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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Bohnen-auf-Toast-Paar zu dem Mann übergesiedelt, der allein bei Brot und Käse saß, Zeitung las und Mungo gerade ein Stückchen Käse unter den Tisch reichte.
    Melrose rückte die Brille zurecht, als könnte die winzige Justierung zwischen Brillengläsern und Augen ihm auf die Sprünge helfen. »Keine Ahnung.«
    Sie hatte sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor ihm aufgebaut. »Aber der ist doch mit Ihnen hereingekommen!«
    »Mit mir?« Melrose wich indigniert zurück. »Ich glaube, da
irren Sie sich. Ich habe Dora ihre Katze zurückgebracht.« Sein verletzter Tonfall deutete an, dass ihm dieser Akt von Barmherzigkeit und Heldentum mit Unfreundlichkeit vergolten wurde. »Dora ist jedenfalls überglücklich.«
    »Der Hund lief Morris hinterher, meine ich damit.«
    Melrose lachte. »Morris? Das glaube ich nicht. Morris …« Er ließ die Hand über Morris gleiten, die an ihrem Lieblingsplätzchen am Fenster saß, wo das Abendlicht allmählich hereinbrach. »Morris scheint mir eine Katze zu sein, die wohl kaum eine Freundschaft mit einem herumstromernden Hund eingehen würde.« Er griff nach seinem Buch. Es trug den Titel: Ein Hundeleben . Keine sehr geglückte Wahl für einen, der sich für Hunde nicht interessierte.
    »Wollen Sie damit sagen, der Hund ist herrenlos?«
    Melrose schloss die Augen, als wäre er mit seiner Geduld allmählich am Ende. »Ich sage überhaupt nichts, außer dass ich finde, man sollte mich nicht für diesen Hund verantwortlich machen. Warum sollte ich wissen, woher dieser Hund stammt? Er scheint recht wohl erzogen – das heißt, er rauft sich mit Ihren Gästen nicht ums Essen -, also würde ich mal annehmen, er gehört jemandem hier in Chesham.«
    »Der hat an sämtlichen Tischen die Runde gemacht.«
    »Solange er nicht mit Vorlegebesteck isst.«
    »Mit was?«
    Die Erklärung wurde Melrose erspart, denn nun kam Dora wieder und hopste auf den Stuhl neben Morris (Melrose ließ sie links liegen).
    Diesen Moment passte Mungo ab, um ebenfalls an ihrem Tisch aufzukreuzen. Na, großartig!
    Er hievte sich neben Morris hoch, legte sich hin und versuchte, die Pfoten einzuklappen.
    Sally Hawkins deutete auf die beiden. »Die kommen ganz gut miteinander klar, die beiden. Der Hund führt sich auf, als würde er Morris kennen. Als wären sie dicke Freunde.«

    Gerade als sie es sagte, raste Schrödinger (falls es Schrödinger war) vorüber, dicht gefolgt von der anderen schwarzen Katze (falls das nicht stattdessen Schrödinger war). Unter dem Tisch der älteren Dame mit dem Wettzettel bremsten sie beide ab und hätten diese beinahe zu Fall gebracht, als sich plötzlich sämtliche zehn Beine ineinander verwickelten.
    »Blöde Viecher«, murmelte die ältere Dame und machte sich wieder an ihren Wettzettel. »Jetzt haben Sie drei Katzen hier drin, Mrs. Hawkins. Vielleicht kümmern Sie sich mal eher um das Problem als um den einen Hund da.«
    Melrose schaute auf die Uhr. Warum zum Teufel rief Jury nicht an? Was sollte er denn jetzt machen?

53. KAPITEL
    Auf dem Weg nach Islington kramte Jury sein Mobiltelefon hervor, suchte Plants Nummer heraus und tippte sie ein.
    »Wo sind Sie? … Sie sind noch in Chesham? Warum sind Sie denn nicht auf dem Rückweg mit Schröd… Was soll das heißen, Sie können den Unterschied nicht erkennen? … Na, dann schauen Sie sich ihre Augen an, was für eine Farbe haben die? … Gelblich… Was soll das heißen? … Liebe Güte… wir können Harry nicht bis in alle Ewigkeit auf dem Revier behalten …«
     
    An seinem Ende der Leitung fragte Melrose: »Woher sollte ich denn wissen, dass man hier mit drei Katzen fertigwerden muss? Die sehen alle gleich aus… Dora? Na, klar habe ich Dora gefragt. Sie kennt Morris, die ist sich bloß bei Morris sicher. Morris könnte sie in einer mondlosen Nacht in einer finstren Gasse voller schwarzer Katzen erkennen. Nicht jedoch Schrödinger, die hat sie vorher nie gesehen, und die andere, die Sally Hawkins angeschleppt hat …«
     
    »Hören Sie«, sagte Jury, »jetzt stopfen Sie einfach die Erstbeste in die Transportkiste und fahren zurück nach Belgravia. Da haben Sie eine fünfzigprozentige Chance, dass Sie richtigliegen, mehr ist ja normalerweise bei Ihnen auch nicht drin. Und Harry selbst merkt den Unterschied vielleicht überhaupt nicht. Das genügt dann fürs Erste.«
     
    »Also gut, also gut, also gut. Wie meinen Sie das, ›mehr ist ja normalerweise bei Ihnen auch nicht drin‹?«

    Melrose merkte, dass die Leitung tot war.

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