Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
Geduld, Damian!“ Sie strich über seine verschwitzten Locken. „Wenn du groß bist und die letzte Prüfung im Kloster absolviert hast, kommst du hierher zurück. Dann liest du aufmerksam meine Geschichte, findest den Engel - und löst das Geheimnis deines Großvaters. Aber du darfst bis zu diesem Zeitpunkt mit niemandem darüber reden! Schwörst du es mir?“
Damian nickte ernsthaft. „Aber weshalb können wir das schwarze Bündel, in dem steht, wo sich der Engel befindet, nicht mitnehmen, wenn wir nach Dérouca gehen, wo es Wasser zur Genüge gibt?“
Villaine, der gerade noch einmal kräftig am Ring gezogen hatte, der in den Quader eingelassen war, fuhr herum. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung.
Alix lächelte ihn an und nickte. „Ich habe das Rad neu angestoßen, mein Freund!“, sagte sie zu ihm, und zu Damian gewandt: „Mein lieber Sohn, wir verlassen Carcassonne mit nichts als unseren Sünden. Danach beginnen wir auf Dérouca ein ganz neues Leben.
Nachwort,
Personen und Erklärungen
Auch wenn ich im Roman ein Stück wahre mittelalterliche Geschichte mit weitgehend historisch verbürgten Figuren erzähle, habe ich mir die schriftstellerische Freiheit genommen – oder sie nehmen müssen -, einiges zu ergänzen und dramatisch aufzuarbeiten, denn die Wirklichkeit selbst kann heute nicht mehr eins zu eins abgebildet werden.
Inspiriert hat mich besonders ein Vorfall aus dem Jahr 1203, bei dem es ziemlich mysteriös heißt, dass der Vizegraf von Carcassonne nach Montpellier ritt und dort „eine unliebsame Überraschung“ erfuhr. Von der Mutter gepeinigt, soll sich seine Braut entschieden haben, mit ihrer Stiefschwester Marie (Anmerkung: die spätere Königin von Aragón!) zu fliehen.
Der historische Rahmen (also die politischen Auseinandersetzungen vor dem Albigenserkreuzzug, die Eroberungen von Béziers und Carcassonne) stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest, geschichtliches Material war genügend vorhanden - mit der „geflohenen Braut“ jedoch, war meine Romanidee über Nacht geboren und nahm in der Folge nahezu obsessive Züge an. Ich fand meinen Rhythmus, entwickelte begeistert Szenen, die umso bunter wurden, je länger ich daran malte. Am Ende sagte ich mir: So war es ganz sicher nicht, aber so ähnlich könnte es gewesen sein.
Zum Vizegrafen Trencavel ist abschließend zu sagen, dass er tatsächlich nur vierundzwanzig Jahre alt wurde. Am Abend des 10. November 1209 verschied er in seinem eigenen Kerker zu Carcassonne, nachdem man ihm die Sakramente gereicht hatte. Allerdings gab es sofort Gerüchte um seinen Tod. Im „Lied vom Kreuzzug“ (Wilhelm von Tudéla) heißt es, dass er an der Ruhr verstarb. Der anonyme Nachfolger Tudélas behauptete jedoch offen, Raymond-Roger Trencavel sei von den Kreuzfahrern und Montfort getötet worden. Auch Papst Innozenz III. schrieb später an den Erzbischof von Narbonne, dass der junge Trencavel kläglich ermordet worden sei.
Simon von Montfort (der ihn politisch beerbte) ließ den Leichnam des jungen Mannes in einer Prozession durch Carcassonne tragen, ihn öffentlich zur Schau stellen, „damit die Bevölkerung ihn ausgiebig beweinen“ konnte.
Über Alix von Rocaberti schweigen sich die Historiker aus. Man weiß nur von ihrer Eheschließung mit Jofre von Rocaberti, die Quelle ist jedoch ungesichert. Ihre Schwester Inés traf hingegen am 24. November 1209, also ganze zwei Wochen nach dem Tod ihres Gemahls, in ihrer Heimatstadt Montpellier auf Simon von Montfort, und zwar vor der Kapelle des Hauses der Tempelritter. Dort trat sie im Beisein vieler Zeugen, Montfort und seinen Nachfolgern die Rechte an den Schlössern Pézenas und Tourbes ab, sowie die über die gesamten Ländereien ihres Ehemannes. Im Gegenzug erhielt sie eine stattliche Rente. Ihr kleiner Sohn wurde am Hof von Foix erzogen. Später gehörte er zu den sogenannten „faidits“, den Entrechteten, die mit Gewalt versuchten, sich ihre Burgen und Städte zurückzuerobern.
Wie es weitergeht, im Süden Frankreichs, historisch gesehen, aber auch mit der Suche nach dem geheimnisvollen „Tor der Myrrhe“, erfahren Sie demnächst im E-book-Roman „Sancha ...“
EIN DANKESCHÖN ...
allen, die mir bei der Recherche, beim Lektorat und Korrekturlesen geholfen haben: Meinem (inzwischen verstorbenen) Mann Bernd, meinem Sohn Stefan-Réne, sowie meinen guten Freunden Kathi Petersen, Schweinfurt, und Hannes Stuber, Wien, die nicht zum ersten Mal viel Zeit für mich geopfert haben.
Ein
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