Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
Reiter ausgehändigt hatte. „Ob dieses Geziefer lügt oder nicht, ist ohne Bedeutung“, sagte er. „Der Bruch ist nicht zu kitten, nachdem sie Béziers in ein Schlachthaus verwandelt und angezündet haben, so dass der Rauch die Sonne verfinstert hat. Wir Ritter des Südens sollen den Giftbecher leeren, das ist die Wahrheit!“
Und plötzlich hallte seine Stimme durch das Palatium, dass es alle erschütterte:
„Lass dich begraben, Ritterschaft,
und dass kein Wort dich künde mehr!
Verhöhnt bist du und ohne Ehr`,
kein Toter hat so wenig Kraft,
du wirst geknetet und verpfafft,
der König hebt dein Erbe auf,
und all dein Reich ist Trug und Kauf,
und also wirst du abgeschafft!
Und um dieses Ziel zu erreichen“, rief der Vizegraf leidenschaftlich, „bricht man jedes Recht!“
„Aber wird es die Kreuzfahrer nicht noch mehr aufbringen, wenn sie erfahren, was Ihr vorhabt, Vizegraf?“ Octave, der Hofkaplan, hin und hergerissen in seiner Loyalität gegenüber Rom und Carcassonne, hatte seine Kritik geschickt in eine Frage gehüllt.
Bevor der Trencavel antworten konnte, stand Peter von Cabaret auf. „Der Beweis ist erbracht, dass Rom keinen Unterschied zwischen Katholik und Katharer macht. Ich stimme daher dem Vorschlag zu und ich spreche auch im Namen meines Bruders.“
(Jordan von Cabaret war im Morgengrauen nach Hause geritten, um wertvolle Familiengüter zu verstecken und Na Loba, Brunissende und die Kinder hinter die sicheren Mauern Carcassonnes zu bringen, bevor es zu spät war. Die Burgen der engsten Vertrauten und mächtigsten Vasallen des Trencavels waren selbst in höchster Gefahr.)
Fast alle Anwesenden klopften zustimmend auf den Tisch.
„Ich bin ebenfalls für den Abriss“, ergriff Saïssac das Wort. „Unsere Ritter, durch deren Land das Heer marschiert, fliehen entweder aus ihren Burgen, erzählen die Kundschafter, oder sie schließen sich den Franzosen an. Nun“, er zog die Mundwinkel geringschätzig nach unten, „feig` Leut` kommen mit tapfern nicht in Streit!“
Der Konnetable erhob sich. „Carcassonne wird kämpfen“, rief er aus, „und wir werden uns zu verteidigen wissen!“
„Das steht außer Frage“, Oktave, sichtlich im Begriff die Geschmeidigkeit zu verlieren, erhob sich. „Ein Abriss des Refektoriums allerdings, sowie des Kellers der Regularkanoniker, wie Ihr es angeordnet habt, Vizegraf“, ereiferte er sich, „bedeutet mehr als eine ...“
„ ... Provokation, ich weiß“, unterbrach ihn der Trencavel. „Ihr müsst Euch nicht ständig wiederholen, Pater. Doch wir brauchen die Steine dringend, um eine gefährliche Stelle im Bereich der nördlichen Mauer auszubessern. Die Sache eilt.“
„Aber damit gießt Ihr nur Öl aufs Feuer der römischen Kirche, Sénher, und stachelt die Kreuzfahrer zusätzlich auf!“ Der Geistliche ließ nicht locker.
Nachdem jedoch der größte Teil der Vögte für den Abriss plädierte, forderte der Trencavel den Hofkaplan auf, den aufgeregten Kanonikern zu erklären, dass Rom in Béziers das kirchliche Asyl mit Füßen getreten hätte, deshalb empfände es er - der Vizegraf dieser Stadt - als keinen Frevel, einen profanen Keller aus Kirchenbesitz abzureißen.
Nach diesen Worten eilte er zum Saal hinaus. Beunruhigt sahen sich alle an. Nur wenige wussten, dass er nicht nur um Béziers, sondern auch um eine Frau trauerte.
Um nur ja keine Zeit zu versäumen, ritten Alix, Damian und Villaine, begleitet von den Laienbrüdern und unzähligen Sternenfackeln, bis tief in die Nacht hinein.
Erst als der Junge ihr fast vom Pferd glitt, weil er ständig einschlief, bat Alix um eine Rast. Am Rande eines zerfallenden Einzelgehöftes legten sie Damian auf einem Heuboden schlafen. Während die Laienbrüder über ihn wachten, setzten sich Alix und Villaine ins Gras. Die Nacht war warm, der Himmel klar, die Sterne jedoch so unruhig wie die Glühwürmchen, die drüben, am nahen Waldsaum, Hochzeit hielten.
„Was hat Euch Euer Sohn unterwegs erzählt“, fragte Villaine neugierig, als sie die Reste der Mahlzeit verzehrten, die ihnen der Cellerar mitgegeben hatte.
„Merkwürdige Dinge, Villaine ...“ Alix griff nach dem Brot, kaute. Wenn einer es verdiente, die Wahrheit zu erfahren, dachte sie bei sich, dann er. Kurzentschlossen erzählte sie ihm alles. „Der Junge hat bei den Mönchen die erste von drei Prüfungen abgelegt“, sagte sie leise zum Schluss.
„Eine Prüfung? Wozu?“, Villaine riss einen Grashalm ab und wickelte ihn sich um
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