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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Kopf, damit ihn niemand erkennt.“
    „Und … die Frau? Das Maultier, das wir hier durchfüttern, war doch für sie bestimmt! Wo bleibt sie denn? Hat es Schwierigkeiten gegeben?“ Fünfei und Miquel waren aufrichtig besorgt. So sonderbar sie auch aussehen mochte mit ihren abgeschnittenen Haaren, diese Alix von Montpellier, so sehr verdiente sie in ihren Augen Respekt für ihren ausgefuchsten Fluchtplan ...
    Pelfort hätte nur in Andeutungen geschrieben, erklärte ihnen Villaine und wies auf den Bossu. „Sicherlich seinetwegen, man hätte ihn abfangen können ... Kurzum, der Katharer schreibt, wir sollen beim ´Rattenfänger` warten. Weiß einer von euch, was darunter zu verstehen ist?“
    „Beim ´Rattenfänger`?“ Miquel und Fünfei rümpften gleichzeitig die Nasen.
    „Was ist los?“, fragte der Meister irritiert.
    Fünfei lachte. „Nun, in einer schönen Herberg`, haust oft ein wüster Wirt!“
    „ ... der einen Laubkranz an die Tür hängt, zum Zeichen, dass er Wein zapft“, ergänzte Miquel, „jedoch verkauft er Essig. Aber wie heißt es so schön? Besser ein Flick …“
    „ … als ein Loch!“, ergänzte Villaine, die Hände zur Höhlendecke erhoben.
    Die Spielleute lachten über ihren alten Witz.
    Sie beschlossen, bei Anbruch der Dunkelheit loszureiten.
    Als sie später, tief im Inneren der Höhle das Brot und die gebratenen Hühnerbeine verspeisten, die ihnen der Bucklige mitgebracht und draußen im Ginsterbusch versteckt hatte,
    betrachtete der Kleine nicht nur verwundert die riesigen Auftropfsteine, sondern vor allem die gefleckten, langmähnigen Pferde und die mit rostroter Farbe gezeichneten Ochsen an den Höhlenwänden, die im Lichtschein der Pechfackel zum Leben erwachten. Es war, als befänden sich die Tiere auf der Flucht vor unsichtbaren Jägern.
    Miquel, der das Interesse des Buckligen an den Zeichnungen bemerkt hatte, begann ihn zu necken. „Du kriegst ja gar nicht mehr das Maul zu, hast in Cahors wohl die Ochsen gestriegelt? Bislang dachte ich immer, du hättest dich durch den Bettel ernährt!“
    Der Bucklige knurrte unwillig und warf ihm sein abgekautes Hühnerbein an den Kopf. „No Bette, no Bette“, protestierte er. „Föjoo, Föjoo …“
    „Aber, Miquel! Föjoo, Föjoo!“, rief Villaine. „Er meint ´Feuer`! Der Kleine wird zuweilen dem Arsch seines Herrn eingeheizt haben! ´Dann trieb er`s ohne Sorg und Gram, bis er ein jähes Ende nahm …“
    „… und kaum, dass ihn die Seel` verlassen, kam auch der Teufel, sie zu fassen`!“, ergänzte Fünfei, bis über die Ohren grinsend.
    Die drei Männer grölten laut ob des derben Scherzes, worauf ihnen der Bossu die Zunge herausstreckte und sie rasch hin und her bewegte. Plötzlich stand er auf, lief zu Fünfei hinüber, legte einmal kurz die Fingerspitzen aneinander, so dass sie eine Haube bildeten und stellte dann die so zusammengelegten Hände auf den Kopf des Spielmanns.
    „Ei, warst du vielleicht früher einmal ein Bergmann?“, rätselte Villaine, während Miquel losprustete, doch der Bucklige schüttelte unwillig den Kopf. Noch einmal legte er die Hände zusammen, dann jedoch bekreuzigte er sich.
    „Ah, jetzt weiß ich bescheid“, rief Miquel aus, „das sollte wohl einen Bischofshut darstellen!“
    „Òc, òc!“ Der Kleine nickte und hüpfte aufgeregt auf und ab. „Òc, òc”, wiederholte er, jetzt übers Gesicht strahlend. “Bischo hu, Bischo hu … Bossu, Bossu!“
    „Du elender Kretin wirst uns doch nicht weismachen wollen, du hättest nicht den Arsch, sondern die Hüte des Erzbischofs versorgt?“ Miquel konnte es einfach nicht lassen, ihn zu reizen.
    Verächtlich zog der Bossu die Mundwinkel nach unten. Dann jedoch streckte er sich in die Höhe, soweit es ihm mit dem Buckel möglich war, legte seine rechte Hand aufs Herz und sagte eitel: „Bischo Vate - Bossu Kin“.
    Villaine stutzte. Er runzelte die Stirn, sah entgeistert auf Fünfei, auf Miquel … dann forderte er beinahe tonlos den Bossu auf, seine Worte noch einmal zu wiederholen.
    „Bischo Vate – Bossu Kin!“, sagte der Kleine stolz.
    Vor Schreck blieb nun allen dreien der Mund offen stehen.
    Villaine stöhnte hörbar. „Beim Loch ist die Kuh fett!“, stieß er hervor. „Wir sitzen in der Scheiße! Der Bucklige ist ein erzbischöflicher Bastard!“

37.

    Raymond-Roger Trencavel hatte nicht zuviel versprochen: Na Loba war eine außergewöhnlich faszinierende Frau, wenn sie auch niemand auf den ersten Blick als schön bezeichnet hätte.

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