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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Morris kam keine Antwort.
    Dieses Katzenvieh schlief doch nicht etwa?
     
    Obwohl das Old Wine Shades in der City lag, betrachtete Harry es als seine Stammkneipe, trotz der ziemlich langen Anfahrt. Für die brauchte Harry weniger als eine Viertelstunde, in Anbetracht des äußerst knappen Abstands, den er zwischen seinem Wagen und dem Rest der Welt zuließ: haarscharf an anderen Autos vorbei, anderen Leuten, Randsteinen, Katzen und Hunden. Mungo war immer gottfroh, überhaupt lebend anzukommen. Harry quetschte sich wie der Schieber eines Reißverschlusses zwischen die Autos am Embankment, schleuste sich dann in die King William Street ein und von dort in die Arthur.
    Der Jaguar hielt unmittelbar neben dem Pub in einer Parkverbotszone an, denn Harry erachtete es als sein gottgegebenes Recht, einfach zu parken, wo es ihm passte.
    Mungo schickte Morris die Botschaft, so lange zu warten, bis sie draußen waren.
    Das hast du mir schon mal gesagt.
    Es klang trotzig. Ein bisschen Anerkennung hätte Mungo schon vertragen können.
    Drinnen, auf seinem Lieblingsplatz an der Theke, ließ sich Harry auf eines seiner weinlastigen Gespräche mit Trevor ein.

    Mungo starrte zur Tür und fragte sich, wo wohl Morris war. Bestimmt hatte sie die geöffnete Tür verpasst und saß nun draußen fest. Ach, du liebe Güte!
    Trevor war irgendwohin verschwunden und kam jetzt mit einer Flasche wieder, und die beiden Männer brachten weitere wertvolle Minuten damit zu, sich darüber zu unterhalten.
    O Langeweile – gegrüßet seist du!
    Wo steckte denn bloß die Spürnase? Mungo wusste, er würde – Da! Er kam durch die Tür, gefolgt von Morris. Die sah die Spürnase aber nicht. Meine Güte! Konnten nicht mal Spürnasen kapieren, dass sie von einer Katze verfolgt wurden? Mungo hoffte bloß, dass seine Zuversicht nicht fehl am Platze war.
    »Hallo, Harry. Und Mungo.« Jury schmiss seinen Mantel auf einen Barhocker und griff hinunter, um Mungo den Kopf zu kraulen. Dann bemerkte er Morris. »Was zum Teufel macht denn Ihre Katze hier, Harry?«, lachte er.
    Harry sah hin. »Schrödinger?«, meinte er verwundert. »Das ist doch nicht Schrödinger.«
    Stimmt!, dachte Mungo. Stimmt, ist es nicht.
    Harry schaute noch einmal stirnrunzelnd hin. »Glaube ich wenigstens nicht.«
    Falsch! Typisch Harry – erkannte nicht mal seine eigene Katze.
    »Schrödinger«, sagte Jury lachend. »Die Katze ist tot, die Katze lebt.«
    Oh, nein!, dachte Mungo. NEIN, nein, nein, nein, nein, nein. Fang jetzt bloß nicht an mit dem Quantenmechanikkram!
    Harry staunte nicht schlecht. »Wie zum Teufel bist du denn hier reingekommen, Shoe?«
    Nein, oh, nein, oh, nein!
    Morris hielt sich dicht neben Jurys Hosenbein und starrte unverwandt zu ihm hoch. Starrte, schickte ihm alle möglichen Botschaften, alles wild durcheinander, in der Hoffnung, mit der schieren Anzahl die dichte Masse des Menschenhirns zu durchdringen.
Ich bin nicht Schrödinger, ich bin nicht Shoe, ich bin Morris, Morris, Morris aus dem Black Cat in Chesham …
    »Was ist das?«, erkundigte sich Jury nach einem Schluck von dem Wein, den Trevor gerade eingeschenkt hatte. »Der ist gut.«
    Trevor, der Weinexperte, verdrehte die Augen. »Überraschung, Überraschung, Superintendent.«
    Mungo pflanzte sich neben Morris hin und stimmte ein: Schau her, schau her, das ist nicht Schrödinger, das ist nicht Shoe, nein, nein, nicht Shoe, es ist Morris, Mor-risss, MORRIS, M-O-R-R-I-S …
    Harry hatte die Katze schon wieder völlig vergessen und brachte einen seiner nicht enden wollenden Lobgesänge auf den Rebensaft aus. Dann fragte er: »Und – kommen Sie denn mit diesen beiden Mordfällen irgendwie weiter?«
    Auf den Hinterbeinen stehend, platzierte Mungo die Vorderpfoten auf Jurys Stuhlkante. Es ist nicht Shoe! Hörst du! Black Cat, Black Cat, das Pub namens Black Cat …
    Morris stimmte mit ein: Black Cat, Black Cat, Dora, Doras Katze …
    Jury wunderte sich. »Was ist denn mit Mungo los? Der wirkt ja so zerstreut.« Er kraulte ihm den Kopf.
    Eine Frau auf der anderen Seite neben Harry beugte sich hinunter zu der Katze und säuselte: »Was für ein hübsches Kätzchen. Wie heißt es denn?«
    »Schrödinger. Ist aber eine Sie.«
    Nicht Schrödinger, es ist Morris. Morris. Mungo ließ nicht locker.
    Die Frau guckte verdutzt. »Das ist aber ein komischer Name. Was bedeutet der denn?«
    Jury konnte hören, wie Harry jedes Wort einzeln abwog, bevor er sie wie eine Handvoll Dartpfeile auf die Frau schleuderte.
    »Er

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