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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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…“ Alix fühlte sich wie aufgekratzt, hätte laut lachen mögen und wunderte sich nur, dass ihr ständig die Tränen über die Wangen liefen. Der Priester und die beiden Novizen sprangen herbei. Zu dritt versuchten sie, die junge Frau zu bändigen und in einen Stuhl zu drücken, vergeblich. Sie wehrte sich wie eine wildgewordene Katze, fauchte, schlug um sich, kratzte, biss, tobte, geiferte - so lange, bis es Sicard nicht mehr aushielt.
    „Schluss mit diesem abscheulichen Gebaren“, rief er. „Bindet sie, dann holt eine der Tollkisten und schafft sie auf den Hof hinaus! Wir haben jetzt andere Sorgen.“
    „Halleluja“, flüsterte Alix. Dann sang sie das Veni Sancte Spiritus .

33.

    Die Spielleute kauerten hinter einem großen Fass und beobachteten gebannt, was der Bucklige da vorne trieb. Er hatte ihnen mit Handzeichen bedeutet, sich nicht von der Stelle zu bewegen und war dann hinüber zu diesen merkwürdigen Kisten gewackelt, aus denen ein unsäglicher Gestank und fürchterliches Stöhnen drang. Vor einem der Verschläge war er in die Hocke gegangen. Das kalte Mondlicht ermöglichte es, die Szene genau zu beobachten.
    „Beim bärtigen Ganymed, ob sie da drinnen eingesperrt ist?“, flüsterte Villaine. „Er scheint mit ihr zu reden, sofern er das überhaupt kann. Wozu warten, Freunde, wollen wir nicht lieber hinlaufen und sie befreien? Je früher, desto besser!“
    Sie beratschlagten noch, als plötzlich, wie aus dem Nichts, hinter dem Buckligen eine Person mit Kapuze auftauchte. Ein Mönch? Die Spielleute erschraken. Die dunkle Gestalt schien zu zögern, doch dann bückte sie sich zum Bossu hinunter, und sie beobachteten, wie sie auf den Kleinen einredete. Der Bucklige schüttelte den Kopf und fuchtelte mit den Händen. Daraufhin versuchte der Mann, ihn von der Kiste zu verscheuchen. Er zerrte ihn hoch, wies mehrfach mit der Hand zum Turm hinüber, drohte.
    „Ich verwette meine Gugel, der Mönch ist zu ihrer Bewachung abgestellt“, meinte Fünfei. „Los, wir müssen ihn erledigen, bevor er Hilfe holt. Ich schleiche mich rechts um die Fässer herum und haue ihm das Brett über den Schädel, das da vorne liegt. Ihr zählt bis zehn und kommt mir dann von der anderen Seite zu Hilfe. Abgemacht?“
    „Viel Glück“, flüsterte Miquel und klopfte Fünfei auf die Schulter, als sich dieser beherzt auf den Weg machte.
    Villaine ließ den Buckligen nicht aus den Augen. „Sieben, acht, neun …“, flüsterte er.
    Im gleichen Augenblick, als sie losrannten, drehte sich der Bossu um, winkte sie zu sich heran. Dann ging alles sehr schnell: Der Mönch fiel wie ein Stein direkt vor die Füße des Bossu - der Bucklige jaulte auf; Fünfei hielt triumphierend das Brett in die Höhe.

    Anders als in den Ländereien des Trencavels, wo jedermann frei war in der Ausübung seines Glaubens, mussten die Katharer von Cahors äußerste Vorsicht walten lassen. Sie waren eine kleine verschworene Gemeinschaft. Keiner von ihnen hatte sich je öffentlich als Häretiker zu erkennen gegeben, alle besuchten regelmäßig die Messe, weil in Bartomeus Stadt besonders darauf geachtet wurde, wer ihr fernblieb. „Wenn ihr nicht wollt, dass man euch die Wände eurer Häuser einreißt und alles niederbrennt, so haltet das Maul!“, hieß es allenthalben unter ihnen. Lebte ihre Lehre hier auch im Verborgenen, so funktionierte doch das Netzwerk von Katharerhaus zu Katharerhaus, das sie seit Jahrzehnten unterhielten. Ermöglicht wurde dies durch ein unterirdisches Versteck, zu dem - ausgehend von ihren jeweiligen Küchen - drei Häuser in der Stadt Zugang hatten. Einmal im Monat feierten sie dort unten gemeinsam mit ihrem Perfekten Pelfort das katharische Servitium.
    Dass sie sich nun außer der Zeit dort trafen, und das mitten in der Nacht, hatte mit dem Hilfegesuch der erlauchten Esclarmonde von Foix zu tun.
    Das Gelass, in dem die Frauen und Männer seit Stunden auf Strohballen saßen, um auf die Befreiung dieser Frau von Adel zu warten, war vielleicht vierzig Fuß breit und dreißig Fuß lang, nur schwach durch einige Öllichter erhellt, die in gemauerten Nischen standen. In einer Ecke befand sich eine roh zusammengezimmerte Bettstatt, in der manchmal ein durchreisender Perfekt schlief.
    Die Frauen hatten verschiedene Kleidungsstücke dabei, damit sich die Flüchtende umziehen konnte; Krüge mit frischem Brunnenwasser und Ziegenmilch standen bereit, ein Korb mit grobem Brot, Käse, Nüssen, Äpfeln.
    Pelfort, der zuvor die Gelegenheit

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