All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
können wohl sicher davon ausgehen, dass Busch Junior mit von der Partie war. Und wir können wohl weiter davon ausgehen ...«, und dabei grinste er, »dass Busch Senior nicht der Mörder ist.«
»Und wer hat den Busch begleitet?«, fragte Bärbel.
Lorenz antwortete: »Wir wissen mittlerweile, dass der Kerl, der ständig mit dem Busch zusammenhängt, einer unserer Mitbewohner, nämlich der alte Manfred Becker, ist. Ich habe sie auch schon zusammen gesehen. Vermutlich war Becker dabei.«
»Dann wäre der Amerikaner, von dem die Buschs gesprochen haben, entweder der Mörder oder das Opfer«, schloss Gustav.
»Sehr richtig«, bestätigte Lorenz. »Wie hieß der noch? Wenn ich mir nicht alles aufschreibe – hoffentlich weiß Benny den Namen noch. Wo steckt er denn, der verdammte Bengel!«
Gustav lachte leise. »Du kannst ihn jetzt selbst fragen. Da kommt er!«
Tatsächlich trat Benny in den Speisesaal und gesellte sich zu den dreien.
»Jüngling, sprich!«, forderte Lorenz ihn auf, noch bevor der sich gesetzt hatte.
»Das war vielleicht eine Nacht!«, begann Benny.
»Na, dass wissen wir«, meinte Bärbel.
»Was wir aber nicht wissen«, setzte Lorenz fort, »ist, was geschah, nachdem wir uns getrennt haben.«
Benny wollte antworten, bekam aber nur ein leises »Oh oh« heraus. Er sah Rita Bertold, die mit schnellen Schritten auf den Tisch der Freunde zukam.
»Rita«, begrüßte Lorenz freudig seine Enkeltochter und stand halb vom Stuhl auf.
»Bleib sitzen, Opa Bertold«, meinte Rita und zog sich einen Stuhl heran.
»Das nenne ich eine Überraschung«, fuhr Lorenz fort.
»Ganz meinerseits, Opa«, versetzte Rita. Sie zeigte auf das Brillengestell, das auf der Nase ihres Großvaters saß. »Kannst du mir sagen, was das für ein hässliches Ding ist?«
»Die Brille?«, fragte Lorenz scheinheilig.
Gustav lachte und sagte: »Nee, mein Lieber, sie meint bestimmt deine Nase!«
»Schon richtig geraten, Opa«, fuhr Rita fort. »Ich meine diese Brille. So was Altmodisches habe ich lange nicht in deinem Gesicht gesehen.«
»Ach so«, antwortete Lorenz. »Das ist meine Ersatzbrille. Ich muss meine normale Brille irgendwie verlegt haben.«
»Stimmt«, meinte Rita. »Ich war mir eben nicht hundertprozentig sicher, aber jetzt weiß ich, dass ich sie vor ein paar Minuten gesehen habe.«
»Ach, wo denn, mein Schatz?«
»In einem Plastikbeutel. Und der war in der Hand eines Polizisten. Und der stand am Tatort eines Mordes, der in der vergangenen Nacht in Nideggen verübt worden ist. Opa?« Ritas Stimme war leise, aber sehr streng geworden.
Lorenz wand sich. »Mord? In Nideggen? Meine Brille? Was sagst du da?«
Rita trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte. »Opa, lass die Witze. Ich weiß, dass du kein Mörder bist, aber erzähl mir jetzt sofort, was du oben am Burgfelsen gemacht hast.« Sie sah ihren Großvater streng an.
Lorenz sah etwas verzweifelt in die Runde, so als erwarte er Hilfe von seinen Freunden. Die aber saßen still am Tisch und warteten gespannt, wie er sich aus der Affäre zu ziehen gedachte.
»Wieso glaubst du eigentlich meine Brille zu kennen?«, fragte er, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
Rita schüttelte den Kopf. »Opa«, sagte sie vorwurfsvoll. »Du weißt genau, dass wir stundenlang gemeinsam ein passendes Gestell ausgesucht haben. Das hat mich ganz schön Nerven gekostet.«
»War das so?«, grinste Lorenz. »Ich kann mich gar nicht mehr erinnern.«
»Vielleicht erinnerst du dich aber, was letzte Nacht am Burgfelsen passiert ist?«, versetzte Rita. »Warum warst du da? Was hast du gesehen?«
»Puh, nicht so viele Fragen auf einmal, mein Herz«, grinste Lorenz. »Wie war noch mal die erste Frage?«
Rita antwortete nicht, sondern begann wieder mit den Fingern auf der Tischplatte zu trommeln.
»Ist ja gut«, lenkte Lorenz ein. »Ich hatte von einem Treffen erfahren, das dort stattfinden sollte. Es hörte sich geheimnisvoll an, deswegen bin ich hin. Es ist doch ansonsten so langweilig hier. Und Schlaf brauche ich in meinem Alter ohnehin nicht mehr so viel.« Er grinste dabei die anderen an, die sich gegenseitig mit Verschwörermiene anschwiegen und gespannt lauschten, wie Lorenz die Geschichte darstellen würde.
»Und weiter, Opa.« Ritas Stimme hörte sich zunehmend ungeduldig an.
»Ja ja, weiter.« Lorenz tat tüddelig. »Das Treffen wurde arrangiert von einem Kurgast des Hauses, ein gewisser Dr. Busch aus Düren. Uralter Knabe, könnte mein Vater sein. Der hat einen
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