Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
mich in ihrem Namen hier auf und bin unschuldig in dieses Gemetzel geraten. Eines darf ich Euch versichern: Weder ich, noch meine Schwestern haben unseren katholischen Glauben je aufgekündigt, und wenn ich ´Schwestern` sage, meine ich damit natürlich auch Marie, die Königin von Aragón. Alle drei sind wir rechtgläubig und fromm. Credo in deum patrem omnipotentem“ , begann sie das Glaubensbekenntnis aufzusagen, und ihre Stimme überschlug sich fast vor Aufregung: „creatorem coeli et terrae; et in Iesum Christum, filium eius unicum, dominum nostrum, qui conceptus est de Spiritu sancto ... “
„Amen. Ja, das mag niemand bestreiten, Vizegräfin“, schnitt ihr Amaury das Wort ab, doch Montfort hatte sich bei ihren Worten bekreuzigt, was für ihn sprach. „Allerdings heucheln die Häretiker oft aus Furcht vor dem Tode; sie behaupten nur, sie seien Katholiken.“
„Aber der Erzbischof von Cahors kann bestätigen, dass ich ...“
„Ihr könnt auf seine Hilfe nicht rechnen, Madame“, sagte der Graf, „denn er ist ...“
„ ... nach Hause geritten“, fiel ihm Amaury ungnädig ins Wort.
Montforts Schimmel schnaubte.
„Nach Hause geritten?“ Alix sah von Montfort auf Amaury, gab sich entsetzt. „Ihr meint, er hat das Heer verlassen und ist zurück nach Cahors gereist? O, Heilige Jungfrau von den Tischen, was soll ich jetzt nur tun? Ich kann mich doch nicht in das Vizegräfliche Schloss meiner armen Schwester flüchten, ohne Gefahr zu laufen, dass mich das Lumpengesindel, das mit Euch unterwegs ist und sich dort bereits eingenistet hat ... entschuldigt bitte meine Wortwahl - also, dass mich diese Ribaldis fortwährend belästigen.“
Alix seufzte tief, und hoffte inständig, dass sich Bartomeus Freund Fulco nicht in der Nähe befand.
„Und woher sollen wir wissen, dass Ihr uns die Wahrheit erzählt?“, meinte Amaury. Er hatte ihrem Redefluss nur halb zugehört und nebenbei kurze Befehle an seine Leute erteilt. Richtig verärgert sah er aus, beleidigt - und misstrauisch. „Vielleicht seid Ihr ja doch eine von denen!“ Er wies mit der behandschuhten Rechten auf die züngelnden Häuser.
Alix nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie baute sich vor ihm auf. „Eine Ketzerin? Nun, wenn Ihr mir noch immer nicht glaubt, so nehmt mich eben fest, Herr Abt, sperrt mich meinethalben so lange ein, bis meine Herkunft bezeugt wird, aber rechtfertigt Euer Tun dann vor meinem Schwager, König Pedro von Aragón. Ihr seid mein Zeuge, Graf von Montfort“, sagte sie zu dem eisernen Hünen, der sie fortwährend anstarrte, „erzählt Pedro bitte, dass ich im Begriff war, mich in sein Land zu begeben, unter seinen Schutz.“
Amaury und Montfort sahen sich bedeutungsvoll an. Ihre Pferde tänzelten unruhig.
Alix hatte Mühe, den Rössern auszuweichen.
„Ich verstehe noch immer nicht, was Ihr von mir wollt, Vizegräfin“, sagte Amaury nach einigen Augenblicken eisigen Schweigens. Seine Stimme klang ungehalten. „Ihr habt es doch gehört: Der Erzbischof von Cahors ist nicht mehr hier und ... “
„Dann habt Ihr die Christenpflicht, mir zu helfen, Ehrwürdiger Abt. Ich brauche zwei Pferde, frische Kleidung für mich und meinen Berittenen, dem einzigen, der mir geblieben ist, und ich brauche ein schriftliches Zeugnis von Euch, mit dem ich über Land reiten kann, ohne von Euren Männern belästigt oder aufgehalten zu werden. Der König von Aragón wird es Euch gewiss vergelten ...“
Die Vizegräfin von Rocaberti, die ihren Schwager Pedro nie zu Gesicht bekommen hatte, erhielt, was sie so hartnäckig forderte, wenngleich das erbetene Zeugnis erst am nächsten Morgen geschrieben und gesiegelt war.
Die Nacht verbrachte sie in einem der weniger zerstörten Häuser, in der Nähe der Stadtmauer und der Römerbrücke, während die französische Ritterschaft ausschwärmte, das Lumpengesindel aufzustöbern. Die Ribaldis hatten sich nicht nur im halb zerstörten Schloss eingenistet, um dort lautstark zu feiern, sondern auch in vielen Häusern der Reichen. Mit Knüppeln jagten die Ritter sie in das Heerlager zurück. Allerdings konnten sie nicht verhindern, dass einige aus Rache die Lunte auch noch an bislang unversehrte Häuser legten, so dass ein neuer Sturm von Feuersglut durch die Stadt fegte.
Montfort hatte drei Soldaten zur Bewachung der Vizegräfin abgestellt. Dennoch ließ es sich Villaine, der sich noch immer als „der allerliebste Mensch auf Erden“ fühlte, nicht nehmen, seine Herrin selbst zu beschützen. Wie
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