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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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erregt, nervös und entschlossen zugleich dort nieder.
    Keribdis blieb allein stehen. Sie sah schockiert aus. Ihre Augen wurden schmal, als sie Alissas Blick begegnete, und Alissa schlug die Augen nieder. Sillas Trotz hatte ihr kein bisschen geholfen.
    »Höchste Zeit, dass das Mädchen mal ein wenig Rückgrat zeigt«, bemerkte Yar-Taw, und Alissa fühlte sich gleich besser. Er warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu und erhob sich dann. »Keribdis«, sagte er laut und wies auf den Tisch. »Komm und setz dich zu uns.«
    »Ich stehe lieber«, entgegnete sie und trat trotz eines leichten Hinkens anmutig vor.
    »Wie du möchtest.« Yar-Taw schenkte ihr Wasser ein.
    Alissa lauschte seinem Tonfall sorgfältig und entschied, seinen Rat über den Umgang mit Keribdis anzunehmen. Seine Worte waren leicht sarkastisch, aber vollkommen höflich. Sie schaute unauffällig nach den Meistern, die sie umringten, und entdeckte mehrere belustigte Mienen. Sie schöpfte Hoffnung und straffte die Schultern.
    Keribdis baute sich mitten zwischen dem Tisch und der Versammlung auf. Sie zögerte, als wolle sie ihre Gedanken sammeln, und senkte konzentriert den Kopf. Die Menge wurde still. Scheinbar überrascht ob des plötzlichen Schweigens, hob Keribdis den Kopf. Der Wind fuhr in ihre Bänder und ließ ihren langen Rock und die Schärpe flattern.
    »Ich habe lange darüber meditiert«, sagte sie leise, »und überlegt, wie wir am besten mit dem Problem umgehen, das sich uns so plötzlich stellt.« Keribdis sah Alissa an, und Alissa starrte zurück. »Sie hat mutwillig ihr wildes Bewusstsein behalten, wohl wissend, dass das verboten ist. Wir glaubten, es sei gar nicht möglich«, sprach sie in das unruhige Schweigen hinein. »Doch ihre Transformation von der Bewahrerin zur Meisterin wurde nicht richtig ausgeführt.«
    »Hältst du das hier immer noch nicht für ein Gericht?«, fragte Alissa Connen-Neute stumm, und seine Ohren färbten sich rot.
    »Das ist eine Situation, die geändert werden kann, und ich sage, das sollten wir tun«, endete Keribdis.
    Alissa öffnete den Mund, doch Yar-Taw schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, sagte er leise und wandte sich dann laut an alle. »Wir sind heute zusammengekommen, um über Alissas Wohlergehen zu diskutieren. Wie eben richtig erläutert wurde, hat sie einen Pakt mit ihrem wilden Bewusstsein geschlossen, statt es einfach zu zerstören. Wir müssen feststellen, ob das schädliche Auswirkungen hat, und wenn ja, wie wir Abhilfe schaffen können.«
    Keribdis trat einen Schritt auf den Tisch zu. »Das sagte ich doch gerade«, erklärte sie vorwurfsvoll, hob ihren Becher und trank einen Schluck. Ihr Blick fiel auf die beiden Steinbecher, und ihre Augen weiteten sich, als sie bemerkte, dass es nun zwei waren statt nur einer. Sie mussten also Gedankenformen sein. Alissa nahm mit spöttischer Miene einen zur Hand, um diese Leistung gleichsam stumm für sich zu beanspruchen.
    Keribdis’ schockierte Miene wurde hart. »Ich will mit ihm sprechen«, sagte sie, und Alissa wurde bleich, als sie die Kraft hinter dieser schlichten Forderung hörte. »Ich will mit deinem bestialischen Bewusstsein sprechen. Zeig es uns, damit wir beurteilen können, ob es gefährlich ist. Wir wollen sehen, ob du es beherrschst, oder ob es dich beherrscht.«
    Alissas Kinn zitterte, und ihr erster Schreck schlug in Ärger um. Es? Bestie war kein Es. Sie senkte den Blick und schluckte die Beleidigung herunter. »Sie«, sagte Alissa knapp, und Keribdis geriet durcheinander.
    »Sie was?«
    »Bestie ist eine Sie, kein Es.«
    Keribdis ließ den Blick über die Versammlung schweifen, eine Augenbraue spöttisch gewölbt. »Dann also sie«, sagte sie gedehnt und von oben herab.
    Alissa schäumte innerlich und trank einen weiteren Schluck aus ihrem steinernen Becher.
    Keribdis ließ sich anmutig auf einem Stuhl nieder und legte die Hände in den Schoß. »Nun, wo ist – Bestie? Oder beherrschst du sie nun doch nicht? Ist es ein Fehler deinerseits, der sie hervortreten lässt?«
    »Nein«, log Alissa. Sie warf einen Blick auf Silla und schaute rasch wieder weg. Die junge Frau sah verängstigt aus, und Alissa fragte sich erneut, was Keribdis ihr erzählt haben mochte. »Aber Bestie hat versprochen, nicht an meiner Stelle zu handeln, und das würde sie auch niemals tun, außer wenn ich in Ohnmacht falle oder in großer Gefahr bin.«
    Keribdis’ Blick bohrte sich in ihren, doch ihre Worte galten der Menge. »Wie praktisch. Eine moralische Bestie.

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