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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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viel gefragt.«
    »Nein, aber meine Verabredung ist auch nicht zum Vergnügen. Sondern Arbeit. Teil der Ermittlungen.«
    Carol-Annes Miene hellte sich beträchtlich auf, was schwer möglich war, da ihr Haar bereits loderte und Silberkleid und Riemchenschuhe miteinander um die Wette glänzten.
    »Weg da unter dem Licht, bevor Sie uns alle im Feuersturm in die Luft jagen.«
    »Hä?« Sie schwang sich herum, ploppte ihre Manolo Blahniks zu Boden und beugte sich, Ellbogen auf den Knien, zu ihm hinüber.
    Ein durchaus nicht unlohnender Anblick. Zum Glück war sie jung genug, um seine Tochter sein zu können! Entschuldige mal, Kumpel, aber wieso ist das ein Glück?
    »Dann sind Sie also in geheimer Mission unterwegs?«
    »Nein, in ungeheimer Mission.«

    Ihre Stirn verzog sich zu einem Runzeln. »Soll das heißen, diese Person weiß, wer Sie sind?«
    »In der Tat. Sie weiß bloß nicht, weshalb ich mich mit ihr verabredet habe. Sie denkt, ich habe was für sie übrig.«
    »Haben Sie aber nicht.«
    Es war keine Frage. »Sie ist ein bisschen zu jung für mich.«
    »Ist die Königin auch. Wie sieht sie aus?«
    »Wie ein Schulmädchen. Ihre Kunden stehen anscheinend auf diesen Look.«
    »Lauter Perverse.« Unten klingelte es. »Das ist bestimmt Monty. Den Rest können Sie mir später erzählen.« Sie stand auf und zog das Riemchen an ihrem silbernen Schuh hoch, wackelte ein bisschen in ihrem Kleid, zog es zurecht.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte er.
    »Vorsichtig?«
    »Na ja, ich denke eben immer an diese Frauen. Irgendein Kerl hat sie umgebracht.«
    Sie schob ihr Haar zurück. »Monty war’s jedenfalls nicht. Und überhaupt, wieso sind Sie sich eigentlich so sicher, dass es ein Mann war? Ich kenne Mädchen, die würden für ein Paar Christian Louboutins glatt einen Mord begehen. Nacht.«
    Und schon war sie aus der Tür und klickte in ihren Highheels die Treppe hinunter, während er noch über diese letzte Bemerkung nachgrübelte.

55. KAPITEL
    Als Melrose endlich in Belgravia ankam, war es bereits Nacht geworden, oder jedenfalls beinahe. Er saß – sie saßen, Melrose und die beiden Katzen – in seinem Wagen und beobachteten Harry Johnsons Haus. Die eine hatte er aus dem Transportbehälter gelassen, damit sie einander nicht umbrachten. Was er vorhatte, war einfach: Mit derjenigen in der Box ums Haus herumzugehen und sie hinten durch die Hundeklappe zu schieben, falls es eine gab.
    Nun, er konnte auch noch einmal den Trick mit dem Tierheim bringen, allerdings nicht, wenn Harry Johnson zu Hause war.
    Melrose zog sein Handy hervor, fummelte das Zettelchen aus der Brieftasche, auf dem er die Nummer notiert hatte, und gab sie ein.
    Als sich die Haushälterin meldete – sie musste es sein, denn sie hörte sich an wie die Frau, die ihm schon einmal aufgemacht hatte -, verlangte er nach Mr. Johnson. Ach, schade, er war nicht zu Hause.
    »Nein«, sagte Melrose, »Sie brauchen ihm nichts auszurichten. Ich rufe dann wieder an. Danke.« Er klappte das Handy zu und drehte sich nach Schrödinger um, falls sie es war. Die zweite Katze, die genauso missmutig aussah, hatte sich unter den Sitz gequetscht. Garstige Augen lugten hervor.
    Die erste Katze, auf die er seine fünfzig Prozent Chance gesetzt hatte, war über seinen Anblick überhaupt nicht erfreut. Jedes Mal, wenn er sie anschaute, zischte und fauchte sie. Sie verachtete ihn, was Melrose zutiefst irritierte, wenn man bedachte, dass er sich ja ihretwegen diese Umstände machte.

    Er stieg aus, öffnete die hintere Wagentür und griff über den Rücksitz nach der Transportbox, begleitet von heftigem Zischen und Fauchen. Dann setzte er seine True Friends-Kappe auf und zog die Box nach draußen. Die Katze zischte wie wild.
    »Halt die Klappe«, sagte er und knallte die Tür zu.
     
    »Mrs.… Toby, nicht wahr?« Melrose schob sich die Schirmmütze hoch.
    »Tobias, Sir.« Sie schaute auf die Transportbox hinunter. »Ah, da bin ich aber froh, dass Schrödinger nichts zugestoßen ist.«
    Nein, froh war sie gar nicht. Sie machte ein verdrossenes Gesicht. »Das ist mir jetzt ziemlich arg wegen dem Durcheinander.«
    »Durcheinander? Ich verstehe nicht.« Die Arme über dem Busen verschränkt, kratzte sie sich die Ellbogen.
    »Ich hatte die falsche Adresse, den falschen Johnson. Ich sollte nämlich gar nicht Mr. Harry Johnsons Tier abholen, sondern das bei Mr. Howard Johnson. Der wohnt am Cadogan Square, das ist gar nicht Belgravia. So was Dummes, das haben die mir falsch gesagt. Na, hier

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