All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
markierte den Durchbruch der Siegfried-Linie ins Rheinland.«
»Wieso Siegfried?«, fragte Bärbel.
»So nannte man die Verteidigungslinie für die Westfront. Nicht weit von hier stehen noch Teile der Linie aus Betonhöckern, mit der die Wehrmacht das Vordringen von feindlichen Panzerverbänden verhindern wollte.«
»Die möchte ich sehen«, begeisterte sich Bärbel.
Lorenz kratzte sich den Kopf. »Na, da haben wir doch schon das nächste Ausflugsziel.«
Sie stiegen wieder herab. Auf der Treppe begegneten ihnen Manfred Becker und Michael Busch. Becker raunte Gustav zu: »So sieht man sich wieder. Zu viel Neugier schadet, mein Lieber.«
Gustav entgegnete nichts. Als die Freunde unten waren, fragte Lorenz, der Beckers Worte halb mitbekommen hatte: »Was will der Kerl von dir? Gibt es Ärger?«
»Ich weiß nicht«, raunte Gustav leise zurück, damit die vorausgehende Bärbel nichts davon hören konnte. »Er glaubt, mich in der Nacht am Burgfelsen erkannt zu haben, aber wissen tut er nix Genaues. Blinder Eifler schadet nur.«
Lorenz nickte nachdenklich. Er murmelte ganz leise, sodass ihn niemand hören konnte, in seinen Bart: »Der alte Kommissar wusste die Zeichen zu deuten. Alles spitzte sich zu. Größte Vorsicht war von nun an geboten.«
19. Kapitel
Larissa Schwartz betrachtete das gusseiserne Eingangsportal der Seniorenresidenz Burgblick. Sie wollte zuerst schon eintreten, doch dann zögerte sie. Bei dem Besuch beim alten Busch hatte sie gelernt, dass man hier nie unerkannt blieb. Nun hatte Larissa jedoch etwas vor, das besser vorbereitet und ohne Zeugen ausgeführt werden musste. Sie hatte allerdings leider noch keinen vernünftigen Plan, wie sie nun leider feststellen musste. Larissa trat ein paar Schritte beiseite und lehnte sich an eine Hauswand.
Adalbert Busch fuhr in diesem Augenblick aufgeregt in seinem Zimmer umher und verfluchte Larissa Schwartz. Der Alte fauchte Manfred Becker an: »Verdammte Scheiße, wozu bezahle ich dich eigentlich?«
Becker entgegnete: »Wer hatte diese Schlampe denn auf dem Schirm? Kann ich ahnen, dass die hier aufkreuzt, kurz nachdem ihr Vater tot aufgefunden wird?«
Michael Busch schaltete sich ein: »Papa, was wollte sie denn nun von dir?«
»Sie hat mich verdächtigt, etwas mit dem Tod ihres Vaters zu tun zu haben. Und – sie hat mir gedroht!«
»So, womit denn?«, fragte Becker.
»Nichts Konkretes«, log Busch. »Sie machte dämliche Andeutungen und verschwand wieder. Die Hauptsache ist: Sie weiß etwas über den Schatz. Das müssen wir aus ihr herauskriegen.«
»Dann knöpf’ ich sie mir mal vor«, meinte Becker.
»Ach Quatsch!«, fauchte der alte Busch. »Das macht der Michael. Der bringt die Leute nicht gleich um, bevor sie was sagen können. Du kümmerst dich um diesen Kerl, der hier lebt und den ihr angeblich in der Nacht am Burgfelsen gesehen habt. Bring ihn zum Schweigen, bekomme heraus, was er wirklich weiß, tu irgendwas, aber lass ihn nicht auch noch zu einem Problem werden!«
»Gut. Das mach ich am besten jetzt gleich, bevor er zum Mittagessen geht«, meinte Becker und wandte sich zum Gehen.
»Ja, los doch«, brummte Busch und winkte abfällig Richtung Tür. Als Becker das Zimmer verlassen hatte, befahl er seinem Sohn: »Los, sieh nach, ob er weg ist!«
Michael Busch ging zur Tür, öffnete sie, sah den Gang hinunter und schloss die Tür dann wieder. »Er ist weg.«
»Gut«, sagte Adalbert Busch. »Wir müssen uns was überlegen. Hör mir zu.«
Manfred Becker wählte nicht den kürzesten Weg zu Gustav Brenners Zimmer. Er versuchte vielmehr, wenig benutzte Gänge zu nehmen, um niemandem zu begegnen. Während er durch die Seniorenresidenz schlich, ballte er die Hände zu Fäusten und fluchte leise vor sich hin. Was dachte der alte Busch denn, wie dämlich er sei? Dass er ihm nicht die ganze Wahrheit über die blöde Amerikanerin gesagt hatte, lag auf der Hand. Und dass das alte Ekel offenbar glaubte, ihn so anlügen zu können, krönte die Situation. Er war kein Mann, der nicht merkte, wenn man ihn fallen ließ. Becker fühlte in die Innentasche seiner Jacke, wo das Gewicht der P08 das Futter nach unten zog. Das beruhigte ihn zwar nicht, gab ihm aber Sicherheit. Jetzt sollte dieser Kerl sehen, was er von seiner Schnüffelei hatte. Als er vor Gustav Brenners Tür stand, zwang Becker sich, ruhig und leicht anzuklopfen, als wäre dies ein harmloser Besuch wie jeder andere. Er dachte keinen Augenblick darüber nach, ob Brenner allein in seinem
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