All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
der Bundeswehr gedient.
»Pfleger hier?«, fragte Paul weiter, obschon er dies natürlich wusste. Benny nickte nur.
Dann sah Paul Gustav an: »Gustav Brenner, nicht wahr?«
»Wahr«, bestätigte Gustav.
Paul sah dem Alten tief in die Augen, dann blickte er weiter zu Bärbel. »Ihren Namen habe ich noch nicht notiert, meine Dame.«
»Barbara Müllenmeister, Herr Kommissar«, antwortete Bärbel. »Ich bin seit wenigen Tagen hier wohnhaft.«
»Hm«, meinte Paul und notierte sich den Namen. »Und schon in bester Gesellschaft, wie ich sehe.«
»Wie meinen Sie das denn bitte?«, fragte Lorenz.
»Wenn Sie gestatten«, antwortete Paul und sah Lorenz streng von oben herab an, »stelle ich für eine Weile die Fragen.«
»Ich gestatte«, sagte Lorenz und wartete ab, ob der riesenhafte Kommissar nur bluffte oder ob er wirklich verärgert war.
»Sehr verbunden«, meinte Paul. »Frage eins: Was wissen Sie über einen Amerikaner namens Dave Schwartz?«
»Dass er tot ist?«, fragte Lorenz zurück.
»Woher wissen Sie das?«
»Wir haben es heute Morgen hier im Haus gehört«, schaltete Bärbel sich ein. »Alle reden davon. Wir kamen gerade zu Herrn Bertold und berichteten ihm davon.«
»Und was wissen Sie noch über den Toten?«, fragte Paul weiter.
Lorenz blickte dem Kommissar fest in die Augen. Dann antwortete er: »Er hieß in Wirklichkeit Georg Müller und kam aus der Gegend. Er hat sich im Krieg als Amerikaner ausgegeben, und irgendwie ist ihm die Maskerade gelungen.«
»Glück gehabt, Opa Bertold«, meinte Paul. »Ich habe gerade mit einer Verwandten des Opfers gesprochen. Die hat mir bereits bestätigt, dass ihr davon wisst. Seit gestern.«
»Tja, dann wissen Sie ja schon alles, was wir wissen«, versetzte Lorenz lächelnd. Paul lächelte zurück. Seine Stimme jedoch blieb kühl, als er sagte: »Das soll ich Ihnen glauben?«
»Ich bitte darum«, antwortete Lorenz.
Paul sah die anderen wieder der Reihe nach an. »Kann mir jemand noch etwas mehr zu dem Thema sagen?«
Die Freunde blickten treu und unschuldig auf den Kommissar. Paul schüttelte den Kopf. »Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass ihr mehr wisst, als ihr zugebt? Ist euch klar, wie gefährlich diese Sache eigentlich ist? Zwei ermordete Menschen sind kein Pappenstiel!«
»Das ist uns schon klar«, antwortete Gustav. »Aber ist Ihnen, Herr Kommissar, auch klar, dass ein ehrlicher Mensch nicht mehr sagen kann, als er weiß? Und außerdem – das Wort Gefahr wird auch für Sie eine andere Bedeutung bekommen, wenn Sie in unserem Alter sind.«
Paul grinste. »Ich denke mir meinen Teil«, sagte er dann. »Und ihr wisst auch nicht, was für eine Bedeutung ein Zettel haben könnte, auf dem das Wort
Hell’s Kitchen
geschrieben steht?«
»Das ist englisch, nicht wahr?«, fragte Lorenz.
Benny begann zu lachen. Paul sah den Pfleger böse an. »Ist das komisch?«
»Nö, Tschuldigung«, antwortete Benny.
Paul fuhr fort: »Der Tote hatte diesen Zettel bei sich. Irgendetwas muss es bedeuten.« Er sah Lorenz durchdringend an. »Opa Bertold, Sie sind doch ein Kenner der lokalen Geschichte, wie ich weiß. Kann dieses Wort für die Amerikaner hier eine spezielle Bedeutung haben?«
Lorenz kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Hm«, brummte er dann. »Könnte schon sein. Kenne ich aber leider nicht. Ich bin sicher, Sie werden es rausbekommen.«
»Ganz sicher«, antwortete Paul. »Ich bekomme immer alles heraus, früher oder später.«
»Das beruhigt uns«, meinte Bärbel. »Und wenn Sie das schnell schaffen, sterben vielleicht nicht noch mehr Leute.«
Paul antwortete: »Meine Liebe, das will ich hoffen« und wandte sich zur Tür. »Wenn Ihnen doch noch etwas einfällt – Sie wissen schon.« Dann verließ er das Zimmer.
Lorenz ging zur Tür, wartete eine kurze Weile, dann schaute er auf dem Flur nach, ob der Kommissar noch zu sehen war.
»Er ist weg«, meinte er dann.
»Uff«, machte Benny. »Der große Kerl traut uns nicht.«
»Da hat er ja auch ganz recht«, meinte Bärbel. »Mir ist gar nicht wohl bei der Sache.«
»Und ich denke,
Hell’s Kitchen
führt uns – wohin?«, warf Gustav ein.
Alle dachten das Gleiche, doch keiner sprach es aus. Lorenz war sich sicher, dass Kommissar Wollbrand, und sei es auch mit Hilfe einer kleiner Gruppe unternehmungslustiger Rentner und eines jugendlichen Pflegers, dieses Geheimnis würde lüften können.
Am Nachmittag saßen Lorenz, Gustav und Bärbel in Bärbels Apartment beisammen. Auf dem Tisch hatte Lorenz
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