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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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wie Eure niedergeworfenen, gefesselten wilden Persönlichkeiten es tun würden.« Sie spürte, wie ihr Herzschlag sich beruhigte, als Bestie in ihren Gedanken lachte. »Ich würde bleiben, wie ich bin. Ihr könnt mir nichts anhaben, Keribdis.« Alissa richtete sich auf und atmete tief die reine Luft ein. »Ihr seid dazu nicht in der Lage. Es gibt nichts, was Ihr mir antun könntet.«
    Alissa ließ den Blick über die Versammlung schweifen und las in einigen Gesichtern Angst, in viel mehr Mienen jedoch ehrfürchtiges Begreifen. Ihr fragwürdiger Pakt mit ihrer Bestie sorgte dafür, dass sie vollkommen sicher vor der schwersten Strafe war, die die Meister verhängen konnten, und immun gegen deren größte Angst zu verwildern.
    »Ich kehre jetzt auf mein Schiff zurück«, sagte Alissa und stützte sich mit der gesunden Hand am Tisch ab. Ihre Knie wackelten, aber nicht aus Angst, sondern weil sie ihre einmalige Machtposition erkannt hatte. »Sobald die Vorräte aufgefüllt sind und der Baum repariert ist, breche ich auf. Ich hoffe, dass einige von euch mit mir zurückkehren werden. Talo-Toecan hat das Alleinsein satt.«
    Alissa fühlte sich ihrer selbst so sicher wie noch nie zuvor, als sie sich abwandte und den Strand entlang zum Dorf ging. Ihre Hand schmerzte, und sie drückte sie sacht an sich. Bestie war still und nachdenklich.
    »Sie ist wahnsinnig«, flüsterte Keribdis. »Seht ihr?«, rief sie lauter, und Alissa ging einfach weiter. »Sie ist eine Abtrünnige, wenn sie sie selbst ist«, tobte Keribdis. »Und ein widernatürliches Ding in ihrem wilden Zustand.«
    Alissa schüttelte seufzend den Kopf. Die Leute aus ihrem eigenen Dorf hatten sie schon übler beschimpft.
    »Ein Tier!«, brüllte Keribdis, und Alissa spürte ein Kribbeln im Nacken. »Gefährlich und unbeherrschbar, wie ein halb gezähmter Wolf. Sie in unsere Nähe zu lassen, war ein Fehler. Dieses Tier wird sich gegen uns wenden und uns die Kehle herausreißen, während wir es futtern! Wir müssen es auf der Stelle zerstören!«
    »Keribdis!«, rief Yar-Taw warnend, und Alissa fuhr herum.
    Die Angst und der Hass in den goldenen Augen der Frau ließen Alissa vor Schreck erstarren. Keribdis’ stolzes Antlitz verzerrte sich, und sie zeigte mit dem Finger auf Alissa. »Du bist ein – ein –«
    »Halbblut?«, sagte Alissa und zog neue Stärke aus diesem Wort. »In mehrerlei Hinsicht, ja. Deshalb kann ich die Wahrheit akzeptieren, und Ihr könnt es nicht.« Sie seufzte. Sie würde ihnen wohl die ganze Geschichte erzählen müssen. Und sie wusste, dass ihnen das nicht gefallen würde.
    »Eure Anzahl schwindet, seit ihr gelernt habt, menschliche Gestalt anzunehmen«, erklärte Alissa leise. »Das liegt daran, dass ihr euer wildes Bewusstsein unterdrückt, statt es wieder mit dem Bewusstsein zu vereinen, von dem es sich abspaltet. Ich gebe gern zu, dass es mir nicht perfekt gelingt, aber alles ist besser als das, was ihr bisher getan habt. Ihr unterdrückt es so heftig, dass die Hälfte eurer Kinder beim Versuch, das Fliegen zu lernen, ums Leben kommt, und die andere Hälfte verwildert, um nicht wahnsinnig zu werden.« Sie sah Keribdis an und empfand angesichts des Hasses, der ihr von der Frau entgegenschlug, nur Mitleid. »Ich kann Silla helfen, die Balance zu finden, was Euch nicht gelingt«, sagte Alissa zu ihr allein. »Und das wisst Ihr auch.«
    Alissa hatte gewonnen. Sie wandte sich ab.

 
    – 32 –
     

    D u wirst dich nicht ohne meine Erlaubnis entfernen!«
    Alissa drehte sich auf dem Pfad um und warf Keribdis einen Blick zu, wobei sie sich bemühte, nicht höhnisch dreinzuschauen. Alissas Pfade blitzten auf, und sie wurde in Bann geschlagen, überraschend stark und schnell. Alissa schnappte nach Luft und stellte fest, dass der Bann es ihr unmöglich machte, sich zu bewegen. Sie hatte Keribdis in deren Spiel mit Worten geschlagen, deshalb spielte die Frau nun einfach nach anderen Regeln. Wieder einmal.
    »Keribdis …«, protestierte Yar-Taw und erhob sich.
    »Such dir einen Aufwind, Yar-Taw«, sagte Keribdis warnend, ohne den Blick von Alissa abzuwenden. »Ihr alle. Ihr seid zu schwach und zu naiv, um zu erkennen, was sie wirklich ist. Ich werde mich darum kümmern. Wie ich es immer tue.«
    Alissa erschrak. Sie sammelte sich und zerschmetterte den Bann. Angst flammte in den Gesichtern der Umstehenden auf. Alissas Kopf summte von den unhörbaren Bemerkungen, die diese Demonstration ihrer Kraft den Meistern entlockte. Keribdis’ Überraschung wich

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