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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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das ekelhafte Gör bloß noch mit einem leichten Schubs zur Haustür hinauszubefördern.
     
    Der Nachmittag nahte, und Mungo steuerte sein Lieblingsplätzchen an, die Stelle unter einer kleinen schmiedeeisernen Bank im hinteren Garten. Eine Hundehütte gab es zwar auch, doch aus der machte er sich nichts.
    Während er auf die Bank zutrottete, spürte er bereits das kühle Gras am Bauch, den zarten Schatten, den die hauchfeinen Zweige eines Weidenbaums spendeten, die sich im Wind leicht bewegten.
    Er staunte deshalb nicht schlecht, als er sein Plätzchen bereits besetzt fand, von einer schwarzen Katze, die dort seelenruhig döste, ohne sich vom Verkehrsgetöse auf der Upper Sloane Street stören zu lassen. Sie lag, auf Katzenart geschickt, auf den Vorderpfoten und sah aus wie ein Laib Pumpernickel.
    Behutsam schlich Mungo sich näher und setzte sich weit genug abseits von der Bank hin, damit das Katzenvieh ihn verfehlte, falls es plötzlich aufwachte und ihm eins auswischen wollte. Das Tier schlief einfach weiter, ohne etwas zu merken. Einen Augenblick lang kam ihm der verrückte Gedanke, es könnte Schrödinger sein. Das fremde Tier war jedenfalls genauso schwarz und sah ganz so aus wie sie, bis auf das leuchtend blaue Band, das es um den Hals trug.
    Mungo holte sich einen Kieselstein unter einem Baum hervor und zielte damit auf die Katze. Das Steinchen rollte ihr vor die Pfote, doch die Katze verzog bloß die Nase, bevor sie sich noch viel tiefer in ihre Pumpernickelhaltung schmiegte. Höchst irritierend! Wenn jemand ihn , Mungo, mit einem Kiesel beschmiss, würde er doch aufschrecken und wild um sich schlagen. Er sprang auf die Bank, von wo aus er die Katze durch die schmiedeeisernen Zwischenräume der Sitzfläche beobachten
konnte. In der aufwendigen Schneckenverzierung waren breite Spalten, durch die er die Pfote stecken konnte, ohne allerdings ganz bis zu der Katze zu reichen.
    Vielleicht sollte er bellen, um die Katze aufzuwecken, doch dazu hatte er keine Lust. Bellen war nur der allerletzte Ausweg. Mungo hüpfte von der Bank und ging wieder an seinen vorigen Platz zurück. Er legte sich hin, den Kopf auf den Pfoten, den Blick auf gleicher Höhe mit den geschlossenen Augen der Katze. Wenn das Katzenvieh aufwachte, würde es einen Schreck kriegen. Na, das wäre ein Spaß.
    Die Augen der Katze gingen langsam auf, fast unmerklich. Mungo rappelte sich hoch, stützte sich erst auf eine Pfote, dann auf die andere, hin und her, als wollte er gleich davonsausen.
    Die Katze gähnte.
    Das ärgerte Mungo. Er war schließlich ein Hund. Er spitzte die Ohren. Die Katze schickte ihm eine Botschaft:
    Ich hoffe, ich bin nicht tot, und du bist nicht der Himmel.
    Erschrocken machte Mungo einen Schritt zurück. Er war sich nicht so sicher, dass die Botschaft schmeichelhaft war. Er schickte gleich eine zurück: Nein, hier ist nicht der Himmel, sondern Belgravia – obwohl manche behaupten würden, da bestehe kein Unterschied. Wer bist du?
    Morris.
    Die Katze schob ihr Hinterteil zurück und vollführte eine von diesen zen-artigen Streckübungen, die Katzen so gut beherrschen. Sogar Schrödinger sah in dieser Hinterteil-gen-Himmel-Pose gelenkig aus.
    Wohnst du hier in der Gegend?, fragte Mungo. In einem von den anderen Häusern? Das ist hier nämlich mein Garten.
    Morris legte sich wieder in die Pfoten-zur-Brust-Stellung, um die Mungo sie so beneidete.
    Nein, ich wohne ganz woanders.
    Damit kommst du aber nicht weiter. Weißt du denn nicht mal den Namen davon?

    Hätte nie gedacht, dass ich den mal wissen muss. Hätte nie gedacht, dass ich mal entführt werde. Die langsam blinzelnden Augen blinzelten wieder.
    Entführt! Wow! Das war angeblich Mungo mal passiert, kam dann aber anders. Die Geschichte hatte Harry erfunden. Wenn es etwas gab, worin Harry gut war, dann im Erfinden von Geschichten und anderen Lügnereien.
    Du meinst eine waschechte Entführung? Oder kennst du etwa Harry?
    Welchen Harry?
    Schon gut. (Je weniger gesagt wird, desto besser.) Du weißt aber nicht, von wo du entführt wurdest? Oder wohin?
    Fällt mir bestimmt wieder ein. Ich weiß, es ist ein Pub. Ich lag dort vorm Pub auf meinem Tisch im Garten und hielt ein Nickerchen, bis mich plötzlich jemand unsanft hochhob und mir ganz schön grob zusetzte. Dann war ich in einem Auto. Und was danach kam, daran kann ich mich nicht mehr erinnern.
    Welches Pub denn?
    Ich glaube, es heißt The Black Cat. Ab und zu sagt ein Gast, aha, ist das die Pubkatze? – und findet

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