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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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musste Blanche vergessen, auch Pater Nicolas konnte ihr nicht länger helfen. Und es war wohl auch an der Zeit, all die bunten Kindergeschichten aus ihrem Kopf zu verbannen. Sie war nicht Brunichilde! Vielleicht glich sie ihr von der Gestalt, vielleicht war sie ebenfalls züchtig und wohlgefällig im Benehmen, obendrein klugen Geistes und anmutig im Gespräch, wie Gregor von Tours die Königin aus gotischem Geschlecht schilderte, doch lagen zwischen Brunichilde und Alix von Montpellier lange Jahrhunderte. Und schließlich band man heute keine Frau von Adel mehr mit einem Arm und einem Fuß an den Schwanz des wildesten Pferdes im Stall, um sie zu vierteilen. Rashids Drohung war einfach lächerlich! Der Sidi, der Sidi! Dieser Maure konnte sagen, was er wollte. Sie war und sie blieb Alix von Montpellier, die alte Geschichten und das wahre Leben auseinanderhalten konnte. Sie würde sich nicht unterkriegen lassen!
    Doch als der Erzbischof nach Rashid rief und abräumen ließ, begann Alix` Herz zu rasen, dass sie befürchtete, es würde ihr aus dem Halse hüpfen. Was hatte der Mann mit ihr vor?
    Bei der Schwarzen Madonna, was fragte sie überhaupt, sie wusste es doch!
    „Und nun komm her zu mir, mein Gänslein, ein geküsster Mund wird niemals wund!“, hörte sie den Erzbischof auch schon wie aus weiter Ferne sagen.
    „Wisst Ihr nicht, Sénher, dass eine Frau sich jungfräulich ins Hochzeitsbett zu begeben hat?“, leitete sie mit belegter, aber dennoch höflicher Stimme den Widerspruch ein. „Und einer Hochzeit geht bekanntlich zu allererst eine petitio voraus, eine Brautwerbung! Ich bin keine Magd, sondern von Adel. Ihr habt also nicht das Recht, von mir Dinge zu verlangen, die …“
    Der Cahors lachte schallend. „ Hélas, auf eine petitio wartet mein Gänslein! Na, die kannst du doch haben, auf der Stelle!“ Mit diesen Worten zog er sich aus dem Wasser, stapfte breitbeinig durch das Becken und stellte sich nackt und erregt, wie er war, vor sie hin.
    „Nun, ist das nicht Brautwerbung genug, meine Liebe?“
    Schamhaft war Alix auf ihrem Hinterteil bis ans äußerste Ende des Beckens gerutscht. Da sie mit ihren Händen die Brüste bedeckte, versuchte sie mit den Füßen irgendwo Halt zu finden, doch die Fliesen waren viel zu glatt …

    Zwei Tage und Nächte konnte sie nicht auf dem Rücken liegen. Der Cahors hatte sie nicht nur gewaltsam genommen, sondern zuvor auch ausgepeitscht. Als er sie zu sich hinzog, war Rashids Rat, sich zu fügen, vergessen gewesen. Mit Händen und Füßen hatte sie sich zur Wehr gesetzt, und dem Erzbischof lautstark vorgehalten, dass er mit seinem Verhalten gegen sämtliche christlichen Tugenden verstoße. Vergebens …
    Irgendwann, als es vorüber war und ihr Peiniger den Raum verlassen hatte, war Rashid hereingekommen. Vorsichtig hatte er Alix in ein Leintuch gehüllt und dann zu ihrem Gemach hinaufgetragen. Sie hätte laut heulen mögen vor Schmerz, aber noch mehr aus Wut über diese Demütigung, doch sie hielt die Augen geschlossen.
    Der Maure hatte sie auf das Bett gelegt und dann Estrella geholt.
    „Ogottogottogott, wer hat ihr das nur angetan!“, rief die Kastilierin aus, als sie die aufgeplatzte Haut auf dem Rücken und dem Gesäß, sowie das Blut auf den Oberschenkeln ihres Schützlings bemerkte. „Das kann nur ein Unhold gewesen sein! Sagt mir, wer!“
    Rashid zuckte mit den Achseln. „Es könnte schlimmer sein, Frau!“
    Er drückte ihr einen kleinen Topf mit Salbe in die Hand. „Schafskot, Käseschimmel und Honig“, sagte er bedeutungsvoll mit seiner rollenden Stimme. Die Kastilierin roch an dem Gemenge, rümpfte die Nase und hielt das Gefäß weit von sich. „Wie das stinkt!“
    Rashid lachte trocken auf. „Aber es hilft, Frau, es hilft!“
    Händeringend bat ihn Estrella um die Erlaubnis, bei Alix bleiben zu dürfen, bis es ihr besser ginge. Der Maure warf einen prüfenden Blick auf die Gepeinigte, die düster vor sich hinstarrte, dann gab er nach. „Zwei Tage und Nächte“, sagte er. „Und falls sie Fieber bekommt, lasst mich rufen.“
    Die Salbe wirkte. Gegen Abend des nächsten Tages hatte Alix zwar noch immer nicht geweint, was nach Estrellas Meinung nicht gesund war, aber sie hatte kein Fieber bekommen und die Wunden hatten sich nicht entzündet.
    Als es dunkel wurde, stand sie sogar auf, lief ein wenig auf und ab und aß vom süßen Brei, den Rashid heraufgebracht hatte.
    Da fasste sich Estrella ein Herz und fragte sie aus. Stockend berichtete Alix.
    Bis

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