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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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sich besonders schlau. Das soll schlau sein?, frage ich dich. Bin aber nicht die Pubkatze. Meine Besitzerin heißt übrigens Dora.
    Weiter.
    Also, wie ich da draußen so herumstreiche auf der Suche nach Feldmäusen, liegt plötzlich jemand vor mir auf der Terrasse, da, wo die Tische stehen.
    Mungo setzte sich aufrecht hin und riss die Augen auf.
    Und hat sich gar nicht gerührt. Ich schnupperte herum und roch so was wie Blut, glaube ich.
    Blut! Mungo spürte, wie sich die kräftigen Härchen auf seinem Rücken sträubten. Er wäre gern ein Bluthund.
    Das muss eine Leiche gewesen sein.
    Nehme ich an. Danach sah ich eine alte Frau mit einem dicken Hund kommen und lief schnell wieder ins Pub. Du, sag mal, hast
du vielleicht was zu fressen? Ich bin richtig hungrig. Ein schönes Stück Fisch würde mir jetzt behagen. Aber ich nehme natürlich alles.
    Mungo überlegte fieberhaft. Ich gehe kurz mal hinein.
    Ins Haus? Kommst du dann wieder?
    Ja. Ich bring dir was zum Fressen. Bleib du hier. Bin gleich wieder da.
    Die Hintertür war offen und wie oft bei gutem Wetter nicht verriegelt. Mungo hasste das Hundetürchen, weil er Angst hatte, darin stecken zu bleiben. Hier musste er bloß eine Pfote zwischen Tür und Türrahmen stecken und ziehen.
    Mrs. Tobias war gerade damit beschäftigt, dünne Gurkenscheibchen auf kalten Lachs zu dekorieren. »Mungo! Wo hast du denn gesteckt?«
    Mrs. Tobias klang immer so, als sei sie überrascht, dass Mungo offenbar immer noch hier war. »Das ist für das Abendessen von deinem Herrchen. Sieht es nicht hübsch aus?«
    Mein was? Sollte das ein Witz sein?
    »Er mag Lachs doch so gern.«
    Würde ich auch mögen .
    Mrs. Tobias zwitscherte weiter von wegen, was sie alles kochen wollte, und hörte sich an, als würde sie sich ewig mit der Gurkendekoration verkünsteln. Sie machte gerade ein Glas eingelegte Paprika auf, als von irgendwo im Innern des Hauses das Telefon läutete.
    Ein Hoch auf das Telefon! Jetzt wäre sie eine Weile beschäftigt, sie war ja so eine Schwatzbase.
    Mungo sauste ins Esszimmer, er wusste genau, wo das Spielzeugauto gelandet war, als Mrs. Tobias es vorhin entrüstet weggeworfen hatte. Er packte es zwischen den Zähnen und ging wieder in Richtung Küche. Aus dem Flur war Mrs. Tobias am Telefon zu hören: schwatz, schwatz, schwatz, schwatz.
    Also zurück in die Küche, auf den Stuhl hinauf, dann den Hocker und von dort zur Küchenanrichte. Mrs. Tobias’ kalter Lachs
lag auf der Anrichte, auf einer länglichen Porzellanplatte. Als Auge hatte er einen schwarzen Olivenring, überlappende Gurkenscheiben bildeten die Schuppen.
    Mungo deponierte das kleine silberne Auto mit der Vorderseite zur Pfeffermühle und stieß die Mühle auch noch um, für alle Fälle. Behutsam nahm er den gurkengarnierten Lachs ins Maul und glitt vorsichtig zu Boden. Dann machte er sich ebenso vorsichtig zur Hintertür hinaus.
    Direkt vor Morris ließ er den Lachs und ein Gurkenscheibchen fallen. Sie befanden sich auf einer kleinen Lichtung inmitten der von einer Buchsbaumhecke umgebenen Büsche. Morris hatte gerade zwei Zaunkönige beim lärmenden Zwiegespräch beäugt, fiel beim Anblick des Fischs aber gleich darüber her und fraß ihn mit Stumpf und Stiel auf. Die Gurke inbegriffen.
    Mrs. Tobias war inzwischen natürlich in die Küche zu einem halben Lachs zurückgekehrt und schrie nun laut nach Jasper: »Jetzt reicht es, du Schlingel! Morgen früh verschwindest du!«
    Wer ist Jasper?, fragte Morris zwischen zwei Bissen.
    Vergangenheit, antwortete Mungo. Er war höchst zufrieden. Hallo, Morris. Bye-bye, Jasper.
    Nachdem sie den Lachs vertilgt hatte, bedankte sich Morris überschwänglich bei Mungo und fing an, sich das Gesicht zu putzen. Er wollte den Rest der Geschichte hören, die beste, die er gehört hatte, seit Harry damals versucht hatte, die Spürnase davon zu überzeugen, dass … Aber das war für ein andermal.
    Also, erzähl mir den Rest. Du hast da aufgehört, wo die alte Frau kam. Mungo setzte sich zum Zuhören zurecht. Er versuchte, seine Pfoten unter den Brustkorb zu falten, aber es ging nicht. Also streckte er die Beine einfach aus.
    Morris lag da, die Pfoten mühelos unter sich verschränkt. Na ja, sie hat nicht direkt geschrien, aber so einen komischen Laut ausgestoßen. Ihr Hund hat so laut gekläfft, der hätte Tote aufwecken können. Dann hielt sie sich so ein Blatt ans Ohr und …

    Ein Blatt? Was soll das denn sein?
    So was haben sie doch alle. Die Dinger hast du doch bestimmt auch

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