All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
gestern Abend noch zu ihm gehen sollen«, meinte Bärbel bedauernd. »Vielleicht würde er dann noch leben.«
»Oder wir wären jetzt auch tot«, versetzte Gustav.
»Nun mach dem Mädchen doch keine Angst«, brummte Lorenz. »Lasst uns lieber überlegen, was das für ein Schachzug ist. Erst ein richtiger Amerikaner, dann ein falscher. Die Frage ist: Haben wir es mit demselben Mörder zu tun?«
»Das will ich doch meinen«, sagte Bärbel. »Wenn die beiden Morde nichts miteinander zu tun haben, fresse ich meine Pinsel.«
»Erstens möchte ich das gerne sehen«, grinste Gustav. »Zweitens ist das nicht dasselbe.«
»Genau«, meinte Benny. »Es gibt ganz bestimmt einen Zusammenhang, aber es muss sich nicht zwangsläufig um denselben Täter handeln.«
»Was wissen wir denn mit Bestimmtheit?«, fragte Bärbel.
»Ein sehr guter Ansatz«, antwortete Lorenz. »Beide Tote sind Besucher aus den USA. Der eine, Feigenbaum, ist ein Veteran, der hier im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat. Der andere, Müller, hat offenbar die Identität eines Kameraden Feigenbaums angenommen.«
»Also war Feigenbaum ein Mitwisser Müllers«, warf Bärbel ein.
»Das ist anzunehmen«, meinte Gustav. »Wenn Georg Müller die ganze Welt hat täuschen können, seine vermeintlichen Kriegskameraden sicherlich nicht. Wer immer der echte Dave Schwartz war, Feigenbaum muss ihn gekannt haben.«
»Da ist anzusetzen«, sagte Lorenz. »Es gibt einen Grund, weshalb Feigenbaum den Müller nicht verraten hat, und vielleicht sind sie deshalb jetzt beide tot.«
»Ganz schön spannend«, meinte Benny.
»Ganz schön gefährlich«, versetzte Bärbel.
»Mehr spannend als gefährlich, würde ich sagen«, beschwichtigte Gustav wider besseres Wissen. »Und wir haben einen Ansatzpunkt für weitere Ermittlungen: Nicht nur Feigenbaum dürfte Schwartz gekannt haben, sondern vermutlich auch andere Kriegskameraden, die jetzt hier bei uns sind. Vielleicht ist ja auch die gute Elfi Schröder nicht die einzige Hiesige, die den Schwartz noch als Schorsch aus Schmidt gekannt hat. Es gibt also wahrscheinlich noch mehr Leute, die wissen, was hier vor sich geht.«
»Hast du ihn den nicht gekannt?«, fragte Benny.
»Mein lieber Junge«, lächelte Gustav. »Die Heimat ist klein, aber so klein nun auch wieder nicht, dass ich die Einwohner aller Eifeldörfer kennen würde. Immerhin bin ich in Zerkall aufgewachsen und nicht in Schmidt. Und außerdem merkt man sich die Mädchen aus den Nachbardörfern eher als die Jungs.«
»Ist ja mal wieder klar«, beschwerte sich Bärbel. »Und was lernen wir jetzt daraus?«
»Dass man sich nicht alles merkt, sondern nur das, was man für wichtig hält«, antwortete Gustav.
»Und was ist jetzt wichtig?«, fragte Benny.
»Mit Sicherheit auch Dinge, die wir übersehen«, orakelte Lorenz. »Wie gehen wir weiter vor?«
»Du solltest deine Enkeltochter aushorchen«, schlug Gustav vor. »Die Polizei ist bereits mitten in den Ermittlungen, und die Zusammenhänge werden nicht unentdeckt bleiben.«
Lorenz kratzte sich am Kopf. »Wahrscheinlich wird sie eher mich aushorchen wollen. Ich würde mich nicht wundern, wenn ...« Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn.
»Wenn man vom Teufel spricht«, sagte Lorenz, ging zur Tür und öffnete sie.
»Dann hat man den Schwanz schon in der Hand!«, vervollständigte Paul Gedeck den Satz. Er zog den Kopf ein und trat ins Zimmer. Hinter ihm folgten Rita und Jessica.
»Habt ihr uns belauscht?«, fragte Lorenz argwöhnisch.
»Hätten wir gerne«, grinste Paul. »Leider habe ich nur den letzten Satz hören können.«
»Hallo, Opa Bertold!«, rief die kleine Jessica und winkte mit ihrem Teddy.
»Hallo Engelchen!«, antwortete Lorenz. Rita kam auf ihn zu, drückte ihn kurz und meinte: »Jessica und ich gehen etwas spazieren, während Paul sich mit euch unterhält. Sei brav und sag die Wahrheit, Opa!«
»Was denn sonst, mein Schatz?«, fragte Lorenz scheinheilig zurück und sah Rita nach, als diese mit der Kleinen den Gang hinunterlief. Dann wandte er sich Paul zu und meinte: »Was können wir denn miteinander besprechen, mein großer Freund?«
Paul zog einen kleinen Notizblock aus der Tasche und blätterte bedächtig darin herum. Dann sah er die Personen im Raum der Reihe nach an. »So, wen haben wir denn hier?«, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten. »Der junge Mann ist sicher Benny Bethge.«
»Jawohl«, antwortete Benny, als hätte er keinen Zivildienst im Altenheim absolviert, sondern stattdessen in
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