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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Sache. Zum einen bestand endlich die Gewissheit, dass Alix von Montpellier nicht aus freien Stücken hier war, zum anderen ergaben die Sieben Tage plötzlich einen Sinn, denn sie würde vor Ablauf einer gewissen Zeitspanne keinen zweiten Fluchtversuch wagen.
    „Ist es möglich, mit dieser Esther zu reden? Vielleicht kann sie ja uns Näheres berichten?“, fragte Villaine.
    Die Frau des Schuhmachers nickte. Sie kratzte mit dem Löffel den übrig gebliebenen Erbsbrei aus der Schüssel und stopfte ihn sich in den Mund. Dann machte sie sich, mit dicken Backen kauend, auf den Weg.

    Alix hatte eine scheußliche Nacht hinter sich. Lange hatte sie sich schlaflos herumgewälzt, und zum Schluss einen jener Träume geträumt, vor denen ihr graute. Als sie daraus aufwachte, erfasste sie eine große Unruhe. Der Cahors und sein Diener waren abgereist, gemeinsam mit dem Erzbischof von Maguelone. Wie würde es nun weitergehen?
    Hin und her lief sie, im Magdalenenzimmer, überlegend, grübelnd, fröstelnd. Erhob sich aus der Asche ihrer Phantasie ein Hoffnungsschimmer, so erstickte er kurz darauf an einem dicken Scheit grünen Holzes, das ihr der Verstand vorgab, bis sie am Schluss überhaupt nicht mehr wusste, was richtig und was falsch war.
    Irgendwann setzte sie sich hin und zwang sich zum Lesen, obwohl sie für gewöhnlich die Bücher liebte. Sie las Ovid - und wie konnte es anders sein, die Geschichte von Daphnes Verwandlung in einen Lorbeerbaum, ein Versuch, der Nachstellung Apollons zu entgehen – Alix` Versuch sich in Geduld zu üben.
    Endlich schlug der Klopfring an. Sicard? Vor Angst und Aufregung war ihr ganz schwindlig, als sie sich erhob. Der Riegel wurde zurückgezogen, doch statt des Bischofs spazierte ein junger Novize herein. Alix atmete erleichtert auf. Endlich ein gutes Zeichen!
    Der Mönch trug ein mausgraues Habit, einen Strick um den mageren Leib, sowie eine weit über den Kopf gezogene Kapuze. Als sie in sein Gesicht sah, merkte Alix, dass sie den Jungen kannte. Er hatte bei der Eselsmesse eine rote Nase getragen und war Sicard nicht von den Fersen gewichen.
    „Ich bin Bruder Martin“, sagte er zu ihr, nicht freundlich, aber auch nicht unfreundlich, „ich bringe Euch ab heute das Essen und frisches Wasser herauf, Herrin, und versorge auch den Kamin. Bischof Sicard lässt fragen, ob Ihr noch weitere Wünsche habt.“
    Alix bedankte sich höflich. Wünsche hatte sie wahrlich genug, und sie war auch darauf vorbereitet, diese bei passender Gelegenheit an den ... Mönch zu bringen. Doch galt es, nichts zu übereilen. Man soll die Bärenhaut nicht verkaufen, ehe der Bär gestochen ist, hatte die dicke Blanche immer gesagt.
    Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie, wie sich der Novize am Kamin zu schaffen machte. Sollte sie es vielleicht schon heute wagen? Sicard und die Mönche waren beim Abschiedsfest nicht anwesend gewesen. Sie wussten nichts von den Spielleuten, dem Trullo, dem Schuster ...
    Als sie noch überlegte und plötzlich heiße Wangen vor Aufregung bekam, zogen Rauchschwaden durch das Zimmer. Viel zu zaghaft wedelte der Novize mit der Feuerzange vor dem Kamin herum und versuchte hustend und mit hochrotem Kopf, der üblen Lage Herr zu werden. Alix schalt ihn nicht. Sie trat zum Fenster und öffnete es weit, ebenso die Tür zum kleinen Flur hinaus.
    Als sich Martin kurze Zeit später verabschiedete, rief sie ihn zurück. Sie hätte doch noch einen Auftrag an ihn, sagte sie rasch.
    „Und welches ist Euer Begehr, Herrin?“, fragte der Novize, ganz schwarz im Gesicht vor Ruß, die Augen tränten. Kaum wagte er, die schöne Frau zu betrachten, die dem Erzbischof zu Diensten war.
    Alix öffnete ihre Truhe, tat, als ob sie etwas Bestimmtes suchte.
    „Würdet Ihr diesen Schuh zum Schuster Aton bringen, damit er mir ein Gegenstück anfertigt? Ein junger Hund hat den anderen verdorben. Der Schuhmacher hat seine Werkstatt gegenüber der Wirtin zum Buntspecht. Hier habt Ihr zwei Goldstücke. Eines soll für Euch sein.“
    Entrüstet wehrte Martin ab. „Aber Herrin“, sagte er beinahe vorwurfsvoll, „ich laufe sehr gerne für Euch zum Schuhmacher, doch Euer Gold nehme ich nicht für meine Dienste. Ich bin Novize!“
    „So bezahlt den Schuster und gebt das restliche Geld den Armen“, sagte Alix freundlich und steckte augenblicklich ihre Nase wieder in den Ovid, um nur ja nicht den Anschein zu erwecken, der Schuh könne ihr über Gebühr wichtig sein.
    „Der Lorbeer nickte mit jungen Zweigen dazu und

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