Alien Earth - Phase 3
sein. Wo sind diese Tiere dann jetzt? Und dieser Sprengstoff?«
»Ich weiß es nicht. Und ich will es lieber nicht herausfinden. Willst du es?«
François sagte nichts. Er sah an Eustace vorbei über den See. Die Lichter des Schlosses erleuchteten einen Teil von ihm, dahinter war Schwärze - und in dieser Schwärze lagen irgendwo die Ekranoplane der Nil-Flottille und wachten über das Schloss, und dahinter, Kilometer entfernt, war das Ufer. Mahmuts Wunderland. Menschen konnten dort leben. Manche. Eustace würde es schaffen, François wusste es. Und er wusste, dass er selbst dort draußen keine Woche überstehen würde.
»Wie sollen wir es anstellen zu fliehen?«, wandte er sich an Eustace. »Wir sind in Mahmuts Schloss. Um uns ist der See, dahinter gehört das Land für viele hundert Kilometer ihm. Und dahinter …« Er brauchte den Satz nicht zu Ende zu bringen. Dahinter kam das Afrika der Warlords - und jenseits dieses Afrikas wartete eine Welt, in der für François nicht mehr länger Platz war.
Eustace ließ sich nicht beirren. »Wir müssen weg«, flüsterte er. »Kommst du mit? Ich brauche dich.«
Er beugte sich vor und zog François so eng an sich, dass es schmerzte. Ein Teil von François wollte Eustace wegstoßen,
ihn anschreien, ihm wehtun für das, was er ihm angetan hatte. Ein anderer wollte sich dem Leibwächter hingeben, dem einzigen Menschen, der ihm geblieben war, dem einzigen Menschen, der ihn retten konnte.
François regte sich nicht, während der Kampf in seinem Innern tobte. Er hörte Eustaces vertrauten, schnellen Atem, roch seinen Schweiß, spürte, wie der Armstumpf gegen seinen Rücken drückte.
Eustace war, was ihm von der Welt geblieben war. François stürzte sich in den Schmerz, der Welt entgegen.
Rumms!
Oder: Kleine Geschichte der großen Wummen
1916
Am 21. Februar eröffnet das Schiffsgeschütz »Langer Max« den deutschen Angriff auf die französische Festung Verdun. 1220 Geschütze beteiligen sich am Trommelfeuer. Sie schöpfen aus einem Munitionsvorrat von zweieinhalb Millionen Artilleriegeschossen, den man in den Wochen zuvor an die Front transportiert hat.
1945
Am 6. August detoniert die Atombombe »Little Boy« über der japanischen Stadt Hiroshima. 80 Prozent der Stadt werden zerstört. Knapp 100 000 Menschen sterben unmittelbar, weitere 100 000 an den Spätfolgen. Drei Tage später detoniert »Fat Man«, der große Bruder von »Little Boy«, über Nagasaki.
1958
Samuel T. Cohen entwirft die Neutronenbombe, eine Atombombe, die auf einen hohen Ausstoß von Neutronen getrimmt ist. Sie soll töten und dabei geringe oder keine materiellen Schäden anrichten. Die USA bauen in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts 700 Exemplare, die in den Neunzigern wieder verschrottet werden. Gerüchte über den erneuten Bau von Neutronenbomben kursieren seit der Gründung der USAA im Jahr 2015. Sie werden mit der Säuberung von Wiljutschinsk bestätigt (siehe unten).
1962
US-Wissenschaftler entwickeln MIRVs (Multiple Independently Targetable Reentry Vehicles): die Fähigkeit, bis zu 16 unabhängig von einander zu zielende atomare Sprengköpfe auf einer Interkontinentalrakete unterzubringen.
2000
Zur Jahrtausendwende existieren fünf offizielle und vier faktische Atommächte. Die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, Volksrepublik
China und Israel, Indien, Pakistan, Nordkorea. Mehrere weitere Staaten werden verdächtigt, im Geheimen an der Erlangung von atomaren Waffen zu arbeiten.
2025
Bei den Feiern zum zehnten Jahrestag der USAA stellt die US Air Force MOAB III vor, von den Soldaten scherzhaft die »Übermutter aller Bomben« genannt. MOAB III ist eine thermobarische, nichtnukleare Waffe, die durch Hitze und Luftdruck tötet. Es wird vermutet, dass im Jahr 2030 eine MOAB III das von maoistisch-libertären Aufständischen in der Nähe der Hafenstadt Balboa am Panamakanal erschaffene Tunnelsystem vernichtet hat. Zwischenzeitlich ist am Explosionsort ein Süßwassersee entstanden, der als beliebtestes Naherholungsgebiet Panamas gilt.
2036
Sieben-Minuten-Krieg zwischen Indien und Pakistan. Eine indische Atombombe, befördert von einer Mittelstreckenrakete vom Typ Agni VI, zerstört die pakistanische Millionenstadt Sukkur. Eine pakistanische Atombombe, befördert von einer Mittelstreckenrakete vom Typ Shaheen VII, zerstört die indische Millionenstadt Srinagar. Opfer in Sukkur 310 000 (offiziell), 2,4 Millionen (inoffiziell). Opfer in
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