Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
ziemliche Obsession zu sein mit diesem Harry Johnson.« Der vertrackte Kessel pfiff. Flink schmiss Wiggins einen
Typhoo-Teebeutel in seinen Henkelbecher und goss Wasser darüber.
    Der Tee musste ziehen, die Selbstzufriedenheit des Teezubereiters wuchs derweil auch.
    Jury kam, bereits im Mantel, herüber und lehnte sich auf Wiggins’ Schreibtisch. »Harry Johnson war in Chesham, an dem Abend, als Mariah Cox ermordet wurde. Er war zu Hause, behauptet er – wobei Mungo sein einziger Zeuge ist -, in der Nacht, in der Kate Banks erschossen wurde. Er sollte im Old Wine Shades sein, nur wenige Minuten entfernt von St. Paul’s, und zwar um acht oder neun an dem Abend, an dem Deidre Small um neun Uhr ermordet wurde. So gegen zehn tauchte er dann im Shades auf. Ich war dort.«
    »Aber, Sir – was ist sein Motiv?«
    Mit einem hinterhältigen Lächeln drehte Jury sich an der Tür noch einmal um. »Er tat es einfach so.«
     
    Der kleine Mittagsimbiss, besser gesagt, der kleine Schluck Château Latour, wurde überwacht von Mungo, der sich zwischen den Beinen von Harrys Barhocker hervorzwängte, um Habachtstellung einzunehmen, als Jury eintrat.
    »Na, Mungo, wie geht’s?« Jury kraulte ihn zwischen den Ohren.
    Mungo saß da und peitschte mit dem Schwanz auf den Boden.
    »Und wie geht’s Ihrem Fall?«, erkundigte sich Harry. Ohne die Antwort abzuwarten, denn er wusste, dass er keine bekommen würde, fuhr Harry fort: »Erinnern Sie sich an die Story von Poe? ›The Black Cat‹? Glauben Sie an böse Geister?«
    »Nur an Ihren, Harry.« Jury nickte Trevor zu, der ihm daraufhin ein Glas hinstellte und den Burgunder einschenkte.
    »Bloß ein kleines Mittagessen.«
    »Ist Brot und Käse okay?«, fragte Harry. »Das habe ich nämlich bestellt.«
    »Ausgezeichnet.«

    Harry bedeutete Trevor, ihnen das Essen zu bringen.
    »Ich sagte ja bereits, die Katze hat womöglich mehr mit der ganzen Sache zu tun, als Sie ihr zugestehen.«
    Jury erhob das Glas und betrachtete die changierenden traubenroten Farben gegen das Licht. »Tatsächlich?« Er lächelte.
    »Die Katze verschwindet in der Nacht, nachdem diese, wie heißt sie gleich …?« Harry schnippte mit Daumen und Mittelfinger und runzelte dabei furchtbar angestrengt die Stirn.
    »Stacy Storm.«
    »Was für ein lachhafter Name. Na, jedenfalls nach jener Nacht …«
    Jury trank fast das halbe Glas auf einmal. »In jener Nacht waren Sie in Chesham. Auf der Rexroth-Party. Ms. Storm hatte ebenfalls vor, hinzugehen, wurde jedoch sozusagen aufgehalten.«
    Trevor brachte zwei ovale weiße Teller mit Käse (Cheddar, Stilton, Derbyshire), dazu Brot, Branston Pickle und eingelegte Zwiebelchen und stellte die Teller vor sie hin.
    Harry hob fragend die Augenbrauen. »Ist das erwiesen?«
    »Ihr Kavalier war auf der Party, der, mit dem sie verabredet war.«
    »Und Sie haben ihn hops genommen und aufgemischt, und jetzt können Sie mich in Ruhe lassen.«
    »Womöglich waren Sie ja ihr Freund«, meinte Jury schulterzuckend.
    »Lächerlich.« Harry dekorierte ein eingelegtes Zwiebelchen auf einer dicken Scheibe Brot mit Käse.
    Trevor war mit frischen Gläsern und einer frischen Flasche von einem anderen Bordeaux gekommen, von dem Jury noch nie gehört hatte, allerdings hatte er von den meisten noch nie gehört.
    Beim Anblick des Etiketts nickte Harry zustimmend, Trevor entkorkte die Flasche und schenkte ein.
    Vier Gläser standen nun vor ihnen auf der Theke. Jury hatte nichts dagegen, er amüsierte sich prächtig. Sie aßen und tranken
in einem Schweigen, das man fast einträchtig hätte nennen können, als Harry plötzlich sagte: »Kommen wir noch mal auf ›The Black Cat‹ zurück.«
    »Das Pub?«
    »Die Story. Faszinierend daran ist die völlige Beliebigkeit des Verbrechens.«
    »Meinen Sie mit Beliebigkeit, es fehlt ein Motiv? Jedes Verbrechen, bei dem es so aussieht, als hätte der Täter das Opfer rein zufällig ausgewählt, ließe sich doch motivlos nennen, richtig?«
    »Wahrscheinlich. Es vermittelt einem aber ein gewisses Gefühl von Macht, etwas zu tun, einfach weil man kann.« Er lächelte und trank vollends aus, dann zerknüllte er seine Serviette und warf sie auf den Teller. »Ah, das war gut. Aber jetzt muss ich wirklich los. Tut mir leid.«
    Da sagte Jury: »Die Polizei will mit Ihnen reden, Harry.«
    »Tun Sie doch grade.«
    Jury hatte gehofft, ihn aus dem Konzept zu bringen, was ihm aber offenbar nicht gelungen war.
    »Sind Sie heute am späten Nachmittag zu Hause? Einer von der City

Weitere Kostenlose Bücher