Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
gewöhnlich unter dem Kettenpanzer trug. Tatsächlich lagen Teile seiner Rüstung neben ihm auf dem Boden.
Beinahe verlegen drehte er seinen Helm in der Hand.
Sie sahen sich an, dann konnte sich Alix nicht länger halten. Sie flog in seine Arme, der Helm kollerte aufs Stroh, kaum mehr hörten die beiden wie Fays hinter ihnen etwas murmelte.
Raymond-Roger war, wie es sich herausstellte, gar nicht Damians wegen gekommen. Auch er bemühte „die Mühlen Gottes“, die für gewöhnlich so schnell nicht mahlten. Er überreichte Alix einen Brief ihrer Schwester, in dem diese sie eindringlich bat, sich „vom Einfluss der Ketzerin loszusagen“ und nach Carcassonne zurückzukehren. Das sei sie dem Hause Trencavel, aber vor allem ihr - Inés - schuldig.
Alix wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie bat Fays, den nassen Umhang des Vizegrafen vor den Kamin zu hängen, denn sie wollte unter vier Augen mit Raymond reden.
„Ich will es vorsichtig ausdrücken“, sagte sie, als Fays den Raum verlassen hatte. „Meine Schwester hat ihre Worte mit wenig Bedacht gewählt. Für mich deutet alles darauf hin, dass sie wieder unter dem Einfluss ... eines Priesters steht. Ist es der neue Hofkaplan Octave?“
Der Trencavel beantwortete ihre Frage nicht. „Ich kann mich nicht lange aufhalten“, sagte er. „Meine Männer warten draußen vor den Toren. Wir reiten gleich weiter nach Béziers. Die Lage spitzt sich zu. Deine Schwester ... nun, sie ängstigt sich.“
„Um mich?“, fragte Alix erstaunt.
„Sie bekommt abermals ein Kind“, stieß er hervor, „und es besteht Gefahr, dass sie es verliert, sie blutet leicht. Und wenn es so weit ist, kann man sie nicht allein lassen mit den Bediensteten und dem Oheim. Du weißt doch, wie es ihr dann geht. Mir fehlt die Zeit, mich um sie zu kümmern. Die Lage im Lande ...“
„ ... spitzt sich zu. Du hast es bereits erwähnt. Gut, ich verstehe. Sobald sich das Wetter bessert, reite ich nach Carcasssonne, um nach ihr zu sehen. Dann jedoch will ich mich auf die Suche nach meinem Sohn machen.“
Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als es draußen lärmte. Jordan von Cabaret platzte herein, hinter ihm Fays mit weit aufgerissenen Augen. Zwei Ritter, bewaffnet und in voller Rüstung in einem katharischen Haus! Ihre Ablehnung war körperlich zu spüren.
Als der Trencavel ungeduldig um seinen Umhang bat, flüchtete sie erneut.
Jordan - eine leichte Röte nicht verbergend, was aber der Eile geschuldet sein konnte - verbeugte sich vor Alix. An seinem beschleunigten Atem erkannte sie, dass sich etwas ereignet haben musste.
„Ein Bote aus Toulouse!“, stieß er hervor, nun an den Trencavel gewandt. „Der Kreuzzug ist beschlossene Sache. Der König von Frankreich ist eingeknickt. Der Herzog von Burgund ...“ er atmete noch immer schwer, „der Graf von Nevers, sowie fünfhundert weitere Vasallen Philipps haben sich bereits gemeldet. Der Graf von Toulouse ist auf dem Weg nach Aubenas, zu einem Konzil, das der Abt von Citeaux einberufen hat. Dort sollen wir auf ihn treffen.“
„Dann lasst uns unverzüglich reiten!“, sagte der Trencavel mit ernstem Gesicht. Er nahm seine Rüstung und den Umhang auf, den Fays inzwischen bereithielt, und verabschiedete sich von Alix wie von einer Fremden.
Noch während Alix ungeduldig auf besseres Wetter wartete, hieß es, dass sich am Ufer der Rhone, bei der Stadt Lyon, bereits die ersten Kreuzfahrer sammelten. Das Heer, so hatte Esclarmonde erfahren, würde unter dem geistlichen Befehl Arnaud Amaurys stehen, jenes Abtes von Citeaux, zu dem der Graf von Toulouse geeilt war, um das Schlimmste zu verhindern. Arnaud Amaury war das Oberhaupt aller Zisterzienser. Für Rom ein zuverlässiger, eifriger Streiter, für das Volk ein „eitler Narr“, der bei seinen Predigten gegen die Katharer, ganz im Gegensatz zu Dominikus, gekleidet wie ein Prinz auftrat.
„ Ara roda l`abelha“ , riefen ihm die Menschen hinter vorgehaltener Hand hinterher, „die Biene summt überall herum!“
„Es ist ja bekannt“, meinte die Katharerin Fays bekümmert, als die Frauen von Pamiers nach einem kargen Mittagsmahl beisammensaßen, „dass sich seit der Zeit des Heiligen Bernhard vor allem die Äbte von Citeaux für die Bekämpfung der Häresie verantwortlich fühlen.“ Sie senkte das Haupt. „ Und möge große Finsternis sie bedecken und finsteres Dunkel über sie kommen “, begann sie leise zu beten.
Esclarmonde versuchte die Frauen, vor allem Alix und
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