All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
sie einst gekannt hatte und in den sie heimlich verliebt gewesen war, gab es nicht mehr. Elfi hatte gehofft, mit ihm offen reden zu können. Sie hatte Angst. Es lag etwas Bedrohliches in der Luft, und es hatte einen Toten gegeben.
Gustav erkannte Elfi Schröder, als er mit seinen Freunden die Straße von der Burg herunterkam und auf den Marktplatz trat. »Guten Abend, Elfi«, sagte er, als die Frau mit dem Rad näher kam. Elfi musste in der einsetzenden Dunkelheit genau hinsehen, bis sie Gustav erkannte. »Gustav Brenner«, sagte sie freundlich, wenn auch mit schwankender Stimme. »Guten Abend.«
Als die anderen Gustav fragend ansahen, stellte er Elfi vor: »Oh, das ist Elfi Schröder, wir sind zusammen zur Schule gegangen. Elfi, dass sind meine Freunde Lorenz, Bärbel und Benny.«
Elfi lächelte: »Guten Abend zusammen.«
Lorenz trat näher und sah, dass sie gerade noch geweint hatte. »Was ist los? Geht es Ihnen nicht gut?«
Sie winkte ab. »Ist schon gut, danke. Bin nur ein bisschen durch den Wind.«
Auch Gustav ging nun auf Elfi zu und legte einen Arm um ihre Schultern. »Na, komm«, sagte er. »Du bist doch sonst nicht so traurig. Was ist passiert?«
Da brach es aus Elfi heraus und sie begann zu schluchzen. Bärbel trat ebenfalls an sie heran. »Sie Arme. Erzählen Sie uns, was Ihnen zugestoßen ist?«
Elfi nickte unter Tränen. Sie brauchte einige Zeit, bis sie sprechen konnte. Aber sie wusste, dass es ihr besser gehen würde, wenn sie sich jemandem anvertraute.
Gustav sagte: »Komm, wir begleiten dich nach Hause. Unterwegs erzählst du mir, was dich bedrückt. In Ordnung?«
»Gut«, sagte sie nach einigen Sekunden. »Es ist so: Ich habe vor Kurzem meinen Vetter Georg wiedergefunden. Er ist, so verrückt es sich auch anhört, einer der Amerikaner, die im Ort sind.«
Gustav bedeutete den anderen, sich aller Kommentare zu enthalten.
Elfi redete weiter: »Er hat im Krieg die Identität eines gefallenen Amerikaners angenommen, und wie durch ein Wunder hat das niemand gemerkt. Er ging nach Amerika, hat dort ein neues Leben begonnen – und jetzt ist er wieder hier. Aber er – er ist so seltsam. Zuerst wollte er mich nicht kennen, dann musste er es zugeben, und jetzt ist er so – so anders. Er nennt sich Dave Schwartz, hat eine Tochter, die sehr unfreundlich zu mir ist, obwohl sie mich doch gar nicht kennt. Und ich habe jetzt, wo der arme Feigenbaum ermordet wurde, Angst, der Schorsch könnte etwas damit zu tun haben. Er kannte den Feigenbaum doch am besten.«
»Wie meinst du das, er kannte ihn am besten?«
Elfi sah Gustav verwirrt an. »Ach so, das kannst du ja nicht wissen. Schwartz und Feigenbaum waren die letzten Überlebenden einer Kompanie. Und irgendwie hat Feigenbaum den Schorsch nicht erkannt, wahrscheinlich hing das mit seiner Kopfverletzung zusammen, die er im Krieg erlitten hat. Er dachte wohl wirklich, dass Schorsch dieser Amerikaner sei, für den er sich seit dem Krieg ausgibt.«
»Das ist ja ein Ding«, entfuhr es Gustav. Er konnte nicht hören, wie Lorenz ganz leise flüsterte: »Kommissar Wollbrand konnte spüren, dass dieses harmlose Geschöpf ein fehlendes Teil des Puzzles in Händen hielt, vermutlich ohne es zu wissen.«
Gustav sagte zu Elfi: »Du Arme. Das nimmt dich alles bestimmt sehr mit.«
»Aber ja!«, rief Elfi aus. »Ich glaube, der Schorsch ist da in eine gefährliche Sache hineingeraten, und er will es nicht wahrhaben. Und seine Tochter, die bestärkt ihn noch darin. Und ich glaube, die kann mich überhaupt nicht ausstehen, obwohl ich ihr doch nichts getan habe.«
Als Gustav darauf schwieg, meinte Bärbel: »Vielleicht hat sie einfach nur Angst, dass sich für sie jetzt, wo sie jemand aus dem früheren Leben ihres Vaters kennengelernt hat, alles ändert. Und sie ist völlig fremd hier.«
»Ja, vielleicht«, sagte Elfi mit zitternder Stimme. »Aber ich habe auch Angst. Hier geschieht etwas Böses. Das spüre ich genau.«
»Du magst recht haben, Elfi«, sagte Gustav betont ruhig. »Jedoch – mach dir nicht allzu viele Sorgen. Was den toten Amerikaner betrifft, ermittelt die Polizei auf Hochtouren. Und das hat wahrscheinlich mit deinem Vetter gar nichts zu tun.«
»Meinst du?«
»Bestimmt. Es ist halt ein bisschen viel für dich, das muss dich ja sehr mitnehmen. Es wird sich alles aufklären, glaub mir.«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Elfi Schröder zweifelnd. »Aber es geht mir jetzt schon viel besser. Ich bin froh, dass ich mit jemandem sprechen konnte. Ich
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