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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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nich – äh, kriegt er keinen hoch. Würde mich nich wundern, wenn er bei Valentine’s is, oder bei den anderen. DeeDee – also, Deidre Small, die wo sich hat umbringen lassen – meinte aber, nein. Die sagte, am Ende war’s noch ihr Stammkunde.« Alice kicherte, verstummte dann jedoch rasch, vermutlich weil ihr plötzlich einfiel, was mit Deidre Small passiert war.
    Volltreffer! Volltreffer! Er hätte Alice Dalyrimple küssen können, bloß hätte sie ihn dann womöglich in null Komma nichts unter den Tisch gezerrt. »Sie kannten diese Deidre Small?«
    »Klar doch. Die war doch auch bei Smart Set. War’ne Nette,
DeeDee. Schade drum.« Sie säbelte sich noch ein Stück Roastbeef herunter, sans Tomatenketchup.
    »Sie kannten sie also gut?«, wollte Melrose wissen.
    »Na ja, ziemlich gut. Wir sind manchmal zusammen ins Kino gegangen. So Sachen.«
    »Hatten Sie sich in letzter Zeit mal gesehen?«, fragte Polly.
    »Vor einer Woche vielleicht.« Alice griff nach ihrem leeren Glas. »Kurz bevor sie ermordet worden ist.« Sie stellte das Glas wieder hin. »Sie hat sich wegen irgendwas Sorgen gemacht …«
    »Wegen was?«, sagte Melrose.
    »Hm, hat sie nich gesagt…« Alice ließ den leeren Blick über das Speisezimmer gleiten.
    Polly fragte: »Glauben Sie, der Täter könnte einer ihrer… Kunden gewesen sein? Der vielleicht eifersüchtig war auf ihre anderen Männer?«
    Alice dachte angestrengt nach. »Sie meinen, es war vielleicht was Persönliches?«
    »Meinen Sie nicht? Es muss ja nicht irgendein Verrückter gewesen sein, der einfach bloß Escort-Girls umbringt.«
    »Kann ich mir nich denken, dass jemand sauer war auf DeeDee, so nett, wie die is. Ich kenn die nich alle, mit denen sie was laufen hatte. Der, mit dem sie an dem Abend verabredet war, hat man den verhaftet?«
    Melrose sagte: »Soviel ich gelesen habe, hat die Polizei ihn bloß vernommen.«
    »Falls es Nick war, den können sie vergessen. Ein elender Langweiler, hat DeeDee immer gesagt. Und’ne Heulsuse. Der heult wegen seiner Frau, heult wegen seinem Job. Der hatte einfach keinen Pfiff! ›Ein hartes Rückgrat hat er nich, mein Nick‹, hat sie immer gesagt, ›eher weich wie verkochte Spaghetti‹.« Sie hielt inne. »Wie gesagt, DeeDee machte sich wegen irgendwas Sorgen … ähm, sie dachte sogar, sie sollte damit vielleicht zur Polizei …« Ihre Stimme verlor sich wieder.

    Melrose horchte auf. »Und sie hat Ihnen gegenüber keine Andeutung gemacht, worum es dabei ging?«
    Alice schüttelte den Kopf, spielte mit ihrer Gabel, wirkte beunruhigt. Zu Melrose sagte sie: »Sie interessieren sich ja unheimlich für die Morde.«
    »Er nicht«, beeilte sich Polly zu sagen. »Ich. Haben Sie denn mal mit der Polizei gesprochen? Haben Sie denen das mit DeeDee erzählt?«
    »Nö, ich hab’s nich so mit der Polizei.«
    Und dann sagte Alice: »Die andre hab ich auch gekannt, die auf dem Foto in der Zeitung. Nennt sich Adele Astaire. Escort-Girls sind nämlich wie so ein Klub, könnte man sagen. Wir halten zusammen. Manche Leute denken, wir gehen auf den Straßenstrich, Shepherd Market oder unter der London Bridge.« Sie kicherte und verschluckte sich fast am Wein. »Is aber nich, die zwei Jobs, das sind zweierlei Paar Stiefel.«
    Melrose konnte es nicht fassen. »Sie kennen Adele Astaire?«
    Alice nickte etwas zögerlich, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie sich darauf einlassen wollte.
    Polly sagte: »Sie haben der Polizei also nicht gesagt, dass Sie diese beiden Frauen kannten?«
    Sie verzog das Gesicht. »Wieso auch? Solln die doch selber draufkommen. Und überhaupt, ich weiß ja eigentlich gar nix.«
    »Erzählen Sie’s uns«, fuhr Polly fort. »Was wissen Sie über diese Adele?«
    »Da gibt’s nich viel zu erzählen. Wir waren zusammen in der Schule. Adele – wie heißt die eigentlich richtig? – war’ne freche Kröte. Is sie bestimmt immer noch. Die wollte immer Tänzerin werden. Ich glaub, deswegen hat sie den Job auch angefangen, weil sie dachte, da verdient sie Geld und kann studieren. Hat sie dann nich, aber mehr weiß ich auch nich. Hab sie schon jahrelang nich mehr gesehen.« Alice schob ihren Teller weg und blies die Backen auf, als hätte sie gerade einen Dauerlauf hinter sich. »Was gibt’s zum Nachtisch?«

    Das Dessert – Karamellpudding – kam und war in null Komma nichts verputzt.
    Polly legte ihre Serviette hin und verkündete, sie ginge sich mal die Nase pudern. Dies, wusste Melrose, sollte ihm die Gelegenheit verschaffen, sich

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