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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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»Meine Mutter Isabelle. Sie war schön, finden Sie nicht?«
    Dies brauchte keine Bestätigung. »Ich kann die Ähnlichkeit zwischen Ihnen beiden sehen«, sagte Jury. Die jedoch nicht annähernd so stark war wie die zwischen der Frau auf dem Bild und Mariah Cox.
    Darin hatte Simon Santos’ Besessenheit wohl bestanden.
    Jury musste an Lu Aguilar denken. Mit Besessenheit kannte er sich aus.
     
    »Was halten Sie davon, Sir? Eins verstehe ich hier nicht: Ein Mann, bei dem alles bestens läuft, mit einem Haufen Geld obendrein. Bei dem die Frauen bestimmt Schlange stehen vor der Tür. Warum geht so einer hin und bezahlt ein Escort-Girl, ein Flittchen? Verstehe ich nicht.«
    Sie war kein Flittchen , wollte Jury schon sagen, wusste aber, dass es ihn eigentlich nichts anging. »Sie haben Stacys Foto gesehen.«
    »Ja …«
    »Und sehen Sie nicht die Ähnlichkeit mit Isabelle Santos? Stacy Storm war sein Trost.«
    Sie standen neben dem Wagen in der Pont Street. »Soll ich Sie in Islington absetzen? Ich bringe dann den Wagen zurück.«
    Jury schüttelte den Kopf. »Ich nehme mir ein Taxi. Ich will noch in die City.«

    »Es ist fast sieben. Wozu?«
    »Ins Old Wine Shades.« Lächelnd zog Jury die Gästeliste der Rexroths aus der Tasche.
    Wiggins prustete los. »Harry Johnson.«
    »Richtig. Ich kann’s kaum erwarten, zu hören, was er dazu sagt.« Jury hielt die Liste in die Höhe.
    »Glauben Sie, Sie können ihn in die Enge treiben?«
    »Oh, treiben werde ich ihn, keine Sorge. In die Enge und bis ans Ende.«
    Wiggins hatte den Wagen aufgeschlossen. »Wollen wir hoffen, dass es das nicht ist.«
    »Was?«
    »Das Ende.«
    Sie verabschiedeten sich, und Jury winkte sich ein Taxi her.

19. KAPITEL
    Dickens, so war historisch verbürgt, hatte hier getrunken. Wichtiger (zumindest für Jury momentan) war jedoch, dass Harry Johnson dies ebenfalls tat. Es war sein Lieblingslokal. Er saß auf seinem Stammplatz, vor sich irgendeinen hervorragenden, blutroten Tropfen und unterhielt sich mit Trevor, dem Barmann im Old Wine Shades.
    »Hallo, Harry.« Jury ließ sich auf den Barhocker neben ihm gleiten. »Wie geht’s denn so in letzter Zeit?« Als ob es ihn scherte.
    »Ach, du meine Güte, der Bulle. Sie habe ich ja seit Wochen nicht mehr gesehen.« Harry hatte sein silbernes Zigarettenetui hervorgezogen und zündete sich eine an.
    Jury hatte seinerseits die Gästeliste der Rexroths hervorgezogen. Er setzte ein offenkundig unaufrichtiges Lächeln auf und tippte Harry mit den zusammengefalteten Seiten gegen den Arm.
    »Ah! Haben Sie endlich einen Durchsuchungsbefehl, was? Höchste Zeit auch, damit ersparen Sie sich, mein Haus illegal zu plündern. Aber suchen Sie ruhig.« Harrys Lächeln erhob seinerseits Anspruch auf ein Patent für Unaufrichtigkeit.
    Dass es Jury bisher nicht gelungen war, sich einen Durchsuchungsbefehl zu beschaffen, weil nämlich kein hinreichender Tatverdacht bestand – nada, nichts, null -, fuchste ihn gewaltig. Harry hatte damals den Mord in Surrey begangen, und Jury hatte fest vor, es zu beweisen.
    Vorab ging es jedoch um diese Namensliste. »Wo waren Sie vergangenen Samstagabend, Harry?«

    »In Chesham. Auf einer Party. Wie Sie bereits wissen, sonst würden Sie ja nicht fragen. Ihr Fall, habe ich recht?« Harry versuchte es wieder mit dem Lächeln und dann mit einem bekümmerten, ebenso unaufrichtigen Blick. »Das mit dem armen Mädchen tut mir aber leid …«
    Nein, tat es nicht. Es scherte ihn nicht die Bohne.
    »… da draußen in der Kälte vor dem Black Cat, mit nichts an als Yves Saint Laurent.«
    »Woher wissen Sie denn das , Harry? Dieses Detail stand nicht in der Zeitung.«
    Harry musterte Jury mit der Überheblichkeit, die man normalerweise kleinen Kindern gegenüber an den Tag legt. »Ist einmal pro Woche Ihr dämlicher Abend und das ausgerechnet heute? Von den Rexroths natürlich. Die haben sich im Taumel der Aufregung auf alle Details gestürzt. In Chesham ist nämlich sonst nicht viel los. Ich rief sie an, nachdem ich davon gelesen hatte.«
    »Woher kennen Sie die Rexroths?«
    Harry seufzte. »So unterhalten wir uns also heute Abend? Lauter ›Woher wissen Sie, woher kennen Sie‹-Fragen? Timothy, oder wie er sonst heißt, Tip kenne ich deshalb, weil er hier zum Mittagessen herkommt.«
    »Wo waren Sie, nachdem Sie die Party verlassen hatten?«
    »Zu Hause. Möchten Sie ein Glas Wein? Es ist ein Côte de Nuits.« Er deutete auf die Flasche, die Trevor in einem Weinkübel deponiert hatte, aus dem ihn

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