All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman
Police, Detective Inspector Jenkins, würde eventuell gern vorbeischauen. Mit mir zusammen.«
»Nichts dagegen«, sagte Harry.
»Ach, übrigens«, sagte Jury, als wäre es ihm gerade eingefallen. »Gestern war ich in Chesham. Im Black Cat.«
Harry musterte ihn erstaunt. »Ach, wirklich?«
»Dort war eine schwarze Katze.«
Nachdem er mit seinem Mittagessen fertig war, zog Harry seine Schlüssel aus der Tasche. Wie schaffte er es, dass es so aussah, als würde er ein Kaninchen aus dem Hut zaubern? Er war vom Barhocker aufgestanden und fuhr in die Ärmel des schwarzen Kaschmirmantels, mit dem Jury so liebäugelte. Er lächelte. »Es heißt doch Black Cat. Wäre die Anwesenheit einer solchen denn so überraschend?«
»Nein. Nur dass es die zweite schwarze Katze war. Eigentlich die dritte, aber lassen wir das. Nein, es war eine andere als die, die vorher dort war. Besser gesagt, jetzt sind beide dort.«
»Meine Güte! Die Katze kam wieder zurück! Hört sich bekannt an.« Lächelnd drehte Harry die Schlüssel um die Finger. Er trat einen Schritt auf Jury zu. »Sie haben doch nicht etwa wieder Mist gebaut, oder?« Lachend durchquerte er das Lokal und ging immer noch lachend zur Tür hinaus.
Jury sah lächelnd auf die Reste seines Mittagessens hinunter. Nein, du mordender Psychopath, ich habe nicht wieder Mist gebaut.
Auf dem Polizeirevier von Snow Hill, etwa fünf Minuten von St. Paul’s und etwa zehn vom Old Wine Shades entfernt, ließ sich DI Jenkins durch den Kopf gehen, was Jury gesagt hatte. Dabei kaute er gedankenverloren auf dem Mundwinkel herum. »Ich bin weiß Gott schon hart genug unter Beschuss, da würde ein Verdächtiger schon was nützen, und wenn’s der Premierminister ist.«
»Was ist mit Nicholas Maze?«
»Aus dem ist überhaupt nichts rauszukriegen. Laut Presse läuft hier ein Serienmörder frei herum. Sie können sich ja denken, was das bedeutet.« Jenkins verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber ob die Beweise reichen, um den Kerl hops zu nehmen? Das Ganze kommt mir ein bisschen« – er wackelte mit der Hand hin und her – »wackelig vor. Sie meinen, es genügt, dass er in Chesham war, als die Cox ermordet wurde?«
»Das ist ja nicht alles. Er war auf der Party bei den Rexroths, sie angeblich auf dem Weg dorthin. Ich glaube nicht, dass Harry Johnson auf allzu viele Partys geht.«
Jenkins setzte den Stuhl, auf dem er zurückgekippelt war, wieder auf dem Boden ab. »Aber wenn er vorhat, Mariah-Stacy umzubringen, wieso zum Teufel zeigt er sich dann, noch dazu öffentlich auf einer Party?«
Jury schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
Jenkins kratzte sich am Ohr. »Die beiden anderen Opfer. Da hatte er beide Male für die Tatzeit auch kein Alibi. Aber bloß weil er kein Alibi hatte …?« Jenkins zuckte die Achseln.
Jury rutschte mit seinem Stuhl näher an Jenkins’ Schreibtisch und stützte sich mit verschränkten Armen darauf. »Passen Sie auf: Wäre Harry Johnson nicht Harry Johnson, dann würde ich sagen, stimmt, es ist zu dürftig. Nun hat Harry Johnson aber bereits eine von seinen Freundinnen ermordet, in Surrey. Beweisen konnte ich es nicht. Außerdem hat er dort draußen zwei Kinder gekidnappt und sie im Keller seines Hauses in Belgravia eingesperrt …«
Jury verstummte. Er wollte Jenkins nicht verraten, dass eigentlich ein Hund die Kinder gerettet hatte. Da war es wieder: das absolut Lächerliche an der Geschichte. Trotzdem machte er tapfer weiter. »Er hat mir damals diese komplizierte Geschichte verzapft, von der Frau seines besten Freundes, dem Sohn und dem Hund – ›Der Hund kam wieder zurück‹.« Im Geiste konnte er es Harry sagen hören.
»Der Hund?«, fragte Jenkins.
»Der Hund.«
Die Katze kam wieder zurück . Harry, du Scheißkerl. Jetzt war es die Katze, die Katze war das Alibi. Jury lächelte.
»Was ist denn so komisch?« Jetzt lächelte Jenkins ebenfalls.
Jury wischte sich das Lächeln aus dem Gesicht. »Nichts. Also, um ihn zur Vernehmung herzubringen, wird es reichen, allerdings nicht, um ihn festzuhalten.«
Jenkins nickte. »Denke ich auch.« Er stand auf. »Was war denn so komisch?«
»Ganz schön harter Hund sind Sie, was?«
»Ja.«
48. KAPITEL
Detective Sergeant Alfred Wiggins vermittelte den Eindruck, als gehörte er zu denen, die vor einer Dame immer den Hut ziehen, vorausgesetzt er trug einen. Das Fehlen eines Hutes war ihm nun wohl bewusst, da er ihn nicht lüpfen konnte.
»Ah, Mr. Wiggins, das ist aber nett!«, sagte Myra
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