Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
Hurenjäger wieder vor Vergnügen, aber er ließ sie in Ruhe.
Wohin man auch sah: Rauchende Trümmer, brennende Hütten und Häuser. Die Kreuzfahrer hatten die halbe Stadt in Brand gesetzt! Wie dunkle Gewitterwolken lagen die Fliegenschwärme über den Leichenkarren.
Villaine erschrak, als Alix plötzlich weinte und, wie davon angezogen, geradewegs in die Richtung lief, wo sich die Magdalenenkirche befand. Vermutlich suchte sie die Jüdin, doch er getraute sich nicht, zu fragen, wie auch sie offenbar vermied, sich nach Fünfei, Miquel oder dem Bossu zu erkundigen.
Als Alix jedoch keinerlei Anstalten machte, sich in eine der seitlichen Gassen zu schlagen, die auf Umwegen zum Schloss führten, sondern tatsächlich immer weiter in Richtung Kirche eilte, hielt er sie am Arm fest. Er zog sie zu einem Fleischerladen hin., dessen Fensterladen abgerissen war. Ein Hammelkopf hing dort, schwarz vom Geschmeiß der Fliegen. Hier, außer Sichtweite derjenigen, die, auf wessen Anordnung auch immer, auf den Straßen die Leichen einsammelten, berichtete er ihr, dass sich die Führer des Kreuzzuges vor der Kirche zur Heiligen Maria Magdalena versammelt hätten.
„Ihr lauft ihnen geradewegs in die Arme, Alix!“, warnte er sie.
„Wie? Dieser Amaury ist tatsächlich hier?“ Sie wischte sich über die Augen. Dann sah sie den Spielmann so eindringlich an, als ob sie ihn nie zuvor gesehen hätte.
„Villaine“, sagte sie mit einem schiefen Lächeln, während ihr immer neue Tränen über die Wangen rollten, „Ihr habt garstige Bartstoppeln, Euer Haar ist zerzaust, das Wams voller Blut, und Ihr stinkt wie ein ... Misthaufen, doch seid Ihr mir heute der allerliebste Mensch auf Erden! Es ist meine Schuld, dass unsere Freunde ... vermutlich tot sind, aber ich will Euch nicht auch noch verlieren, deshalb werde ich jetzt um ein Gespräch mit dem Abt Amaury nachsuchen. Er ist der oberste Legat des Papstes und ich ... nun, ich bin noch immer die Tochter Wilhelms von Montpellier. Vertraut mir.“
Als sie gemeinsam die qualmende Ruine erreichten, bekreuzigte sich Alix. Sie blieb eine Weile stehen, um Kraft zu schöpfen, wie sie sagte, dann bat sie Villaine, sich im Hintergrund zu halten, atmete einmal tief ein und aus, und wandte sich an den nächstbesten Ritter mit der Bitte, er möge sie zum Legaten des Papstes führen.
„ Dominus vobiscum ... Was ist Euer Anliegen, Frau?“
Amaury, ein großes, edelsteinbesetztes Kreuz auf der Brust, blieb auf seinem Pferd sitzen, so dass Alix zu ihm hinaufschauen musste.
„Ich bin die Vizegräfin von Rocaberti, Hochwürdiger Abt, die zweitälteste Tochter Wilhelms von Montpellier“, antwortete ihm Alix auf stolze Art und auf Latein. „Ich suche den Erzbischof von Cahors. Ich weiß, dass er sich in Eurem Zug befindet. Er hat es mir geschrieben.“
Ohne Zutun flossen die Tränen. „Und nun wäre ich heute um ein Haar Euren elenden Horden in die Hände gefallen. Noch nie in meinem Leben war ich dem Tod so nahe, ja, ich war gezwungen, in das Dach eines Brunnens zu klettern und dort stundenlang zu verharren. Meine Begleiterin ist verbrannt“, sie deutete auf die Ruine, „in einer Kirche, Herr Abt, in der sie als fromme Frau Zuflucht suchte. Die Berittenen, die mich hierher begleitet haben, sind, bis auf einen, der hinter mir steht, erschlagen, erstochen oder von einem Pfeil getroffen worden. Meine Pferde, mein ganzes Hab und Gut, das im vizegräflichen Schloss untergestellt war, wurden mir gestohlen. Bitte sagt mir, Ehrwürdiger Abt, wo ich den Erzbischof finden kann, damit er mich aus dieser verwüsteten Stadt geleitet. Er war ein guter Freund meines Vaters. Lasst doch bitte nach ihm schicken! Ich bin nicht willens, noch einen Tag länger in dieser ... in dieser Stadt mit all den entsetzlich riechenden oder verkohlten Leichen zu verweilen!“
Erneut bekreuzigte sich Alix.
Arnaud Amaury war zunehmend unruhig geworden, aber nicht nur er. Auch der Graf von Montfort, den ihr Villaine von weitem gezeigt hatte, ritt hinzu, machte sich bekannt.
„Ihr seid eine Tochter Wilhelms von Montpellier?“, fragte er nicht unfreundlich.
Alix sah einen Ritter vor sich von hoher, edler Gestalt. Schwarzer Bart, aufmerksame, wache Augen, die eherne Haube unter dem Arm.
„Ja, Graf, die Älteste aus der zweiten Ehe mit Agnès von Kastilien“, antwortete sie ihm in seiner Sprache. „Meine jüngere Schwester ist ... war bis heute die Vizegräfin dieser Stadt, die nun durch Euer Heer zerstört ist. Ich hielt
Weitere Kostenlose Bücher