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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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übergestreift.
    Rechts und links des schmalen Weges, durch den der Pförtner vor ihnen her schlurfte, waren Rizinusbäume und Lavendel angepflanzt, dazwischen prachtvolle Rosenstöcke. Mohnkapseln thronten auf dünnen Stängeln. Schlanke Zypressen, aber vor allem und Blütengerank, wohin das Auge sah. Schmetterlinge, Bienen und Libellen umschwärmten ein Meer von blassblauen
    Iris- und violetten Heliotropstöcken, die sich am Ufer eines kleinen Fischweihers ausbreiteten, überragt von einem grasbewachsenen Hochbeet mit wilden Lilien.
    Durch all diese Pracht plätscherten Wasserrinnsale - gespeist vom alten Aquädukt, das, wie sie gesehen hatten, direkt in das Kloster führte. Ein balsamischer Duft lag über diesem abgelegenen „Arkadien“, den jedoch weder Alix noch Villaine genossen, weil sie noch immer den Geruch verbrannter Leiber in der Nase hatten.
    Stumm liefen sie nebeneinander her.

    Irgendwann gelangten sie zur zur Abteikirche mit angebautem Kreuzgang und quadratischem Glockenturm. Im rechten Winkel zum eher schlichten Klostertrakt befanden sich verschiedene Stallungen sowie zwei hohe Taubentürme von der Art wie sie Alix von Montpellier her kannte.
    Der Abt erwartete sie im Refektorium. Er war alt und spindeldürr. Die Haut seines Gesichtes ähnelte Palimpsest - mehrfach abgeschabtem Pergament -, die Nase war ein einziges Knöchelchen, der Mund schmal wie ein Rasiermesser. Ohne dass er schielte, war sein Blick auf einen unsichtbaren zweiten Kopf rechts neben Alix gerichtet, denn Villaine stand auf ihrer linken Seite. Die Stimme des Abtes war jedoch klar und kräftig.
    Als erstes wollte er von Alix wissen, wo genau sie auf den Abt von Citeaux gestoßen war.
    Als sie ihm vom Blutbad von Béziers erzählte, wobei sie kein Blatt vor den Mund nahm, zeigte er keinerlei Gefühlsregung; meinte aber zum Schluss, dass die Seelen der Gerechten in Gottes Hand seien und keine Qual sie mehr berührte. Dann fragte er nach dem Grund ihres Hierseins.
    „Es geht um meinen Sohn Damian, der sich bei Euch in Ausbildung befindet. Ich möchte ihn nach Carcassonne und später ...“, es fiel ihr schwer den Abt anzulügen, aber sie musste es tun, „nach Aragón bringen, an den Hof meines Schwagers, König Pedro.“
    Der Abt saß steif und still in seinem Lehnstuhl, kaum, dass er atmete.
    Alix zwang sich zur Ruhe. Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie wahr, wie Villaines Wange unruhig zuckte. Der Spielmann war nicht mehr derselbe seit gestern, wie auch sie nicht.
    Nach einer Weile begann der Abt zu reden. Er fühle sich nicht ihr, sondern dem Erzbischof von Cahors verpflichtet, sagte er, der ihm seinerzeit den Knaben gebracht hätte. Seines Wissens nach, sei die Mutter tot.
    „Tot?“ Alix lächelte bitter. „So seht mich nur an, Ehrwürdiger Abt, sieht so eine Tote aus?“
    Villaine griff nach ihrem Arm. „Beruhigt Euch, Vizegräfin“, raunte er. „Ein Missverständnis vielleicht.“
    „Euer Begleiter hat recht“, sagte der Abt leise. „Bartomeu von Cahors mag sich getäuscht haben oder er hatte einen Grund für seine Behauptung. Dennoch, es tut mir aufrichtig leid, ich kann Euch ohne seine Erlaubnis den Knaben nicht aushändigen.“
    „Bartomeu von Cahors gab das für Euch mit.“ Alix öffnete den Lederbeutel. Sie war froh, dass Esther ihr dort ein geheimes Fach eingenäht hatte und dass die in mehrere Tücher in dickes Leder eingewickelte Kostbarkeit nicht König Jean in die Hände gefallen war. Sie überreichte dem Abt die Reliquie.
    Der Mönch hob die Brauen. Behutsam, ja, fast andächtig nahm er den gläsernen Behälter in die Hand, betrachtete ihn von allen Seiten, küsste ihn.
    Alix konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob Bartomeu die Phiole tatsächlich für ihn mitgenommen hatte. Ein Versprechen, damit der Abt Damian bei sich aufnahm?
    Nun nahm sie die Kette ab, teilte den Anhänger erneut in der Mitte und legte die halben Räder so übereinander, wie es Rashid getan hatte. Der Stern erschien ...
    Der Abt betrachtete das Zeichen aufmerksam. „Darf ich fragen, woher Ihr das Schmuckstück habt?“
    „Mein Vater, Wilhelm von Montpellier, hat es mir kurz vor seinem Tod geschenkt.“
    Alix konnte es kaum fassen, als ihr der Abt plötzlich in die Augen sah.
    „Das Rad ist sehr alt und sehr wertvoll“, sagte er und gab es ihr zurück. „Hütet es gut.“ Dann schickte er Villaine auf den Hof hinaus.
    „Was Euren Sohn betrifft“, sagte er zu Alix, als sie unter sich waren, „so dürft Ihr ihn mit

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