Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
hatte.
Sie warf einen vorsichtigen Blick auf Martin, den verletzten Novizen. Es traf wohl immer die Unschuldigen ... Aber es würde bald auch Bartomeo treffen, und wie! Allein dafür hatte es sich gelohnt.
Endlich fassten sich die Katharerinnen ein Herz. Sie stellten sich eng an eng im Kreis um Alix auf, während die Schusterin sie gründlich wusch und ihr neue Kleider überzog. Das Schicksalsrad, sowie den gefütterten spanischen Rock, in dem sich die restlichen Goldmünzen - und seit zwei Tagen auch der Rubinring, der Rosenkranz und die große Perle befanden, weigerte sich Alix abzulegen. Als sie sich auf der Lagerstatt niederließ, zitterten ihre Beine, fühlte sie zum ersten Mal, wie erschöpft sie war.
Villaine, endlich satt geworden, bat um Aufmerksamkeit. Er deutete auf Martin.
„Dieser Novize, abgestellt zur Bewachung der unglücklichen Frau, hat mich angefleht, ihn mitzunehmen. Wir haben ihn in eine gefährliche Lage gebracht. Was meint Ihr dazu, ´Gute Leute`?“
Die Katharer, selbst diejenigen, die zuvor erschrocken waren, sahen sich an, zuckten die Schultern und schwiegen.
Da erhob sich Bruder Martin. Sich den Kopf nebst Verband haltend, wandte er sich an Alix. „Ich war für Euch verantwortlich“, stieß er bitter hervor. „Wenn Ihr mich jetzt in der Stadt des Erzbischofs zurücklasst, bin ich des Todes! Gibt es dort, wohin Ihr Euch flüchtet, nicht ein Kloster, in das ich mich begeben könnte?“
Alix richtete sich ein Stück auf. „Ich weiß, ich stehe tief in Eurer Schuld, Bruder Martin. Natürlich lassen wir Euch nicht zurück. Doch der Name des Ortes, an den ich mich begeben will, muss so lange geheim bleiben, bis wir Cahors ein großes Stück hinter uns gelassen haben. Ihr müsstet mir blind vertrauen.“
„Sehr gut! Verschloss`ner Mund und off`ne Augen haben noch niemanden geschadet“, meinte Villaine aus dem Hintergrund. „Seine Geschichte mag wahr sein oder auch nicht, wir können sie nicht überprüfen. Sei jedoch versichert, Novize, meine Leute werden nicht zögern, dir die Kehle durchzuschneiden, wenn du ein falsches Spiel mit uns treibst. Das gilt auch für den Fall, dass du je einer Menschenseele von diesem Gelass hier erzählst! Glaub mir, wir werden dich zu finden wissen, wo immer du dich aufhältst. Und dann: Sch..…t!“
Temperamentvoll fuhr sich der Spielmann mit dem Zeigefinger über die Gurgel.
Ein empörtes Raunen ging durch die Reihen der Katharer.
Doch Bruder Martin nickte. „Verriete ich euch auch tausendmal, es würde mich trotzdem das Leben kosten! Ihr kennt ihn nicht, den Erzbischof!“
Pelfort nahm Villaine zur Seite.
Alix, die dem letzten Satz gerne widersprochen hätte, beobachtete, wie die beiden miteinander flüsterten. Nach einer Weile stellten sie ihren Plan vor, der folgendermaßen aussah: Die Spielleute würden in den „Buntspecht“ zurückkehren, die Rechnung begleichen und im Morgengrauen in aller Unschuld die Stadt verlassen. Für Alix und den Novizen wollte Pelfort falsche Papiere besorgen. Ein „Ehepaar“ sei unauffälliger aus der Stadt zu schaffen, als eine einzelne Frau, meinte der Katharer.
„Es tut mir leid“, sagte er, zu dem Novizen gewandt, „dass wir Euch vorsichtshalber hier unten festbinden müssen, bis es so weit ist. Wir dürfen keinerlei Risiko eingehen.“
Dann scheuchte der Perfekt die Katharer auf, befahl ihnen in ihre Häuser zurückzukehren und sich schlafen zu legen. „Spätestens bei Tagesanbruch werden die Soldaten die Stadt nach der Frau durchkämmen. Stellt euch darauf ein und verdeckt die Zugänge zu den Schächten. Der Bossu bleibt hier unten, für den Fall, dass die Frau in der Nacht Hilfe braucht. Er kennt sich mit unseren Gängen aus und kann sich am unauffälligsten von uns allen in der Stadt bewegen. Und nun geht, folgt dem Pfad der Wahrheit und Gerechtigkeit, dem die Apostel folgten, ihr ´Guten Leute`! Gott segne euch. “
34.
Enttäuscht darüber, dass der König von Aragón seine Romreise kurzfristig abgesagt hatte, war Bartomeu von Cahors dennoch fest entschlossen, den einmal gefassten Plan umzusetzen. Seine wahnhafte Selbstgefälligkeit gaukelte ihm eine Wichtigkeit vor, die er nie besaß und nie besitzen würde. Das erkannte auch bald sein Mitreisender, Johann von Montaut, der Erzbischof von Maguelone, der jedoch Bartomeus Überredungskunst nicht gewachsen war.
Das Schiff, auf dem sie sich befanden, segelte hoch am Wind.
Montaut, ein zierlicher Mann mit spitzer Nase, war übel. „Ob
Weitere Kostenlose Bücher