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All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

Titel: All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido M. Breuer
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Heimatort Gustavs, herunter ins Rurtal gegangen und von dort steil hinauf nach Bergstein. Nun stand die letzte Etappe an, die sie bis auf die Spitze des Hügels führte. Bärbel spürte Lorenz’ zunehmende Erschöpfung und wies auf eine Bank. Dankbar nahmen die Männer diese Gelegenheit zum Ausruhen wahr.
    Bärbel war gut gelaunt und wissbegierig wie immer. »Lorenz, erzähle uns doch etwas über den Ort hier. Warum heißt das hier Burgberg? Hier steht doch gar keine Burg?«
    Lorenz wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Hier war aber mal eine. Die Burg Berenstein war im zwölften Jahrhundert ein wichtiger Stützpunkt des Kaisers Barbarossa. Dann ging die Burg durch politischen Mumpitz an die Kirche. Den Erzpfaffen aus Köln war diese Burg immer ein Ärgernis gewesen, deshalb haben sie sie schleifen lassen. Der Nideggener Wüterich Wilhelm hat den Hauptausbau seiner Burg maßgeblich mit den Steinen der Burg Berenstein betrieben. Müssen wir uns demnächst mal angucken, man kann die unterschiedlichen Steine an der Nideggener Burg genau sehen.«
    »Und was hat es mit dem lustigen Namen Krawutschketurm auf sich?«, fragte Bärbel weiter, der es sehr gefiel, wenn Lorenz geschichtlich dozierte.
    »Krawutschke war ein Liebhaber der Eifel, der hier viel gewandert ist und selbst auch viele Wege angelegt hat. Ihm zu Ehren hat der Turm seinen Namen. Das ist ein Aussichtspunkt, der auf dem Gipfel des Burgbergs steht. Der liegt mehr als zweihundert Meter oberhalb der Rur auf einer Höhe von ziemlich genau vierhundert Metern über Normalnull. Deshalb nannten die Amerikaner diesen Berg auch
Hill 400

    Lorenz hielt inne, um einen Schluck aus seiner Trinkflasche zu nehmen. Gustav fuhr an seiner Stelle fort: »Der Kampf um den Berg war die Hölle. Wir waren ja nur noch ganz wenige, die unten im Dorf geblieben waren, und haben das gut mitbekommen. Die Deutschen hatten oben einen soliden Bunker errichtet, der Berg war von hoher strategischer Bedeutung. Die Amerikaner haben den Berg gestürmt und letztlich auch eingenommen, aber unter fürchterlichen Verlusten. Wir haben das brutale Artilleriefeuer mitbekommen, das stundenlang den Berg während des Gefechts bedeckt hat. Wir haben gedacht, die Amerikaner würden so ihren Angriff unterstützen. Erst später hat man mir erzählt, dass der deutsche Kommandant die eigene Artillerie angewiesen hatte, die Stellung unter Feuer zu nehmen. Die Deutschen saßen im Bunker, und die Amis wurden reihenweise in Stücke geschossen.«
    »Entsetzlich«, staunte Bärbel, »auf was für Gedanken die Männer im Krieg kommen.«
    »Nicht nur dann«, ergänzte Lorenz. »Wenn wir gleich oben sind, werden wir die alten Kameraden ja sehen. Ich glaube, ein paar von denen haben nicht gemerkt, dass der Krieg vorbei ist.«
    Gustav nickte. »Ja, ich bin auch sehr gespannt, was wir erfahren werden. Sind wir nicht zu spät dran?«
    Bärbel schaute auf die Uhr. »Nee. Das Treffen beginnt offiziell in einer halben Stunde. Das müssten wir doch locker schaffen, oder?«
    »Klar«, meinte Gustav. »Wir brauchen vielleicht noch eine Viertelstunde, wenn wir langsam gehen. Wir können uns also Zeit lassen.«
    »Ich bitte darum«, brummte Lorenz. »Meine Füße fragen mich schon seit zwei Stunden, was für einen Unsinn wir heute schon wieder machen.«
    Bärbel lachte hell auf. »Ach Lorenz, deine Füße können noch viel mehr, als sie zugeben wollen. Du musst ihnen nur mehr Gelegenheit geben, das auch unter Beweis zu stellen.«
    »Ich muss nix mehr beweisen, und meine Füße auch nicht«, versetzte Lorenz. »Wozu wird man denn sonst alt?«
    Gustav grinste. »Ich dachte immer, die größte Gnade des Alters ist das Nachlassen des Sexualtriebs. Vom Nicht-mehr-die-Füße-benutzen weiß ich nichts.«
    »Da bin ich mir bei dir aber gar nicht sicher, ob du diese Gnade erlangen willst, alter Schurke«, brummte Lorenz zurück.
    »Hört auf, Jungs«, lachte Bärbel. »Wenn ihr so weitermacht, werde ich noch rot.«
    »Na, ich glaube, das hat noch kein Mann je erlebt, und uns alten Jecken wird das sicher auch nicht mehr gelingen«, orakelte Gustav. Dann erhob er sich und meinte: »So, wenn ich jetzt noch länger sitzen bleibe, komme ich gar nicht mehr weg vom Fleck.«
    Die anderen standen auch auf, und sie gingen langsam weiter den Weg hinauf. Sie waren sehr gespannt, was sie gleich erwarten würde, und jeder hing stumm seinen Gedanken nach. Als sie am höchsten Punkt anlangten, waren dort bereits viele Besucher eingetroffen. Der

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