Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
erschallt!“
    Ein Lächeln erhellte Alix` Augen. Der berühmte Troubadour war ihrem Vater bekannt gewesen. Auf ihre Nachfrage erklärte ihr Villaine, dass dieses Spottlied am See von Puivert entstanden sei.
    „Peire von Auvergne hätte gerne ´heller` singen mögen, wie auch ich“, sagte er bedauernd.
    „Heller singen?“
    „Nun, von großen und schicksalhaften Dingen reden, oder solchen, die Pein schaffen. Licht in das Dunkle zu bringen, ist das Bestreben aller Sänger. Aber es mag uns nicht immer gelingen.“
    Der Geruch des dunklen Gewässers, das von einem Dickicht aus Weiden und Schilf gesäumt war, weckte auch bei Alix Erinnerungen. War es nicht merkwürdig, dass sich immer, wenn sie mit dem Spielmann unter vier Augen redete, ein See in der Nähe befand?
    „Schicksalhafte Dinge ...“ Sie seufzte. „Man sagt, trübes Wasser weise auf eine unglückliche Wendung im Leben hin. Glaubt Ihr an solche Prophezeiungen?“
    Der Meister hob in gespielter Ratlosigkeit die Hände. „Nachts sind alle Wasser dunkel, ma Dame , und wenn der Ruß an der Pfanne brennt, gibt`s Regen!“
    Alix lachte leise. Sie mochte seine Art zu reden, er heiterte sie wahrhaftig auf. Da fragte sie ihn frei heraus, wie es ihre Art war, ob er sie nach Cahors begleiten würde.
    Zu ihrer Enttäuschung lehnte Villaine ab. Die Gründe, die er gegen ihr „folgenschweres Vorhaben“ anführte, wie er sagte, waren einleuchtend und hingen nicht zuletzt mit seinem Herrn, dem Vizegrafen, zusammen, ohne dessen Erlaubnis er ein solches Wagnis nicht eingehen wollte.
    Der Schmerz, ihre Pläne bis zur Rückkunft des Trencavels aufschieben zu müssen, war schneidend. Nur gut, dass sie den Jungen nicht gänzlich unvorbereitet ins Leben entlassen hatte. Unauffällig tastete sie mit der Hand nach ihrer Hälfte des Schicksalsrades unter dem Gewand, und hielt es lange fest. Durch Zufall hatte sie im vorigen Jahr entdeckt, dass das goldene Rad aus zwei Rädern bestand, die geschickt ineinander gefügt waren. Das Glück liegt in der Mitte - hatte der Vater ihr gesagt. Da hatte sie gewusst, was gemeint war!
    Sie hatte beim Goldschmied eine kleine Kette in Auftrag gegeben, und den Anhänger vor den Augen ihres Sohnes geteilt. „Sollten wir uns je trennen müssen“, waren ihre Worte gewesen, „so wollen wir jeden Abend vor dem Schlafengehen unsere Hälften des Rades berühren, um uns nahe zu sein!“ Nun hoffte sie, dass der Junge daran dachte.
    Weil der Tag anstrengend gewesen war, zog sich Alix früh zurück. Zwar staunte sie über die geräumige, saubere Kammer, vor allem über die feinen Leintücher, doch fielen ihr bald vor Erschöpfung die Augen zu. Den toten Hofkaplan hatten die Reiterknechte des Trencavels in einem Schuppen aufgebahrt.
    Die erste Nachtwache im Haus, nachdem Meister Villaine eine solche angeordnet hatte, hielt der Bossu. Wieder und wieder hatte er beim Abendbrot dankbar Alix` Hände geküsst.
    Leise vor sich hinbrabbelnd, zerrte der Kleine einen gewaltigen Haufen Stroh vor die Schlafkammer der Herrin und ließ sich darauf nieder. Eine Lanze lehnte neben ihm an der Wand. Es gefiel ihm, die Herrin bewachen zu dürfen.
    Der wahre Grund jedoch, weshalb er zum Wächter auserkoren war, obwohl Alix die Hunde bei sich hatte, lag darin, dass Villaine ungestört mit seinen Freunden reden wollte. Sie hatten dem Bossu verschwiegen, dass Damian verschwunden war. Immerhin war der Bucklige ebenfalls Bartomeus Sohn, und niemand wusste, wie er auf die neue Schandtat seines Vaters reagieren würde.
    Beim Schein der Öllampe, die mehr Schatten als Licht warf, betrachteten die Spielleute das Mordwerkzeug. Ein einfaches, aber scharfes Fleischmesser. Nachdem sich Villaine unterwegs und am See bemüht hatte, seine Unruhe vor Alix zu verbergen, gab er sie nun vor den Freunden offen zu. Fieberhaft überlegten sie, wie man der Adligen helfen könnte, um am Schluss zu demselben Ergebnis zu kommen, wie zuvor Villaine: Es galt, die Rückkehr des Trencavels abzuwarten. Das Wagnis, auf eigene Faust loszuziehen, war zu groß.
    Doch Villaine hatte noch immer ein Problem. Als er Alix draußen am See angefleht hatte, unter keinen Umständen auf eigene Faust nach Cahors zu reiten, denn sie würde ihm damit das Herz brechen, war dieses Lächeln über ihr Gesicht gehuscht, das er so sehr liebte. Er hatte es im Mondlicht genau gesehen. Daraufhin, und auch weil sie ihm unendlich leid tat, hatte er ihr von seinem „genialen Plan“ erzählt, den Jungen ausfindig zu machen.

Weitere Kostenlose Bücher