Alien Earth - Phase 3
…«
»Ich glaube das nicht nur«, unterbrach sie Atsatun. »Ich weiß es. Sie sind dümmer, als man sich es je vorstellen kann. Aber was soll’s. Sie führen ihren Krieg, ob es uns gefällt oder nicht. Ob wir uns in die Hose machen vor Angst oder nicht.«
»Also lässt du es sein, dir Sorgen zu machen?«
»Genau. Das Leben ist viel zu schön und zu wertvoll, um es sich von Angst verderben zu lassen. Findest du nicht?«
Das Mädchen gab Diane keine Gelegenheit zu antworten. Es schoss davon, in dem leuchtenden Kokon, wie ein brennender Pfeil, der durch das Zwielicht des Wassers schnitt, als wäre es Luft. Atsatun überschlug sich, stieß auf einen Fischschwarm zu, lachte, als die Tiere blitzschnell eine Öffnung für sie bildeten. Sie wandte sich um, schwamm erneut auf die Fische zu. Langsamer diesmal. Sie schlängelte ihren Körper in
einer Weise, die denen der Fische zum Verwechseln ähnlich war. Sie war überzeugend: Der Schwarm ließ sie heran. Atsatun tauchte in ihm unter, machte sich einen Spaß daraus, den Schwarm schließlich mit ihrem Vorbild zu lenken.
Als das neue Spiel seinen Reiz verlor, löste Atsatun sich aus dem Schwarm und schwamm zurück. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, ihr Gesicht war vor Aufregung gerötet. Atsatun sah großartig aus. Diane kam nicht darum herum, es sich einzugestehen. Das und die Tatsache, dass sie neidisch auf das Mädchen war.
Atsatun schüttelte sich. Ihre Zöpfe flogen hin und her. Schweißperlen lösten sich, prallten von innen gegen den Kokon und vergingen in kleinen Stichflammen. Dann fixierte Atsatun Diane, und aus dem Blick des Mädchens war die Unbekümmertheit verflogen.
»Diane, darf ich dich etwas Persönliches fragen?«
Ganz bestimmt nicht!, dachte Diane und hörte sich sagen: »Wenn es unbedingt sein muss.«
»Wohin sind wir unterwegs?«
»Nach Norden.«
»Wieso?«
»Ich weiß es nicht. Der Anzug führt mich.«
»Der Anzug der Aliens? Du traust ihnen?«
»Ich …« Diane überlegte. »Nein, eigentlich nicht. Aber mir bleibt keine andere Wahl, als so zu tun, als ob. Es ist der einzige Weg, der mich vielleicht …« Diane brach ab. Was war los mit ihr? Einem dahergelaufenen Mädchen das Herz auszuschütten, als wäre sie wieder hormongeschüttelte sechzehn und zu dumm und zu schwach, selbst mit ihren Problemen klarzukommen? War es die Einsamkeit, die ihr so sehr zusetzte? Oder das Wissen, dass sie bald sterben würde?
»Der einzige Weg, der dich vielleicht …?« Atsatun nahm ihre Hand. Merkwürdig. Diane spürte die Hand, als trenne weder ein Kokon noch ein Anzug Atsatuns Haut von ihrer eigenen. Und sie fühlte sich so unendlich gut an … die Unvermitteltheit, die Zärtlichkeit traf Diane wie ein Schlag. Ein Schlag,
der alles zusammenstürzen ließ, was Diane für unverrückbar gehalten hatte.
»Zu Melvin.« Sie schluchzte. »Vielleicht führt mich dieser verfluchte Alien-Anzug zu Melvin!«
Atsatun ließ sie los. Diane musste sich beherrschen, der Hand nicht hinterherzugreifen.
»Oh, ich habe es gleich gewusst!«, rief das Mädchen. »Ein Mann! Deine große Liebe. Diane, das ist so romantisch! Bitte, erzähl mir von ihm!«
Liebe … Romantik … die Worte klangen Diane fremd. Sie beschrieben Konzepte, die auf andere zutreffen mochten. Nicht auf sie, Diane. Natürlich, Melvin war etwas Besonderes, aber selbst wenn das, was sie und Melvin miteinander teilten, die große Liebe sein mochte, hatte es keiner von beiden je ausgesprochen. Wieso auch? Sie spürten, was sie spürten, und hätten sie versucht, ihre Gefühle in abgedroschene »Ich liebe dich!«-Schwüre zu packen, hätten sie das erstickt, was sie ausmachte. Nein, Liebe war für andere … eigentlich. Verwundert stellte Diane fest, dass Atsatuns Gerede von der großen Liebe sie nicht abstieß. Im Gegenteil, in ihrem Magen machte sich ein warmes, angenehmes Gefühl breit - und das war etwas, was Diane ihrem krebszerfressenen Organ nicht mehr zugetraut hätte.
»Ist er groß und stark?«, fragte Atsatun. »Sieht er gut aus? Hast du ein Bild von ihm?«
Ja, sie hatte ein Bild von ihm. Viele sogar. Das eine, das Rodrigo ihr gezeigt hatte und sie zur Luke der Superhero hinausgetrieben hatte. Und hundert andere, alle in ihrem Kopf. Nur keines, das sie Atsatun hätte zeigen können.
»Ob er gut aussieht? Hm, lass es mich so sagen: Wenn du auf zähes Steak stehst, ja. Groß … kaum. Stark … ja. Auf seine Weise. Melvin ist der stärkste Mann, den ich je getroffen habe.«
»Hat er
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