Alison Wonderland
Rolle Klebeband. Der Gedanke, dass sie vielleicht Klettverschlüsse an Windeln benutzen könnten, lässt mich an Jeff denken und das macht mich traurig.
Wir halten an meinem Haus an. Die Stufen vorm Haus sind übersät mit Milchflaschen, weil er nicht da ist. Das Haus wirkt ohne seine Anwesenheit wie eine leere Muschelschale. Wir verlassen es, so schnell wir können, um zu Taron zu gehen.
Tarons Stimmung hellt sich augenblicklich auf, als wir ankommen. Sie springt herum und berührt heimlich ihre Schätze, während sie so tut, als würde sie Phoebe das Haus zeigen. Ich fühlemich wie hundert, während ich uns einen Tee mache und Mrs. Fitzgerald anrufe. Taron legt eine Decke auf den Boden und spielt mit Phoebe, ihre mit Tesafilm gesicherte Windel herunterreißend, so dass sie nackt herumzappeln kann. Sie liegen da, ihre Köpfe berühren sich beinahe und glucksen sich an. Taron scheint mit dem Baby ganz unbefangen zu sein. Ich habe niemals zuvor eins auch nur angefasst. Einem Kind in diesem Alter bin ich bisher am nächsten gekommen, als ich mir eine Benetton-Anzeige angeschaut habe und das macht mich krank.
Ich frage mich, wie alt Phoebe wohl ist. Ich glaube nicht, dass sie ein Neugeborenes ist, denn sie ist ziemlich rosa und sieht rund und glatt aus, nicht so runzelig wie ganz kleine Babys. Auf der anderen Seite hat sie noch keine Zähne. Ich schaue in dem Babypflegebuch nach, das Taron im Buchladen an der Raststätte gekauft hat und komme zu dem Schluss, dass Phoebe wahrscheinlich zwischen drei und sechs Monate alt ist. Wir haben sie auf Tarons Badezimmerwaage gewogen, indem wir zuerst Taron gewogen haben, dann Taron mit Phoebe auf dem Arm und dann die erste von der zweiten Zahl abgezogen haben. Obwohl mir Taron versichert, dass ihre deutsche Elektrowaage sehr genau ist, glaube ich, dass die Ergebnisse nicht aussagekräftig sind. Denn ich habe beobachtet, wie Taron sich auf die eine Seite lehnt, als sie allein auf der Waage steht. Deshalb bin ich sicher, sie hat einen Weg gefunden, sie zu manipulieren, so dass sie leichter erscheint, als sie ist. Taron kann nicht wirklich weniger als neun Stones wiegen und ein so kleines Baby nicht so viel wie vierzehn Pfund.
Phoebe ist wirklich wunderschön. Ich weiß, dass alle Eltern ihre Babys angeblich wunderschön finden, aber gilt diese Regel auch für Babys, die man findet und behält? Sie hat einen sehr zarten Flaum blonder Haare auf ihrem Kopf, so weich wie Federn. Ihre Augen sind blau, ihre Füße lang und schmal, mit winzigen lila Falten drin. Wir reden viel über ihre Füße, weil wir dauernd sehen, wie sie da auf dem Boden liegt und nach uns tritt. Die Muskeln in ihren Waden sind wie Gelee. Der einzige Fehler an ihr ist, dass an der Spitze ihres kleinen Fingers an der rechten Hand daserste Glied fehlt. Mir fällt nichts ein, wofür es im Leben wichtig wäre, aber Taron ist mir voraus. »Sie wird nicht in der Lage sein zu tippen«, sagt sie traurig. »Sie wird niemals in der Lage sein, einen Job als Sekretärin zu bekommen und ihren Chef zu heiraten.« Ich bin mir nicht sicher, ob sie denkt, das sei eine gute Sache, weil ich weiß, dass sie eine sehr romantische Auffassung von der Ehe hat.
Kapitel 28 – Jeff in Gefangenschaft
Bird rudert Jeff auf der Themse entlang. Jeffs Handgelenke sind mit braunem Klebeband vor seinem Körper gefesselt. Er sitzt im Bug des Bootes mit dem Gesicht zu Bird.
Bird rudert schweigsam, eine geladene Pistole liegt auf der Bank zwischen seinen Beinen. Wenn er Jeffs vom Wasser abgewandtes, blasses, ovales Gesicht mit den langen Haaren und dem sanften Gesichtsausdruck anschaut, denkt Bird an das Gemälde der Lady von Shalott in der Tate Gallery.
Dick isst einen Joghurt. Als er ein Kind war, dachte er, dass Joghurts nach Kranksein schmecken und jetzt findet er es schwierig, diese Assoziationen wieder loszuwerden. Er isst sie, weil seine Freundin sie für ihn kauft und er sie liebt und ihre Gefühle nicht verletzen will. Als er mit dem Joghurt fertig ist, ruft er Mrs. Fitzgerald an.
»Alisons Freund ist in einer geheimen Kammer unter der Themse bei Vauxhall.«
»Wer hat ihn erwischt, M16?«
»Nein, die Regierungssicherheitskräfte haben schalldichte Zellen in der Gegend, aber er ist in keiner von denen. Bird hat ihn ...«
»Also ist es
doch
Bird. Weißt du wo, wo ganz genau?«
»Irgendein Untergrundgelände mit Räumen, die er für Verhöre benutzt. Mit dieser Lage schafft er es, die Leute in die Irre zu führen,so dass sie
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