All the lonely people
vor, erst einmal sämtliche negativen Gedanken aufzuschreiben. Ihnen werden sicher einige Schwachpunkte einfallen, sobald Sie die folgenden Sätze ergänzen: »Männer (Frauen) sind …«, »Männer (Frauen) haben …«.
Nachdem Sie die negativen Eigenschaften zusammengestellt haben, formulieren Sie jede einzelne positiv um. Das liest sich dann beispielsweise so: »Männer können keine Gefühle zeigen« – »Männer zeigen Gefühle«; »Frauen sind launisch« – »Frauen sind beständig«.
Laut Susan Jeffers kann diese Übung Ihr Blickfeld erweitern. Indem Sie sich nämlich mit den gegensätzlichen Eigenschaften beschäftigen, erscheint Ihr Bild vom anderen Geschlecht vollständiger. Ihnen wird etwa bewusst, dass zwar einige Männer kaum Gefühle zeigen, andere dagegen wohl, und dass eine dritte Gruppe manchmal Emotionen zeigt und manchmal nicht. 23
Ich möchte die Übung noch erweitern, indem ich Sie bitte, die positiven Aussagen Ihrer Liste in Ihrer Umgebung zu überprüfen. Beobachten Sie genau, ob Sie dafür Belege finden. Wenn Sie vorurteilsfrei hinschauen, werden Sie bald merken, dass Ihre frühere Erfahrung einseitig ist. Ihre neue realistische Erkenntnis hilft Ihnen, Ihr Herz mehr zu öffnen. Von nun an müssen Sie sich nicht mehr vor »den« Männern oder »den« Frauen schützen. Sie schauen genau hin und wählen dann diejenigen, deren Eigenschaften Ihnen gefallen.
Haben Sie Angst vor Nähe?
I n der Liebe kommen wir uns körperlich und seelisch so nahe wie in keiner anderen Beziehung. Diese Vorstellung macht nicht nur glücklich, sondern vielen von uns auch Angst. Unser Verstand sagt uns zwar, dass das Unsinn ist, doch die alte Kinderangst ist unbewusst stärker. Vor allem diejenigen, die früher keine Grenzen setzen durften, fürchten, sich selbst aufgeben zu müssen, sobald sie eine Bindung eingehen. Besonders Jungen und Mädchen, die autoritär erzogen wurden, hatten wenig Chancen, ihre Vorstellungen offen durchzusetzen. Vielleicht sind auch Sie mit Sprüchen aufgewachsen wie: »Kinder mit ’nem Willen kriegen was auf die Brillen«, »Kinder bei |98| Tische – stumm wie die Fische« oder »Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, tust du, was ich dir sage.«
Oder der Druck wurde subtil ausgeübt. Die Eltern zeigten sich traurig und enttäuscht, wenn Sie Ihre eigenen Wünsche durchsetzen wollten. Möglicherweise machte es die Familiensituation erforderlich, dass Sie Ihre Bedürfnisse zurückstellten. Eine depressive Mutter, ein kranker Vater, ein behindertes oder verhaltensauffälliges Geschwister verlangen ein Höchstmaß an Anpassung.
Das Fazit aus solchen und ähnlichen Erfahrung ist, dass wir nicht gelernt haben, deutlich nein zu sagen. Wir mussten erleben, dass unsere Wünsche kaum respektiert wurden. Also haben wir verinnerlicht, dass Liebe bedeutet, vereinnahmt oder ausgenutzt zu werden.
Wenn uns heute jemand nahe kommt, sind wir darauf angewiesen, dass er oder sie von sich aus Rücksicht nimmt und unsere Grenzen respektiert. Wir selbst trauen uns nicht, das einzufordern. Von daher ist es kein Wunder, dass wir als Erwachsene bei der Partnersuche einen seelischen Spagat machen: Der bewusste Teil in uns sehnt sich nach Nähe und enger Bindung, der verborgene flüstert uns zu: »Lauf weg, so schnell du kannst. Du weißt doch, was passiert, wenn du dich auf jemanden einlässt.« Im Endergebnis führt das dann dazu, dass wir entweder niemanden finden oder nur solche Menschen, bei denen uns eine innere oder äußere Kluft vor allzu großer Nähe schützt:
• Sie sind verheiratet oder fest gebunden.
• Sie leben in einer anderen Stadt oder sogar einem anderen Land.
• Sie können sich nicht entscheiden.
• Sie lieben uns nicht genug.
• Sie entsprechen nicht unserem Niveau.
• Sie passen nicht in das Milieu, in dem wir leben.
Wie Sie die Angst vor Nähe überwinden
S olange Sie wie früher signalisieren, dass Sie wehrlos sind, sich immer nett und freundlich verhalten und für alles Verständnis zeigen, |99| erlauben Sie den anderen, über Sie zu bestimmen. Machen Sie sich klar, dass Sie heute kein kleines Mädchen oder kein kleiner Junge mehr sind, mit dem man beliebig umspringen kann. Inzwischen sind Sie erwachsen geworden und stark genug, um Grenzen zu setzen. Sagen Sie sich vor jedem Treffen mit einem Mann oder einer Frau, die Sie interessiert:
•
Ich bin erwachsen.
•
Ich bestimme die Spielregeln.
•
Ich habe ein Recht
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