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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Esther, zu beruhigen. Für gewöhnlich zähle der größte Teil der Kreuzfahrer zu den schlecht bewaffneten Fußtruppen, meinte sie. „Und wie man von früheren Zügen ins Heilige Land weiß“, fuhr sie fort „werden diese begleitet von allerlei heuchlerischem Gesindel, Spielleuten und Huren. Auch deshalb ziehen wir uns bald auf den Montségur zurück.“
    Allerlei heuchlerisches Gesindel? Spielleute? Alix hatte bei Esclarmondes Worten aufgemerkt. Zwar verstand sie unter „Gesindel“ beileibe nicht Villaine und die Seinen, sondern eher den „Esel auf ewig“ - wie sich Bartomeu von Cahors bezeichnete, dennoch hatten die Worte der Katharerin etwas bei ihr ausgelöst.
    „Sind auch die Namen der okzitanischen Prälaten bekannt, die sich dem Kreuzzug angeschlossen haben?“
    Esclarmonde warf Alix einen Blick zu, der keinen Zweifel zuließ.

    Noch am selben Abend setzte sich Alix vor das Kaminfeuer, um zu überlegen.
    Nach und nach entwickelte sich in ihrem Kopf ein Bild, das deutlicher und bunter wurde, je länger sie daran malte. Als die Szene unverrückbar feststand, begann sie in fieberhafter Eile ihre Aufzeichnungen und Federkiele zusammenzupacken.
    „Was machst du denn da?“, fragte Esther erstaunt, als sie der Unruhe ihrer Freundin gewahr wurde.
    „Wir reiten morgen!“
    „Morgen? Bei diesem Wetter? Kehren wir nun doch nach Carcassonne zurück? Steht es so schlimm um unser Land?“
    „Meine liebe Esther, wir reiten nach Carcassonne, aber nur für eine oder zwei Wochen. Sobald es meiner Schwester besser geht, ziehen wir weiter - nach Dérouca “, antwortete sie entschlossen. „Ich habe einen Plan. Doch kein Wort darüber zu Esclarmonde, sonst mag sie ihn mir ausreden.“

10.

    „Um Christi Willen, sei nicht so gefühllos! Bleib hier! Wo willst du deinen Sohn denn suchen, wenn die ganze Welt in Aufruhr ist!“, flehte Inés und griff mit ihrer schmalen Hand nach dem Arm der Schwester. Überzart sah sie aus in ihrem Leinenhemd, fast durchscheinend. Ihr Gesicht, so weiß und klein, erinnerte an die Blüten des Jasminstrauchs unten im Hof. Die einzigen Farbtupfer unterhalb des Betthimmels waren ihre Sommersprossen und das flammende Haar.
    Alix blieb hart. „Alles hat seinen Preis, Inés“, sagte sie kryptisch, während im Vorgemach der blaue Vogel sang. „Und ich habe schon zu viel Zeit verloren. Außerdem geht es dir doch inzwischen besser, das hast du gestern selbst gesagt.“
    „Ja, es stimmt. Die Blutung ist gestillt, ich habe auch keine Schmerzen mehr, doch das kann sich über Nacht wieder ändern. Ich kenne die Anzeichen für eine Fehlgeburt. Bleib doch wenigstens so lange, bis Raymond-Roger wieder da ist!“
    Alix schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, aber ich kann nicht länger bleiben, Inés!“
    „Dann lass mir wenigstens die Esther hier. Der Jüdin vertraue ich.“
    „Und wer sollte wohl mich begleiten? Fabrisse? Wo steckt sie eigentlich?“
    Inés senkte die tränenschweren Augen. „In Albi. Sie kommt nicht mehr zurück.“
    „In Albi? Aber was macht sie dort? Ich dachte, sie kam so gut mit dem Kleinen zurecht?“
    Inés schluckte. Dann machte sie eine fahrige Geste mit der Hand: „Wer mit seiner Magd tändelt, der macht sie zur Herrin über seine Frau! Das ist passiert, Alix. Ich ... ich habe die beiden erwischt. Raymond hat das Eheband zerrissen!“
    Alix erbleichte. „Was erzählst du da?“
    Nun heulte Inés auf und raufte sich das Haar. „Er ist wirklich hinter jeder her“, brach es aus ihr heraus. „Hinter jeder! Alle machen sie ihm schöne Augen, alle hängen sie an seinen Lippen! Eines Abends kam die Amme zu mir. Ihre Mutter war krank. Ich schickte sie zu ihr in die Vorstadt. Dann ... also, ich weiß nicht, was mich bewog, Fabrisse zu suchen. In ihrer Kammer ...“ Sie legte eine dramatische Pause ein. „Nun, du kannst es nicht wissen, wie man sich fühlt, wenn man seinen Gemahl im Bett einer anderen entdeckt“, sagte sie schluchzend.

    Alix stand mit versteinertem Gesicht vor Inés`. In ihrem Kopf rauschte es. Sie war unfähig zu reden. So war das also, dachte sie ein ums andere Mal, so war das. Ich werde dich immer lieben, ob du mir nun nahe bist oder fern ... hatte er ihr geschworen. Und jetzt?
    Bereits in Pamiers hatte sie gespürt, dass irgendetwas vorgefallen war.
    Die Erkenntnis, dass auch sie ihm nicht mehr als eine Abwechslung gewesen war, schmerzte Alix unendlich. Nun stand ihr Entschluss fest: Sie würde nicht auf seine Rückkehr warten, und sie würde

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