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Aljoscha der Idiot

Aljoscha der Idiot

Titel: Aljoscha der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Erdmann
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unbesonnen hingeben; meine Ruhe hüte ich streng und gestatte dem Herzen nicht, zu entflammen und sich zu vergessen; Nein, ich habe genug geliebt…“ – Puschkin.
    A DAY IN THE LIFE WELL NOBODY LAUGHED
    Wie die Nacht, in der Aljoscha zu Leda sagte:
    „Solange du mich liebst, liebe ich dich. Solange du mich liebst, gehöre ich dir.“
    „Weißt du, was du sagst?“
    „Ich habe noch nie etwas besser gewußt.“
    WHAT IF WE GIVE IT AWAY?
    „Die Welt ist komisch, die Gedanken sind komisch, die Tage sind komisch, die Nächte sind komisch, der Winter ist komisch, mein Leben ist komisch, und ich finde das alles überhaupt nicht komisch“, sagte Aljoscha. „Muß an mir liegen.“
    „Oh scheiße das alles!“ rief Pjotr.
    THE ONLY THING TO FEAR IS FEARLESSNESS
    Die Welt ist alles, was zu Fall bringt. Am vierten Tag vor dem Fest machten Leda und Aljoscha zusammen Weihnachtseinkäufe in der Stadt, und sie verstanden sich nicht, sie stritten sich, und sie waren einander so erschreckend leid an diesem Tag, daß sie nicht einmal mehr den Abend miteinander verbringen mochten.
    I BELIEVE MY SHIRT IS WEARING THIN
    So verbrachte der Abend sich allein, und vielleicht hatte er es am liebsten so.
    AND CHANGE IS WHAT I BELIEVE IN
    Am zweiten Tag vor dem Fest fand Aljoscha sich im Hause Geltzer ein zu einem Essen mit Leda, ihren Eltern und Sonja. Aufgeräumt, zurechtgerückt und am Tisch als ½ Mensch. Oberflächlich, ja und amen, ½ Mensch. Über die Bühne gehen lassen, höflich, ½ Mensch. Bleierne Zeit, aber der gelassene Gesichtsausdruck! Leiden, ohne zu leiden. Im Tarot nennt man das The Hanged Man. Der kopfüber Hängende, er lächelt. Ein äußerst insgeheimes Lächeln.
    Nachts dann träumte er, mit einer Ausflugsgesellschaft auf einer Aussichtsplattform zu stehen. Zwei Damen mit grotesken Hüten klagten darüber, daß er ihnen die Sicht versperre, eine dritte rief affektiert: „Sehen Sie doch! Sehen Sie doch nur!“ und zeigte mit dem Finger. Er rief zurück: „Gar nichts sehe ich! Überhaupt nichts, nie mehr! Ich versperre ja die Sicht!“ – Und er stieg hinab zum Fluß der Tränen. Feuchte Augen sehen mehr, sagt Demokrit. Der Fluß der Tränen. Hier sah man alles, wie es war. Aljoscha stand am sumpfigen Ufer. Das Reine und das Schmutzige vollzogen eine chemische Reaktion, bei der Wahrhaftigkeit entstand, und Aljoscha erhöhte als menschlicher Katalysator die Reaktionsgeschwindigkeit. Zwischen dem verrosteten Pfeiler einer Eisenbahnbrücke und dem Schmachten einer Trauerweide wartete die schöne Japanerin.
    IF YOU GO A MILLION MILES AWAY I’LL TRACK YOU DOWN GIRL
    Und er wußte, sie wartete auf ihn.
    TRUST ME WHEN I SAY I KNOW THE PATHWAY TO YOUR HEART
    Die Lidstriche der Katzenmenschenfrau, zwei feine schwarze Linien, zu den Schläfen hin verlängert: er hatte sie einmal in Gedanken „Kyotostriche“ genannt. Darum eine Japanerin. Sein Unterbewußtsein war auf Zack.
    IF I CAN …
    Einen Tag vor dem Fest wartete Aljoscha auf einen Bus und dachte an die Schwester, die er niemals hatte. Und an den Bruder, den er niemals hatte, den erstgeborenen Totgeborenen. Nach einer Weile hatte er das unbestimmte Gefühl, daß etwas oder jemand hinter ihm war, obwohl da eigentlich nichts sein konnte.
    In der Dekoration des Schaufensters, vor dem er gestanden hatte, erblickte er eine schöne schwarze Katze. Ihr Blick ruhte auf ihm, als hätte er das schon lange getan – länger, als er verstehen konnte.
    Lautlos sagte er zu ihr: wenn hier keine Scheibe wäre, würdest du Milch und einen Freund bekommen.
    Lautlos sagte sie zu ihm: wenn hier keine Scheibe wäre, würde ich mich in dein Bett legen.
    Während der Festtage telephonierte er einige Male mit Leda. Ihre Stimme war klanggewordener Vorwurf. Die Welt ist alles, was zerfällt.
    AND I CAN.
    Am 2. Weihnachtstag fragte er Pjotr noch x-mal nach allen Einzelheiten.
    „Tut mir leid, daß ich ihren Namen nicht erkennen konnte“, sagte Pjotr fast geknickt.
    „Aber sie hat ihn ja nicht geschrieben“, sagte Aljoscha fast aufmunternd.
    „Nicht?“
    „Man schreibt bei einer Vorlesung doch nicht den eigenen Namen auf die Zettel.“
    „Die ganze Sache bringt mich völlig durcheinander.“
    „Es sei denn, man weiß, daß zur Rechten ein Spion sitzt, und man hat beschlossen, ihm die Arbeit abzunehmen.“
    „Dann hätte sie gewiß einen falschen Namen geschrieben, um uns in die Irre zu führen.“
    „Ihr wirklicher Name führt uns ebenso in die Irre.“
    „Es scheint weise, das zu

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