Alien Earth - Phase 3
gefunden.
KAPITEL 8
»Erzähl mir von dir!«
Diane sah zu dem Mädchen in dem leuchtenden Alien-Kokon, das neben ihr durch die Tiefsee glitt. Beinahe bereute sie schon, dass sie Atsatun es erlaubt hatte, sie zu begleiten. Zugegeben, auf sich allein gestellt zu sein, war einsam. Aber immerhin stellte einem niemand blöde Fragen.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen«, wich sie aus.
»Erzähl mir nichts!« Atsatun blieb hartnäckig. Sie machte einen übermütigen Purzelbaum im Wasser. Es war eine Bewegung, die Diane bislang lediglich bei einem Delfin beobachtet hatte, nur schneller und eleganter. »Du düst alleine durch den Pazifik, nein, unter dem Pazifik. Und das in einem Alien-Anzug, der alles schlägt, was Menschen aufzubieten haben. Du musst eine Menge zu erzählen haben!« Das Licht des Kokons hüllte Atsatun in einen gedämpften warmen Schein, der ihr eine Aura von Sanftheit verlieh. Wie ein Engel. Diane verscheuchte den Gedanken.
»Du auch«, entgegnete Diane. »Du bist genauso allein unterwegs, unter dem Pazifik. In einem Alien-Kokon.«
»Schon …« Das Mädchen lächelte. »Aber ich habe zuerst gefragt. Also …?«
Es war ihr Lächeln. Die Frische, das Unbeugsame, das darin lag. Die Neugier.
Es war dieses Lächeln, das Diane davon abhielt, Atsatun anzuraunzen, sie solle sich gefälligst um ihren eigenen Dreck kümmern. Diane konnte sich nicht helfen: Sie glaubte, sich selbst in dem Lächeln zu erkennen. Zumindest das unbekümmerte Mädchen mit den idiotischen Ideen von Menschenwürde
und Gleichheit, das sie einmal gewesen war, vor langer Zeit.
»Also«, wiederholte Atsatun. »Raus mit der Sprache: Woher hast du den Anzug?«
»Ich habe ihn von Freunden.«
»Aliens sind deine Freunde? Wow!« Eine Luftblase, Produkt ihres schnellen Ausatmens, drang durch den Leuchtkokon und stieg der Oberfläche entgegen.
»Nein. So kann man es nicht sagen …« Diane ertappte sich bei einem Lächeln, als sie ihre eigenen Worte hörte. Einem grimmigen Lächeln. »Aber ich habe Freunde, Menschen, die mit den Seelenspringern gut auskommen. Sie haben mit ihnen zusammen den Anzug entworfen und gebaut.«
Atsatun pfiff anerkennend. »Deine Freunde möchte ich auch haben. Sie müssen ganz schön was draufhaben. Was haben sie den Seelenspringern für den Anzug gegeben?«
»Nichts.« Das stimmte, aber es verschwieg den eigentlichen Punkt. Dianes Crew hatte den Seelenspringern etwas genommen: die Herrschaft über das Abwehrnetz, das die Erde einhüllte. Wenn alles so geklappt hatte, wie Wilbur, Rodrigo und Hero es sich vorgestellt hatten.
»Nichts?«
»Nichts. Soweit ich weiß zumindest.«
Atsatun schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre Zöpfe hin und her flogen. »Diese Seelenspringer …«, sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Verrückt. Total verrückt. Das soll kapieren, wer will. Ich tue es nicht.«
»Geht mir genauso.«
Eine Zeit lang schwammen sie nebeneinander her durch das Grau der Zwielichtzone. Diane musste sich eingestehen, dass es sich im Grunde gut anfühlte, ein anderes menschliches Wesen bei sich zu haben. Auch wenn es nur ein Mädchen war, das keine Ahnung vom Leben und der Welt hatte und alles herausplapperte, war ihm gerade durch den Kopf ging.
Ein Lichtblitz erhellte das Wasser, blendete Diane. Sie zuckte zusammen. Tat es ein zweites Mal, als Donner folgte.
Er war ungewöhnlich laut, musste aus nächster Nähe kommen. Einige Augenblicke später rasten plumpe Schemen an ihnen vorbei.
Atsatun zuckte weder zusammen, noch schenkte sie ihnen einen Blick. Sie schwamm an Dianes Seite weiter, selbstvergessen ein Lied vor sich hin summend. Als nehme sie nicht wahr, was vor sich ging.
»Hast du keine Angst?«, fragte Diane das Mädchen.
»Nein. Wieso sollte ich? Das ist ihr Krieg. So lange, wie wir sie in Ruhe lassen, lassen sie uns in Ruhe.«
»Ein Krieg, sagst du?« Als Diane vor Monaten in die Stasis gegangen war, hatte es noch keinen Krieg gegeben. Keinen wenigstens, der mitten im Pazifik ausgefochten worden wäre. »Was für ein Krieg? Wer kämpft gegen wen?«
Atsatun zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Der große vielleicht. Der letzte. Menschen gegen Aliens, Seelenspringer und Seelenbewahrer. Die Wächter im Lager haben immer davon gequatscht. Dass die Alien Force endlich losschlägt und den Aliens so richtig die Fresse poliert. Ihnen zeigt, wozu Menschen fähig sind.«
»Das ist doch nur Angeberei. Glaubst du wirklich, dass sie dumm genug sind, so etwas zu versuchen? Sie
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