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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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    Dass sich in derselben Nacht Gaston betrank wie nie zuvor in seinem Leben, und sich dann, um der angedrohten Auspeitschung und der Schmach zu entgehen, im Morgengrauen von den Zinnen des Pinto-Turmes stürzte, wo er am Boden noch ein Röcheln von sich gab und dann verstarb, trug nicht dazu bei, die Vizegräfin von Carcassonne an ihrer neuen Aufgabe wachsen zu lassen. Sie lag im Bett, um zu weinen und zu beten, und weigerte sich auch am nächsten Morgen noch, ihr Lager zu verlassen. Selbst der alte Saïssac, der zu ihr eilte, um sie zu trösten, konnte sie nicht umstimmen.
    Sie befahl, dass fortan, außer ihrem Gemahl, einzig Fabrisse und Pater Hugo Zutritt zu ihrem Gemach hätten.

    Wertvolle Fackeln aus duftendem Wachs erhellten den prächtig geschmückten Festsaal, Fackeln wie man sie für gewöhnlich nur bei Hochzeiten oder in königlichen Häusern aufsteckte. Doch nicht nur der teure Wohlgeruch, der durch das ganze Schloss zog, verwunderten den Trencavel und seine Ritter, auch der Aufwand beim festlichen Mahl wollte nicht recht zur Einstellung der Hausherrin und ihrer Schwägerin Esclarmonde passen, die beide ihres Glaubens wegen übertriebenen Prunk ablehnten.
    Der verschwenderische Empfang für den Trencavel musste jedoch als Geste einer übergroßen Dankbarkeit gesehen werden, weil der Vizegraf noch am gleichen Tag losgeritten war, als ihn der Hilferuf der beiden Frauen erreicht hatte. Nicht einmal der Oheim wusste von seinem Besuch hier in den Pyrenäenbergen, und seinen Begleitern hatte der Trencavel die übelsten Strafen angedroht für den Fall, dass sie ein Wort darüber verlören. Vor allem die Ritter und Vögte um Otho von Mirepoix durften nichts erfahren.
    Wieder einmal hatte Ramon von Foix seinem Namen „der Zänker“ alle Ehre erwiesen. Der streitbare Graf - seit Jahren einer der treuesten Verfechter eines geeinten Okzitaniens - ließ selbst keine Gelegenheit aus, gewaltsam seine Gebiete zu vergrößern. Angst kannte er nicht, schließlich hatte er schon erfolgreich in Palästina gegen die Mauren gekämpft. Leider überlegte er selten lange genug, bevor er handelte, was ihn zum Leidwesen seiner Frau und seiner Schwester immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Das Unheil hatte bereits vor fünf Jahren seinen Anfang genommen, als Foix mit dem Ziel, sich des kleinen Landes Urgell zu bemächtigen, gemeinsam mit dem Grafen von Castelbon dorthin gezogen war.
    Die Plünderung der dortigen Kathedrale war seinerzeit zwar nicht Foix, sondern dem bekennenden Katharer Castelbon angelastet worden, doch eine neuerliche Allianz der beiden hatte Urgell sofort als Kriegserklärung aufgefasst, und der Graf von Foix war kurzerhand festgesetzt worden. Seit zwei Wochen saß er nun dort im Kerker.
    Dass die beiden Frauen den Trencavel um Hilfe baten, hatte seinen Grund. Die Häuser Carcassonne und Foix waren verwandt und eng verbündet, und für den Fall des Aussterbens einer der beiden Linien war man zur gegenseitigen Erbfolge verpflichtet. Doch auch das Haus Urgell war früher einmal mit dem alten Haus Carcassonne verwandt gewesen, was die brisante Angelegenheit um den Zänker nicht einfacher machte.
    Bereits am Nachmittag hatten Philippa und Esclarmonde mit dem Trencavel verschiedene Pläne geschmiedet, um Foix freizubekommen. Zum Schluss waren sie sich einig gewesen, dass an Pedro von Aragón kein Weg vorbeiführte. Der König musste um Vermittlung gebeten werden, was der Trencavel versprach, unverzüglich in Angriff zu nehmen.
    Als sie am Abend vor seiner Abreise am Kaminfeuer beisammensaßen, beugte sich Esclarmonde plötzlich zu Raymond-Roger hinüber. „Sieht man einmal davon ab, dass wir alle Gefangene unserer leiblichen Hyle sind“, sagte sie leise, „so haben wir noch eines gemeinsam, mein Freund: Eure Schwägerin befindet sich in den Händen des Erzbischofs von Cahors, mein geliebter Bruder in denen des Bischofs von Urgell.“
    Der Trencavel lachte zynisch. „Aber kann man beide Fälle miteinander vergleichen? Alix von Montpellier wurde verschleppt, Euer Bruder jedoch … nun, er hat sich freiwillig in die Höhle des Löwen begeben, und dass der Graf von Castelbon ein eifernder …“
    „ … Katharer ist, macht die Sache nicht leichter, ich weiß, ich weiß!“, fiel ihm Esclarmonde ins Wort. „Im Vertrauen, Raymond-Roger: Castelbon ist genauso jähzornig und ungeduldig wie mein Bruder! Ihre Seelen werden in diesem Leben keine Erlösung finden, nein, keine Erlösung.“
    „Sagt, woher nehmt Ihr

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