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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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schon gesehen. In die reden die Leute immer rein. Die können die Blätter einfach nicht in Ruhe lassen. Manchmal, wenn ich an meinem Fensterplätzchen döse, setzen sich Gäste hin und ziehen gleich so ein Blatt hervor und reden, reden, reden …
    Ich verstehe.
    … reden, reden, reden. Glaubst du, dass da am anderen Ende jemand ist?
    Ich glaube, das ist denen völlig egal. Mungo streckte sich und kam sich richtig philosophisch vor. Aber zurück zum Pub: Was hat die alte Frau denn zu dem Blatt gesagt?
    Sie sagte, jemand solle ganz schnell kommen. Da läge eine Leiche.
    Hat sie mit den Spürnasen geredet? Du weißt schon, die immer herumschnüffeln, wenn es irgendwo eine Leiche gibt. Manche sind Polizisten und manche sind was anderes. Ich nenne sie die Spürnasen.
    Die werden es gewesen sein, die dann gekommen sind. Um die Leiche herum war ein ziemliches Gewusel. Die haben einen Haufen Fotos gemacht. Wieso jemand Bilder von einer Leiche haben will, weiß ich auch nicht.
    Und was ist dann passiert?
    Gar nichts, bis die Autos kamen. Die Leute haben herumhantiert.
    Wie bist du denn hierhergekommen?
    In einem Auto, glaub ich, das war aber ein paar Tage später. Ich glaube, ich wurde betäubt.
    Mungo hätte fast gesagt, das sei ja die seltsamste Geschichte, die er je gehört hatte, außer der, die ihm selbst passiert war, oder jedenfalls angeblich.
    Hör zu: Mrs. Tobias ist die Einzige, die Schrödinger überhaupt zur Kenntnis nimmt. Harry ist viel zu sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, dem fällt nichts auf. Es besteht also kein Grund,
weshalb du nicht hier liegen und so tun könntest, als wärst du Shoe. Schließlich sehen schwarze Katzen alle ziemlich gleich aus.
    Das hörte Morris eigentlich nicht so gern. Aber was ist, wenn wir beide gleichzeitig auftauchen? Außerdem habe ich dieses Halsband um. Trägt eure Katze auch eins?
    Nein. Dann passen wir eben gut auf, okay? Mrs. Tobias ist alt und wird einfach glauben, sie sieht doppelt. Man kann jeden dazu bringen, dass er glaubt, er sei verrückt, außer die, die es wirklich sind.
    Morris richtete sich auf, die Pfoten hübsch säuberlich auf dem Gras platziert. Mungo setzte sich ebenfalls auf und versuchte, seine Pfoten so hinzukriegen, schaffte es aber nicht. Na los.
    Doch Morris rührte sich nicht, sondern hob nur eine Pfote und stellte sie auf, hob die andere und stellte sie auf, so wie Mungo es immer machte, wenn er unschlüssig war.
    Ich will nach Hause, sagte Morris.
    Mungo wurde traurig, als Heimweh den Platz einnahm, den Hunger gerade freigemacht hatte.
    Ehrlich, sagte Morris.
    Mungo wusste nicht, was für eine Botschaft er daraufhin zurückschicken sollte.

15. KAPITEL
    War es eigentlich nicht möglich, fragte sich Jury, während er an diesem späten Donnerstagmorgen auf sein Telefonblöckchen blickte, dass Carol-Anne Palutski in ordentlichem Englisch schrieb? Und hatten sie das Thema denn nicht schon ziemlich erschöpfend behandelt? Offensichtlich nicht, denn hier war wieder so ein Konstrukt:
    »S.W. hat anger um z. sagen die b.c. Fr. wurde ident von Bes der Agen nam ♥.«
    Ein Herz. Hieß denn etwas »Herz«? Nein. Stand der Valentinstag bevor? Nein, sie hatten Mai. »Sergeant Wiggins hat angerufen, um Ihnen zu sagen …« So viel war klar. Nicht klar war natürlich genau das, weswegen S.W. angerufen hat, richtig?
    Zum Teufel! Jury nahm den Hörer und tippte Wiggins’ Nummer im Büro ein. Keine Antwort. Er knallte den Hörer auf die Gabel (sein Telefon war ein Überbleibsel aus dem Pleistozän), sammelte seine Schlüssel ein und verließ die Wohnung.
     
    »›Herz‹. Das ist ja komisch, Chef.« Wiggins blubberte los.
    Jury kniff die Lippen zusammen, um nicht laut zu schreien. »Könnten Sie mich vielleicht darüber aufklären, was ›Herz‹ hier bedeuten soll?«
    »Verzeihung. Das bezieht sich auf Valentine. Valentine’s Escorts. Mariah verdingte sich ja nicht gerade als Bordsteinschwalbe in Shepherd Market, sondern arbeitete für einen Escort-Service. Die mögen etwas respektabler sein, sind aber immer noch Prostituierte. Das Büro von Valentine’s Escorts befindet sich in der Tottenham Court Road.«

    Na endlich. »Bravo, Wiggins. Die Nachricht ist Ihnen verziehen.«
    »Die Nachricht ist doch in Ordnung. Diejenige, die sie aufgenommen hat, mit der sollten Sie mal ein Hühnchen rupfen«, kam es rechthaberisch von Wiggins.
    »Habe ich bereits. Ohne Erfolg. Wie haben Sie das mit dem Escort-Service herausgekriegt?«
    »Habe ich gar nicht. Die Londoner

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