Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
Beweis für Othos Untreue, hatte sie gemeint.
    Inés drehte sich noch einmal auf die andere Seite ... Untreue! Sie musste lachen, weil sie in der Nacht von Jordan von Cabaret geträumt hatte, der ihr heimlich verliebte Blicke zuwarf.
    Er hatte ihr ein Gedicht gemacht, aber sie konnte sich nicht mehr an den Wortlaut erinnern. Leider weilte der stets gutgelaunte Jordan mit seinen blaugrünen Augen und dem schwarzen, kurz geschnittenen Bart, nur zeitweilig in Carcassonne, was nicht nur daran lag, dass er für gewöhnlich Raymond-Roger auf seinen Reisen begleitete. Es hieß, die Wölfin, sein Weib, verlange, dass er sich um sie kümmere. Aber das mochte auch falsch sein, denn da gab es ja dieses andere Gerücht, dass sie ihn ständig betrog. Bei all den geheimen Dingen, über die das Gesinde im Palatium sprach, ging es sehr oft um ... Untreue.
    „Doch beruhigt Euch, Herrin“, hatte Fabrisse erst kürzlich zu ihr gesagt, „die meiste Liebe wird immer noch im Ehebett gemacht!“
    Rasch stand sie auf und rief nach ihrer Dienerin.
    Als sie fertig angekleidet war, holte sie tief Luft, begab sich nach unten und trat entschlossenen Schrittes in die kleine Schreibstube, um mit dem Küchenmeister die Abrechnungen durchzugehen, nachdem sie am gestrigen Tag erneut eine größere Unregelmäßigkeit festgestellt hatte. Entweder besaß Gaston einen Hang zur Verschwendung, oder - was viel schlimmer war - er arbeitete in die eigene Tasche.
    Die Angst vor dieser unangenehmen Unterredung schnürte ihr fast die Kehle zu. Aber alles Bangen half nicht, sie war hier die Herrin und es wurde von ihr erwartet, dass sie ihn zur Rede stellte. Der Oheim und der Hofmeister Aaron, bei denen sie sich gestern Abend Rat geholt hatte, hatten ihr Mut gemacht: „Die Gans geht solange zur Küche, bis sie am Spieß steckt, meine Liebe“, hatte Saïssac schmunzelnd gemeint. „Habt nur Mut und zieht dem Gauner die Ohren lang!“
    Der „Gauner“ war jedoch mit allen Wassern gewaschen.
    „Herrin, wie Ihr wisst, erfordert die Vorbereitung eines großen Festes zahlreiche Einkäufe in der Stadt, und oft müssen auch fremde Hilfskräfte angemietet werden. Diese jedoch - in den meisten Fällen handelt es sich um Küchenjungen, die noch grün hinter den Ohren sind - vergessen in der Eile mir Bescheid zu sagen, wenn sie Gewürzsäcke aus dem Lager holen, und hier liegt der Grund für …“
    „Haltet ein, Meister Gaston!“, rief Inés aufgebracht und dachte bei sich, es fehlte gerade noch, dass Gastons Mundwerk ihr eine Feder des Erzengels Gabriel andrehte … „Wieso schiebt ihr Euer Versehen auf die Küchenjungen? Ihr habt dafür zu sorgen, dass in den Vorratsräumen alles seine Ordnung hat!“
    „Natürlich bin ich der Küchenmeister, Herrin“, lenkte Gaston ein, nun erschrocken über den gereizten Tonfall der Vizegräfin. „Vieles könnte jedoch anders werden hier im Schloss, wenn wir beispielsweise zusätzliche Feuerstellen errichteten, um Pasteten und Kuchen zuzubereiten! Allein am Tag vor dem Osterfest haben meine Köche für die Knechte und Mägde bis mitten in die Nacht hinein einhundertzwanzig sichelförmige Pasteten hergestellt und in siedendem Öl gebacken. Außerdem benötigen wir dringend noch ein Dutzend Schabeisen zum Reinigen der Anrichtetische und Hackstöcke sowie neue Leintücher. Ich habe bereits mit dem Kämmerer darüber gesprochen. Vergesst bitte auch nicht, ehrenwerte Herrin, dass die Edelfräulein hier am Hofe jede Menge Safran für ihre Schönheitsmittel verbrauchen, das ist auch ein Grund, weshalb ...“
    „So lenkt doch nicht ständig ab, Meister Gaston! Was haben denn Pasteten, Kuchen oder Schabeisen mit dem Verschwinden von vier Säckchen teuerstem Paradieskorn zu tun, frage ich Euch?“ Getrieben vom Eifer, ihre Pflicht zu erfüllen, kippte Inés Stimme.
    Die Sache endete schlecht. Gaston versuchte mit allen Mitteln seine Hände in Unschuld zu waschen und zog sich, als es ihm nicht gelang, ja, Inés ihm völlig überzogen mit der Peitsche drohte, beleidigt in seine Kammer zurück. „Einen solch schmachvollen Verdacht von Seiten der Herrin lasse ich nicht auf mir sitzen“, rief er im Vorüberlaufen Aaron zu. Er vergoss wohl echte Tränen und war völlig außer sich.
    Inés lief mit zittrigen Beinen hinauf in ihr Gemach und warf sich, ebenfalls heulend, auf ihr Bett. Bei der Schwarzen Jungfrau von den Tischen, sie war nicht die Herrin von Carcassonne und sie würde es niemals werden! Sie machte alles, alles falsch

Weitere Kostenlose Bücher