All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
Sohn, der hilft ihm. Der war vermutlich in der Nacht dort. Getroffen hat man einen Amerikaner, wen genau und wieso weiß ich nicht. Habe ich auch nächtens nicht erfahren. Da kam noch jemand überraschend dazu, der hat einen anderen nach unten befördert. Ich wurde entdeckt, es gab ein Handgemenge, der Täter floh. Ich habe niemanden erkannt. Das ist alles.«
»Wie, das ist alles?«, fragte Rita. »Was heißt hier Handgemenge? Du hast mit einem Mörder gekämpft? Du warst doch nicht allein?«
Rita schaute in die Runde. Bärbel, Gustav und Benny schauten sehr unschuldig und scheinbar nur mäßig interessiert drein.
»Ach nee, ich verstehe«, meinte Rita dann. »Die ganze feine Gesellschaft ist beteiligt.« Dann fokussierte sie Benny. »Und Sie? Sie unterstützen die alten Leutchen bei dem ganzen Unsinn?«
Bevor Benny jedoch etwas sagen konnte, antwortete Lorenz: »Der Junge hat mich beschützt. Du solltest ihm dankbar sein. Hättest sehen sollen, wie der den Mörder mit meinem Stock verdroschen hat. Ein agiler Hänfling, sag ich dir!«
»So so, ein agiler Hänfling.« Rita sah Benny durchdringend an. Benny lächelte und wurde etwas rot. »Kendo, wissen Sie.«
»Eine edle Sportart«, ergänzte Lorenz. »Der Weg des Stockes.«
»Und, haben Sie wenigstens gesehen, wen Sie verprügelt haben?«, fragte Rita den verlegen dreinschauenden Benny weiter. »Leider nicht«, antwortete er. »Es war sehr dunkel, dazu der Regen und das Gewitter. Es ging alles sehr schnell. Tut mir leid. Ich kann Ihnen keine vernünftige Beschreibung liefern. Nur das: Mein Gegner war ungefähr so groß wie ich, also nicht größer als einsachtzig, eher etwas kleiner, und sehr geschmeidig. Ich würde auf einen jüngeren, sportlichen Menschen tippen.«
»Nun, das ist doch schon mal etwas«, meinte Rita. Und die anderen? Sie waren doch auch dabei!« Sie sah erst Gustav, dann Bärbel sehr durchdringend an. Gustav winkte ab. »Bei dem Wetter und dem ganzen Durcheinander. Ging viel zu schnell für mich. Und im Dunkeln sieht der alte Mensch nicht mehr so gut.«
»Und Sie«, fragte Rita und sah Bärbel Müllenmeister noch intensiver an. »Die alten Schlawiner lügen sowieso wie gedruckt. Männer halt. Aber Sie?«
Bärbel schaute auf die Tischplatte, wo sie ihre Hände brav zusammengefaltet hatte. »Es tut mir leid. Ich fürchte, ich weiß in der Tat noch weniger als die anderen.« Und dann fügte sie mit einem Augenaufschlag hinzu: »Wirklich.«
Rita seufzte. »Nun ja, das wär es also dann für den Augenblick. Ich weiß nicht, ob ich euch da raushalten kann. Ich werde das mit Paul besprechen.«
Lorenz fragte: »Der große Kerl?«
»Genau der«, lächelte Rita. »Der große Kerl leitet die Ermittlungen.«
»Was hat er denn schon ermittelt?«, fragte Lorenz weiter. Und als Rita ihn groß anschaute, erläuterte er: »Na komm, ich sage dir alles was ich weiß, dann kannst du mir auch ein bisschen weiterhelfen, was ich da eigentlich gesehen habe.«
»Wir wissen noch nicht viel. Der Tote ist ein amerikanischer Kriegsveteran, der auf Besuch hier ist. Wir erhielten einen anonymen Anruf aus einer Nideggener Telefonzelle, kurz nach der Tat, würde ich annehmen. Es gibt eine Menge Spuren, die aber vermutlich hauptsächlich von euch stammen werden.« Dabei schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube das ja immer noch nicht.«
»Also vom Täter keine Spur?«, fragte Lorenz.
»Die einzige Spur ist deine Brille, du alter Esel«, versetzte Rita. »Das muss ich irgendwie deichseln. Wie gesagt: Es kann sein, dass ich dich nicht ganz raushalten kann.«
»Aber du versuchst es doch wenigstens, oder?«
Rita musste lachen. »Mein kriminalisierender Opa Bertold. Jetzt steckt er tiefer drin, als ihm lieb ist.« Dann wurde sie wieder ernst. »Aber ehrlich, ich will, dass du dich ab jetzt da komplett raushältst. Sonst kann ich dir gar nichts versprechen!«
Lorenz hob beschwörend beide Hände. »Versprochen. Ich halte Augen und Ohren offen, aber von Tatorten halte ich mich fern.«
»Warum glaube ich dir das jetzt nicht?«
Bärbel meldet sich zu Wort. »Wir passen auf Ihren Opa auf, Frau Bertold, glauben Sie mir das.«
»Na gut«, sagte Rita und stand auf. »Ich will es ja glauben.« Sie beugte sich zu Lorenz und küsste ihn auf die Wange. »Ich werde dann mal wieder. Bleib sauber!«
»Mach’s gut, mein Kind«, antwortete Lorenz und winkte Rita zu, als diese sich schon Richtung Ausgang bewegte. Dann fügte er noch hinzu: »Aber ihr untersucht doch sicher auch die
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