties sehr, sehr alt werden - wenn man sie ließe. Aber das tun die Aliens nicht. Sie haben die Neurobeschleunigung der Smarties freigeschaltet. Und jede Stunde, die die Smarties im beschleunigten Zustand verbringen, bezahlen sie mit Lebensjahren.«
Melvin überlegte, dann sagte er: »Du irrst dich, Eric. Du hast selbst gesagt, dass diese Herzschlaggeschichte nur eine alte Hypothese ist. Und sie ist falsch, zumindest was die Smarties angeht. Ich lebe mit den Smarties, ich verbringe einen guten Teil meiner Zeit damit, mich an 59b zu klammern. Mir würde es nicht entgehen, wenn er alterte.«
»Das bezweifle ich nicht. Aber du übersiehst eines:
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